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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Spinal cord injury without radiographic abnormality (SCIWORA) – Zwei Fallbeispiele bei erwachsenen Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Wolfgang Martin - BG Unfallklinik Duisburg, Duisburg, Germany
  • Dieter Rixen - BG Unfallklinik Duisburg, Duisburg, Germany
  • Armin Scholz - Universitätsklinik Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Stefan Hobrecker - BG Unfallklinik Duisburg, Duisburg, Germany
  • Ludger Poll - BG Unfallklinik Duisburg, Duisburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO21-729

doi: 10.3205/13dkou734, urn:nbn:de:0183-13dkou7342

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Martin et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das Krankheitsbild SCIWORA (Spinal cord injury without radiographic abnormality) ist meist bei pädiatrischen Patienten nachweisbar. Als Gründe für das Auftreten von neurologischen Ausfallerscheinungen bei Kindern und Jugendlichen ohne Nachweis einer strukturellen Schädigung des Spinalkanals in der Röntgen-und CT-Diagnostik wurde die vermehrte elastische biomechanische Dehnbarkeit des kindlichen Band- und muskuloskelettalen Halteapparats genannt. Als auslösender Mechanismus wurde eine Hyperextension/ flexion, sowie eine Distraktion in der Längsachse im Bereich der HWS genannt. In vorgestellten Studien zeigte sich, dass bereits Bagatelltraumata eine neurologische Ausfallerscheinung auslösen können. In der Literatur ist das Krankheitsbild SCIWORA bei Erwachsenen nur selten geschildert worden. In der vorliegenden Untersuchung werden zwei klinische Fälle von SCIWORA beim Erwachsenen vorgestellt und mit dem klinischen Erscheinungsbild des pädiatrischen Patienten verglichen.

Methodik: In dieser Untersuchung wird der klinische Verlauf des SCIWORA vom Aufnahmetag bis zur Nachuntersuchung retrospektiv dargestellt. Es erfolgt die Darstellung des Unfallmechanismus, des klinischen Aufnahmebefunds, der Diagnoseerhebung und der Erstbehandlung. Besonders Augenmerk wird auf die radiologische Diagnostik, mit den durchgeführten nativradiologischen, computertomographischen sowie kernspintomographischen Untersuchungen, gelegt. Die Bedeutung der einzelnen Untersuchungen zur Diagnoseerhebung wird diskutiert. Die interdisziplinäre stationäre Behandlung und der Entlassungsbefund werden beschrieben. Die in der Nachuntersuchung zur Überprüfung des Vorhandenseins und Objektivierung von neurologischen Ausfallerscheinungen erhobenen Befunde werden dargestellt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die klinischen Verläufe der geschilderten Fälle zeigten deutliche Gemeinsamkeiten: neurologisch lag bei Aufnahme eine komplette Paraplegie der Beine vor, sensorisch waren keine pathologische Befunde zu erheben, bei physiologischem Sphinktertonus und ohne Auslösbarkeit von pathologischen Reflexen. Die bildgebende Diagnostik ergab keine Anzeichen einer strukturellen Schädigung der knöchernden Strukturen, disco-ligamentäre Instabilitäten oder Rückmarkschäden. Bei beiden Patienten erfolgte eine kurzzeitige intensivmedizinische Überwachung, im weiteren Verlauf wurde frühzeitig eine intensive physio- und ergotherapeutische Beübung im Sinne einer Quersschnittserstbehandlung mit begleitender neurologischer und psychologischer Betreuung begonnen. In beiden Fällen kam es zu einer spontanen Regredienz der Symptomatik.

Unter Beachtung der aktuellen Literatur ist ein SCIWORA-Syndrom im Erwachsenenalter eine Rarität. Nach Ausschluss aller strukturellen Verletzungsmöglichkeiten (ossär, ligamentär, spinal) zeigen sowohl die eigenen Fälle als auch die Literatur eine güngstige Prognose mit zumeist kompletter Remission der neurologischen Symptomatik.