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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Steigende Inzidenz von Femurschaftfrakturen älterer Frauen: eine epidemiologische Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniel Toben - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Johannes M. Rueger - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Hans-Georg Radtke - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Andreas Gasser - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Hiroaki Saito - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Carl Haasper - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Eric Hesse - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO12-180

doi: 10.3205/13dkou606, urn:nbn:de:0183-13dkou6068

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Toben et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Femurschaftfrakturen (FSF) sind schwere Verletzungen, die als Hochenergietraumata des jungen Mannes gesehen werden. Es ist nicht klar, wie sich die Inzidenz von FSF in hochentwickelten, alternden Gesellschaften Europas verändern. Um dies zu beantworten, analysierten wir die Epidemiologie von FSF in Deutschland.

Methodik: Diese retrospektive Studie enthält Daten aus drei komplementären Datenbanken. Vom statistischen Bundesamt (StBA) wurde die Gesamtzahl der FSF in Deutschland zwischen 1993 und 2005 anhand der International Classification of Disease (ICD) abgefragt. Zusätzlich wurden Daten einer Klinik der Maximalversorgung von 1.837 Patienten mit FSF zwischen 1985 und 2007 analysiert. Darüber hinaus wurden Daten einer Datenbank zur Unfallforschung mit 27.542 Verkehrsunfällen in Bezug auf die Anzahl von FSF zwischen 1985 and 2006 ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Anzahl von FSF bei Männern nahm ab, stieg hingegen bei Frauen an und war seit 1993 bei Frauen häufiger als bei Männern. Ferner traten FSF bei Männern hauptsächlich im Alter von 15-25 Jahren auf, während FSF bei Frauen erst sehr viel später im Alter von über 75 Jahren auftraten. Die Analyse der Daten des StBA zwischen 1993 and 2005 zeigte, dass die Gesamtzahl der FSF in Deutschland kontinuierlich von 44.251 auf 21.728 pro Jahr abnahm. Die Ergebnisse der Unfallforschung und die der Krankenakten der Maximalversorgenden Klinik bestätigten den Abfall der Anzahl von FSF trotz einer Zunahme der Verkehrsdichte. Bei den in der Unfallforschung erfassten Verkehrsunfallopfern sank der Anteil von Verletzten mit FSF von 3,5% im Jahr 1985 auf 1,4% im Jahr 2006.

Unsere Daten zeigen eine zweigipflige Altersverteilung von FSF mit einem abnehmenden Gipfel bei jungen Männern und einem zunehmenden Gipfel bei älteren Frauen. Durch letzteren ist die Anzahl von FSF bei Frauen höher als bei Männern. Diese Ergebnisse zeigen, dass in einer alternden Bevölkerung FSF eine höhere Bedeutung bei älteren Frauen als bei jungen Männern erlangen. Die fallende Inzidenz von FSF in Deutschland trotz einer zunehmenden Verkehrsdichte könnte einer erhöhten Verkehrssicherheit zugeschrieben werden. Zusammengenommen legt dies eine Verschiebung des ursächlichen Traumamechanismus von Hoch- zu Niederigenergietraumta nahe. Es erscheint insofern möglich, dass altersbedingte Veränderungen des Skeletts zur Entstehung von FSF beitragen. FSF werden zunehmend insbesondere bei älteren Patienten zu einer bedeutenden klinischen Herausforderung.