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Motivation und Bereitschaft des gegenseitigen Untersuchens im klinischen Untersuchungskurs
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
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Fragestellung: Der klinische Untersuchungskurs gehört weltweit seit Jahrzehnten zur medizinischen Ausbildung. Hierbei soll der Untersucher zum einen die Kenntnisse des Untersuchens, zum anderen das Gefühl des Untersuchtwerdens erlangen, um sich so die Untersuchungstechnik anzueignen und sich in den Patienten hineindenken zu können. Zur Verbesserung des klinischen Untersuchungskurs führten wir eine Studie zur Bereitschaft des eigenen Untersuchtwerdens durch.
Methodik: Eine Fragebogenumfrage mit 61 Items wurde an Medizinstudenten vor dem klinischen Untersuchungskurs durchgeführt. Gefragt wurde nach anthropometrischen Daten, Religiösität, der Motivation und der Wichtigkeit des Untersuchungskurses. Des Weiteren wurde die Bereitschaft einer gleichgeschlechtlichen/nicht-gleichgeschlechtlichen Untersuchung von 11 verschiedenen Körperregionen (Kopf und Hals, Hand, Arm und Schulter, Oberkörper, Brust, Abdomen, Rücken, Leiste, Fuß/Unterschenkel, Kniegelenk und Hüftgelenk) durch einen Kommilitonen oder ärztlichen Tutor erfragt. Es erfolgte eine deskriptive Statistik. Zum Gruppenvergleich wurde bei nicht normalverteilten Parametern der Mann-Whitney U Test angewandt. Ein p-Wert < 0,05 wurde als statistisch signifikant erachtet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 142 Studenten mit einem durchschnittlichen BMI von 21,9 kg/m2 (f=19,7 vs. m=24,9; p< 0.001) nahmen an der Studie teil. Hiervon bezeichneten sich 114 Studenten als Christen, 9 als Muslime, 6 als anders religiös und 11 als religionsfrei. Zwölf Studenten bezeichneten sich als stark religiös, 98 als weniger stark religiös und 32 gaben keine Angaben an. Die Wichtigkeit des Untersuchungskurses wurde mit 8,6 von 10 Punkten (f=8,68 vs. m=8,49; p>0,05) bewertet, die eigene Motivation wurde mit 7,8 von 10 Punkten (f=7,93 vs. m=7,62; p>0,05) angegeben. Die größte Bereitschaft sich untersuchen zu lassen lag für die gleichgeschlechtliche Untersuchung durch einen Kommilitonen im Bereich der Hand (99,3%) vor. Die geringste Bereitschaft zeigte sich bei der Untersuchung der Brust (35,2%) durch einen nicht-gleichgeschlechtlichen ärztlichen Tutor. Es ergab sich eine hoch signifikant (p<0,001) geringere Bereitschaft von Frauen, sich gleichgeschlechtlich im Bereich der Brust und nicht-gleichgeschlechtlich im Bereich des Oberkörpers, Brust, Leiste und Hüftgelenk untersuchen zu lassen. Für den Untersuchungskurs favorisierten 34 Studenten eine nicht-gleichgeschlechtliche Gruppe, 9 eine gleichgeschlechtliche Gruppe und 90 eine selbst bestimmte Gruppe.
Zusammenfassend zeigt sich eine starke Motivation und Schätzung des Untersuchungskurses, wobei es erstaunlicherweise keine Region des Körpers mit einer 100-prozentigen Untersuchungsbereitschaft gibt. Die in unserer Studie gefundenen kritischen Regionen von Oberkörper, Brust und Leiste decken sich mit den publizierten kritischen Körperregionen in Länder mit hohen Anteil von Medizinstudentinnen. Eine mögliche Ergänzung zum Erlernen kritischer aber wichtiger Untersuchungsregionen ist das standardisierte Einsetzen von Simulationspatienten.