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Ersatz des Streckapparates am Kniegelenk mittels autologem Sehnenmaterial nach traumatischem Verlust von Patellasehne, Patella und Anteilen des M. quadriceps. – Eine Fallvorstellung
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
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Fragestellung: Ein 17-jähriger polytraumatisierter Patient wurde über den Schockraum in unsere Klinik eingeliefert, nachdem er als Motorradfahrer in einen Frontalzusammenstoß mit einem PKW verwickelt worden war. Als führende Verletzung zeigte sich ein traumatischer Verlust des Streckapparates am linken Kniegelenk einschließlich Patella, Patellarsehne, Tuberositas tibiae und Anteilen des M. vastus lateralis. Des Weiteren bestand eine Fraktur der lateralen Femurkondyle, eine Fraktur der proximalen Fibula mit Luxation des proximalen Tibiofibulargelenks, ein Abriss des Außenmeniskus und eine Kontusion des N.peroneus mit Fußheberschwäche vom Kraftgrad 1/5. Ziel unserer Behandlung war die Wiederherstellung des Streckapparates zur Vermeidung einer höhergradigen Funktionseinschränkung und damit einhergehenden Minderung der Lebensqualität des Patienten.
Methodik: Am Unfalltag erfolgte nach Debridement der Weichteile die minimal-invasive Verschraubung der lateralen Femurkondylenfraktur, die Transfixation des proximalen Tibiofibulargelenks und die Anlage eines kniegelenksüberbrückenden Fixateur externe. Im weiteren Verlauf erfolgten Spalthauttranplantationen und eine Transpositions-Lappenplastik am Unterschenkel zur Deckung der Weichteile. Nach Abschluss der Wundheilung konnte zwei Monate nach dem Unfall der Ersatz des Streckapparates am Knie vollzogen werden. Zur Überbrückung der Defektstrecke von 14cm wurde autologes Sehnenmaterial (Gracilis- und Semitendinosussehne) proximal mit Resten der Quadricepssehne adaptiert. Distal wurde das Sehnenmaterial armiert (FiberWire®, Arthrex) und in Höhe der ehemaligen Tuberositas tibiae durch eine intraossären Press-fit Technik fixiert. Seit dem Unfall stellt sich der Patient zur Begleitung des Genesungsprozesses regelmäßig in unserer Kniesprechstunde vor.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zwei Jahre nach Rekonstruktion des Streckapparates ist der Patient ohne Zuhilfenahme von Unterarmgehstützen vollständig mobilisiert. Es zeigt sich ein nahezu physiologischer Bewegungsumfang in der Extension/Flexion von 0°/0°/120° bei einer Streckkraft von 5/5. Bei persistierender N. peroneus Parese ist der Patient auf eine Peroneus-Orthese angewiesen.
Der traumatische, komplette Verlust des Kniegelenk-Streckapparats ist selten und die Behandlungsoptionen sind limitiert. Als alternative Versorgung wäre die Arthrodese des Kniegelenks eine nur unbefriedigende Option für einen 17-jährigen Patienten. Die Implantation eines Patella-Allografts wird zwar in der Literatur beschrieben, ist jedoch häufig mit Abstoßungsreaktionen oder Resorption des Knochenmaterials verbunden. Eine Rekonstruktion des kompletten Streckapparates nach Verlust der Patellarsehne, der Patella und des M. vastus lateralis mit autologem Sehnenmaterial ist bisher einzigartig.