gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Bilaterale Dissection der Arteria vertebralis bei Jefferson-Fraktur – eine seltene Komplikation

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Andreas Badke - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Germany
  • Hagen Christopher Baron - Bg-Unfallklinik Tübingen, Sektion f. Wirbelsäulenchirurgie, Tübingen, Germany
  • Babett Klipphahn - Bg-Unfallklinik Tübingen, Sektion f. Wirbelsäulenchirurgie, Tübingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO21-500

doi: 10.3205/13dkou735, urn:nbn:de:0183-13dkou7352

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Badke et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Fragestellung: Frakturen des 1. Halswirbels machen zwischen 2 und 13% aller HWS - Verletzungen und ca. 1,3% aller Wirbelsäulenverletzungen aus. Begleitende Gefäßverletzungen werden in der Literatur nur selten beschrieben, können aber für die Therapieplanung von wesentlicher Bedeutung sein.

Methodik: Falldarstellung:

Der 33 jährige Patient verunfallte als Entwicklungshelfer in Afrika und wurde 6 Tage nach dem Trauma mit weiterhin bestehenden Nackenschmerzen in unsere Klink eingeliefert.

Die CT - Diagnostik ergab eine Atlasfraktur Gehweiler IIIb im Sinne einer 4 - part Jeffersonfraktur. Es folgte eine MRT - Angiographie. Hierbei zeigte sich eine beidseitige Dissektion der Arteria vertebralis. Es bestand eine Kollateralisierung aus der Arteria cervicalis ascendens mit Versorgung der Arteria basilaris durch eine Wiederauffüllung aus dem distalen V3- bzw. V4-Segment bis zum Basilarisfusspunkt. Das mittlere und distale Basilarisdrittel wurde über eine retrograde Perfusion aus der A. cerebri posterior links via Ramus communicans posterior links versorgt.

Aufgrund dieser Konstellation bestand bei einer operativen Versorgung insbesondere über den dorsalen Zugang ein erhebliches Risiko einer zusätzlichen Kompromittierung der Durchblutung im Basilaris-Stromgebiet. Es wurde daher eine konservative Therapie mittels Halo-Traktion eingeleitet. Die initiale Traktion mit 10% des Körpergewichtes über 3 Tage erbrachte keine Stellungsverbesserung der Fraktur, so dass der Halo - Fixateur komplettiert und der Patient mobilisiert wurde. Der Fixateur wurde nach 12 Wochen entfernt. Der Patient war bis zu diesem Zeitpunkt gewichtsadaptiert mit niedermolekularem Heparin versorgt. Nach Abnahme des Halo-Fixateurs erfolgte die Marcumarisierung für 1 Jahr. Anlässlich der jährlichen MR - angiographischen Kontrolle konnte eine vollständige Rekanalisierung der Art. vertebralis re. sowie eine partielle Rekanalisierung li. nachgewiesen werden. Bei der letzten Nachuntersuchung 3 Jahre nach dem Unfall zeigte sich die Stellung des Atlas unverändert. Der Patient war weitgehend beschwerdefrei und konnte seiner Tätigkeit als Bauingenieur im Entwicklungsdienst in Mittelamerika in vollem Umfang nachgehen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Gefäßverletzungen bei Atlasfrakturen sind selten. Bei dislozierten 4 - part - Frakturen kann es jedoch durch die Dissektion der Art. vertebralis zu einer erheblichen Beeinträchtigung des arteriellen Zustroms in die Art. basilaris kommen. Eine operative Manipulationen,insbesondere bei stark dislozierten Frakturen geht mit der Gefahr einer Verletzung der noch nicht verschlossenen Arterie oder Beeinträchtigung des Kollateralkreislaufes einher. Der praeoperative Gefäßstatus ist daher für die Therapieplanung von erheblicher Bedeutung. Eine angiographische Abklärung, idealerweise mittels MR - Angiographie ist daher für die Operationsplanung bei dislozierten Atlasfrakturen obligat.