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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Krankenhaushygiene verbessern: Ergebnisse aus 2 Jahren aktiver MRE Surveillance bei Patienten mit Auslandaufenthalt

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Seifert - Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin, Germany
  • Matthias Frank - Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin, Germany
  • Dirk Stengel - Unfallkrankenhaus BerlinZentrum für Klinische Forschung, Berlin, Germany
  • Axel Ekkernkamp - Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI55-268

doi: 10.3205/13dkou409, urn:nbn:de:0183-13dkou4097

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Seifert et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Etwa 54 Mio Deutsche verreisten 2011 mindestens einmal, was einer Reiseintensität von 76,2% entspricht.

Neben innereuropäischen Zielen zählen die Türkei, aber auch der ferne Osten sowie Nordafrika und Mittelamerika zu beliebten Urlaubsorten.

Unter hygienischen Aspekten birgt der Tourismus insbesondere im Hinblick auf die Verschleppung zum Teil hochresistenter Erreger Gefahren: Die Prävalenz bestimmter Bakterien ist dabei wesentlich von den hygienischen Zuständen innerhalb der Länder, aber auch von Umgang mit Antibiotika abhängig.

Um eine Transmission resistenter Erreger aus endemischen Gebieten anderer Länder zu vermeiden, erweiterten wir bereits im März 2011 unser MRSA Screening auf ein generelles Screnning auf MRE (multiresistente Erreger).

Methodik: Alle Patienten, bei denen eine stationäre Übernahme aus dem Ausland notwendig ist oder Patienten, bei denen anamnestisch ein Auslandsaufenthalt zu eruieren ist, werden seit dem 15.03.2011 im Rahmen der stationären Aufnahme auf multiresistente Erreger (MRE) gescreent.

Die MRE Screeningabstriche werden von Rachen, Perineum und aus dem Urin sowie bei Verletzungen oder Wunden von diesen abgenommen. MRSA Screeningabstriche werden von Nase, Rachen, Leiste und Perineum durchgeführt.

Das MRSA Screening erfolgt anhand eines kommerziellen qualitativen Tests zur in-vitro Diagnostik von MRSA (Xpert MRSA©), das das Prinzip der automatisierten Polymerase-Kettenreaktion zum Nachweis von MRSA DNA nutzt. Zusätzlich erfolgt die Anlage einer Kultur mit Selektionsnährmedium.

Die MRE Abstriche wurden auf speziellen ESBL- und VRE-Agarnährböden ausgestrichen und bebrütet. Bei Wachstum erfolgte eine vollautomatisierte Differenzierung mit Resistenzbestimmung (Vitek® 2, Fa. Biomerieux).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt 133 Patienten (84 Männer,47 Frauen) wurden auf MRE gescreent werden.

Bei 31 Patienten (23%) mit einem durchschnittliche Alter von 49 Jahren konnten 47 MRE nachgewiesen werden.In 20 Fällen handelte es sich um Kolonisationen, und in 11 Fällen um Infektionen, die antibiotisch behandlungsbedürftig waren. 122 Patienten hatten im Ausland einen stationären Aufenthalt, 8 Patienten waren ambulant behandelt worden und bei 3 Patienten ließ sich kein Anhalt für einen möglichen Kontakt zum ausländischen Gesundheitssystem ausmachen.

Nachgewiesen werden konnten insgesamt 8mal 2MRGN (mit ESBL) Erreger (17%), 18mal 3MRGN (38%) und 12mal 4MRGN (26%) Erreger (Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und oxytoca, Acinetobacter baumanii, Pseudomonas aeruginosa, Proteus, Stenotrophomonas) sowie 9mal MRSA (20%). Die durchschnittliche Isolierungsdauer betrug 39 Tage.

Die MRE gescreenten Patienten hatten Auslandsaufenthalte überwiegend im europäischen Ausland (n=71)gefolgt von Asien (n=35), Afrika (n=22), Amerika (n=4) und Australien (n=1).

Der hohe Prozentsatz von Patienten mit positivem Nachweis von MRE nach Auslandsaufenthalt zeigt die Dringlichkeit der erst seit Ende 2012 von der KRINKO empfohlenen aktiven Surveillance auch gramnegativer Stäbchen für Krankenhäuser.