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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Evaluation aktueller Schockraumindikationen der S3 Leitlinie Polytrauma bezüglich kindlicher Reitsportverletzungen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Max Daniel Kauther - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Björn Hußmann - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Judith Döringer - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Manuel Burggraf - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Christian Wedemeyer - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie, Essen, Germany
  • Christian Waydhas - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Marcus Jäger - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie, Essen, Germany
  • Sven Lendemans - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI51-1122

doi: 10.3205/13dkou380, urn:nbn:de:0183-13dkou3803

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Kauther et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Im Krankengut unseres überregionalen Traumazentrums treten etwa 50% der reitsportassoziierten Traumata bei Kindern auf. Hierbei muss sich die optimale Therapie des potentiell schwerverletzten Kindes an der aktuellen S3 Leitlinie Polytrauma orientieren, obwohl diese Kinder nicht explizit nennt. Diese Studie untersucht retrospektiv die klinische Umsetzung der aktuellen Schockraumindikationen anhand kindlicher Reitsportverletzungen.

Methodik: Eine retrospektive Datenbankabfrage zu Reitsportverletzungen ermittelte alle kindlichen Reitsportverletzungen der Jahre 2002-2011. Die Fälle wurden anhand der aktuellen Schockraumindikationen und Unfallmechanismen der aktuellen S3 Leitlinie überprüft. Geschlechtsspezifische Unterschiede wurden je nach Normalverteilung mittels zweiseitigen T-Test oder Mann-Whitney U Test untersucht. Ein p-Wert <0.05 wurde als statistisch signifikant erachtet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es ergaben sich 92 reitsportassoziierter Verletzungen (88 weiblich, 4 männlich) mit einem Alter von 13,1 Jahren und einem ISS von 3,5. Geschlechtsspezifische Unterschiede konnten statistisch nicht nachgewiesen werden (ISS Männer 5,8 vs. Frauen 3,4; p=0.15). Traumaursache waren in 68% ein Sturz vom Pferd, in 27% ein Pferdetritt, in 3% eine Reitzügelverletzung und in 2% ein Pferdebiss. Es ergaben sich neben leichteren Prellungen 26 Frakturen (2 Beckenfrakturen) und 17 meist leichtgradige Schädelhirntraumata. Eine Milzruptur wurde diagnostiziert. Es kam zu insgesamt 17 Operationen. Drei Patienten wurden bei ausgeprägten Mittelgesichtsverletzungen MKG-chirurgisch mitversorgt. Sechs Patienten wurden über den Schockraum behandelt. Hierbei wurden 3 Schädelhirntraumen mit Mittelgesichtsfrakturen, ein Abdominaltritt, ein Schädelhirntrauma mit Hörminderung und eine LWK Fraktur ohne Neurologie diagnostiziert. Eine bekannte Schockraumindikation lag in diesen Fällen retrospektiv nicht vor. Demgegenüber wurden zwei Patienten (ISS 9, 14) bei bestehender Schockraumindikation, Beckenfraktur, nicht über den Schockraum versorgt.

Das Verletzungsmuster der kindlichen Reitsportverletzung zeigt sich different zu den höher- gradigen Schädelhirntraumen der Studie von Lim et al. (2003), was sich durch das hier übliche Tragen eines Helms erklären lässt. Pferdetritte, welche nach Jagodzinski und DeMuri (2005) bis zu 30% aller Verletzungen bei Kindern ausmachen sind vergleichbar häufig in unserer Studie zu finden.

Diese Studie zeigt, dass eine sichere Zuordnung zum Schockraum bei kindlicher Reitsportverletzunge durch die bestehenden Schockraumindikationen und das klinische Bild bei Kindern erschwert ist. Es ergaben sich für unsere Klinik 4 Schockraumindikationserweiterungen als Handlungskonsequenz beim Reitsporttraum:

1.
Sturz des Pferdes auf den Reiter,
2.
Surz vom Pferd bei hoher Geschwindigkeit,
3.
Tritt gegen Rumpf/Becken,
4.
Notwendigkeit der frühen Einbindung anderer Fachdisziplinen.

Eine prospektive Evaluation der erweiterten Schockraumindikationen bei kindlichen Reitsportverletzungen wird aktuell durchgeführt.