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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Die unterschiedlichen Hauptverletzungszonen des schwerverletzten Zweiradfahrers

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tobias Helfen - Klinik für Allgem.-, Unfall-, Hand- und plastische Chir., München, Germany
  • Rolf Lefering - IFOM, Köln, Germany
  • Martina Moritz - Klinik für Allgem.-, Unfall-, Hand- und plastische Chir., München, Germany
  • Wolf Mutschler - Klinik für Allgem.-, Unfall-, Hand- und plastische Chir., München, Germany
  • Stefan Grote - Klinik für Allgem.-, Unfall-, Hand- und plastische Chir., München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI52-732

doi: 10.3205/13dkou386, urn:nbn:de:0183-13dkou3867

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Helfen et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Laut Deutschem statistischem Bundesamt ist die Inzidenz schwerverletzter Kraftrad- und Fahrradfahrer nahezu 1:1. Im Jahre 2010 wurden demnach 12.076 Kraftradfahrer, und 12.143 Fahrradfahrer "schwer verletzt". Beide Kollektive werden hier unter dem Begriff "Zweiradfahrer" subsummiert. Diese Definition ist medizinisch unzureichend. Mehrere Studien weisen bezüglich Inzidenz und Verletzungsmuster der beiden Kollektive: "schwerverletzter Kraftradfahrer" und "schwerverletzter Fahrradfahrer" Unterschiede auf. Studien, die das Gesamtverletzungsmuster eines grossen Kollektivs, sowie dessen präklinische und klinische Behandlung und das Outcome erfassen, existieren bislang nicht. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die beiden Kollektive unter den angeführten Gesichtspunkten zu untersuchen.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Auswertung des Traumaregisters der DGU. Einschlusskriterien waren ein Verkehrsunfall als Kraftrad- oder Fahrradfahrer mit einem ISS kleiner gleich 9 in Kombination mit notwendiger intensivmedizinischen Therapie. Mit einer Gesamtzahl von 8.244 Patienten wurden 5.427 Kraftrad- und 2.817 Fahrradfahrer zwischen 2002 und 2012 in die Studie eingeschlossen. Neben den Verletzungsschwerpunkten wurden epidemiologische Aspekte, Patientenzustands- sowie Behandlungsunterschiede im Verlauf der gesamten Behandlung untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Verhältnis der schwerverletzten Kraftradfahrer im Vergleich zu den Fahrradfahrern lag bei etwa 2:1 (65,8% vs. 34,2%). 89,2% der Kraftrad- und 68,9% der Fahrradfahrer waren männlich. Der mittlere ISS betrug bei den Kraftradfahrern 26,6 (±13,3), bei den Fahrradfahrern 23,7 (±12,6). Im Kollektiv der Kraftradfahrer führten schwere Thoraxtraumata (63,9%) gefolgt von schweren Verletzungen der unteren und oberen Extremitäten (49,8%) im Sinne einer Polytraumatisierung zum Status "schwerverletzt". Dem gegenüber führten im Kollektiv der Fahrradfahrer signifikant isolierte schwere Schädel-Hirn-Traumata (71.9%) im Sinne einer Monoverletzung zum Studieneinschluss. Die Inzidenzen einiger Befunde wie: initialer GCS (11,9 vs. 10,6), initialer hämodynamischer Schock (18,3% vs. 14,9%) oder Herz-Kreislauf-Stillstände (3.8% vs. 3,5%), sowie notwendiger Massnahmen wie: Intubation (51,4% vs. 48,3%) und Katecholamingabe (7.9% vs. 7.9%) waren ähnlich. Dennoch wurden überwiegend Behandlungsunterschiede wie z.B.: die initiale Volumentherapie (1337 ml vs. 955 ml), die Indikation zur Thoraxdrainage (7,8% vs. 4,3%) oder die Indikation zur Massentransfusion (8,5% vs. 3,7%) gezeigt. Die Mortalität der Fahrradfahrer lag während des gesamten Klinikaufenthaltes signifikant über der der Motorradfahrer (14,8% vs. 9,5%). Zusammenfassend besteht ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Zweiradkollektiven schwerverletzter Kraftrad- und Fahrradfahrer. Dieser spiegelt sich in vor allem in den differenten Verletzungsmustern wieder, aber auch Therapieschwerpunkte und Behandlungsverläufe zeigen, dass es sich um zwei verschiedene Patientengruppen handelt.