gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Strahlentherapie-assoziierte Insuffizienfrakturen bei Weichteiltumoren – eine Fallserie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Karl Braun - Klinikum rechts der Isar, TU München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Clemens Netter - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum Rechts der Isar, München, Germany
  • Florian Pohlig - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum Rechts der Isar, München, Germany
  • Ulrich Lenze - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum Rechts der Isar, München, Germany
  • Hans Rechl - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum Rechts der Isar, München, Germany
  • Rüdiger von Eisenhart-Rothe - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum Rechts der Isar, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO15-1310

doi: 10.3205/13dkou659, urn:nbn:de:0183-13dkou6595

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Braun et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Strahlentherapie von Weichteiltumoren besitzt in der neoadjuvanten und adjuvanten Anwendung einen festen Stellenwert. Trotz moderner Bestrahlungsplanungen und Bestrahlungstechniken wie zum Beispiel der Image-Guided Radiation Therapy (IGRT) oder der Intensitäts-Modulation (IMRT) lässt sich eine Belastung des umliegenden Gewebes mit entsprechenden Strahlendosen nicht ganz vermeiden. So sind postradiogene Veränderungen des Knochens mit verminderter Stabilität und erhöhter Frakturrate aufgrund von Osteopenie, Veränderungen der Trabekelstruktur und Zellschäden von Osteoblasten, Osteoklasten sowie Osteozyten assoziiert. Diese Insuffizienzfrakturen stellen den behandelnden Arzt aufgrund der veränderten Knochenbiologie, Biomechanik und den häufig schlechteren Weichteilverhältnisse vor eine große Herausforderung in der osteosynthetischen Versorgung.

Methodik: Wir präsentieren 4 Fälle von Strahlen-induzierten Insuffzienzfrakturen langer Röhrenknochen nach der Therapie von Weichteiltumoren mit Strahlengesamtdosen von jeweils > 58 Gy. Allen Fällen gemein ist ein Auftreten der Frakturen ohne adäquates Trauma mindestens 1 Jahr post radiationem und bei zunächst komplikationslosen Verläufen. Weiterhin erhielten die Patienten bis zum Auftreten der Fraktur keine medikamentöse anti-osteoporotische Therapie.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 3 Patienten erhielten eine intramedulläre Marknagelung sowie 1 Patient eine endoprothetische Versorgung. Die individuelle Therapielösung erfolgte entsprechend der Knochenbiologie, Biomechanik und des Weichteilstatus. Der postoperative Verlauf zeigte in den radiologischen Kontrollen zwar eine verzögerte jedoch zunehmende knöcherne Konsolidierung, bzw. eine regelrechte Prothesenintegration. Weiterhin erfolgte die medikamentöse Therapie mittels Vitamin D und Calcium.

Strahlengesamtdosen von > 60 Gy stellen einen signifikanten Risikofaktor für das Auftreten von Insuffizienzfrakturen dar. Trotz der insgesamt niedrigen Inzidenz zeigen Frakturraten von 1,2 - 6,4 % im Bereich der unteren Extremität bzw. von 1,7 - 11 % im Bereich des Beckens deren Bedeutung auf. Dem Vorteil einer lokalen Tumorkontrolle stehen also unter anderem eine verminderte Knochenqualität und -stabilität gegenüber. Aufgrund der zu erwartenden hohen Komplikationsrate im Bezug auf Pseudarthrosen, Wundheilungsstörungen und Infektionen muss der Behandlungsplan jeweils individuell den gegebenen Umständen angepasst werden. Daher lässt sich kein zielführender Standard in der Therapie von Insuffizienzfrakturen definieren. Jedoch zeigen unsere Erfahrungen, dass sich mit dem bereits frühzeitigen Einsatz von Vitamin D und Calcium sowie dem Einsatz intramedullärer, aufgebohrter Osteosyntheseverfahren bessere Ergebnisse als in der Literatur beschrieben erreichen lassen.