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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Das Kompartmentsyndrom der oberen Extremität im Kindes- und Jugendalter – eine Rarität!

Meeting Abstract

  • presenting/speaker silvia zötsch - Meduni Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, GRAZ, Austria
  • Peter Ferlic - Schulthess Klinik, Zürich, Switzerland
  • Tanja Kraus - Meduni Graz, Klinische Abteilung für Kinderorthopädie, GRAZ, Austria
  • Georg Singer - Meduni Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, GRAZ, Austria
  • Robert Eberl - Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Graz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI51-784

doi: 10.3205/13dkou376, urn:nbn:de:0183-13dkou3761

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 zötsch et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die obere Extremität ist die häufigste Lokalisation von Verletzungen im Kindes- und Jugendalter. Das Auftreten eines Kompartmentsyndroms ist eine Rarität. Das frühzeitige Erkennen und eine adäquate chirurgische Intervention sind Voraussetzungen zur Vermeidung irreversibler neuromuskulärer Spätschäden. Ziel dieser Studie war es, das Outcome nach Kompartmentsyndrom zu bestimmen und ätiologische Parameter (Unfallmechanismus, Intervall zwischen Verletzung und Auftreten) zu evaluieren.

Methodik: In diese retrospektive Studie wurden alle Patienten mit akutem Kompartmentsyndrom der oberen Extremität, welche zwischen 2000 und 2010 an unserer Klinik behandelt wurden, eingeschlossen. Alle Patienten wurden klinisch nachuntersucht und das funktionelle Ergebnis nach dem DASH-Score bewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 4987 Patienten mit einer Verletzun g(Fraktur bzw. schwere Weichteilverletzung/Quetschung) der oberen Extremität fand sich bei 15 Patienten (0,3 %) mit einem Durchschnittsalter von 12 Jahren (4-17 Jahre) ein Kompartmentsyndrom. Die Hand bzw. der Unterarm waren gleich häufig betroffen (n=7). In einem Fall waren sowohl der Unterarm, als auch die Hand betroffen.

Die häufigsten Ursachen waren Stürze (n=6) und Quetschtraumen (n=5), gefolgt von Explosionen (n=2) und Tierbissen (n=2).

Frakturen des Unterarms waren bei 12 von 15 Patienten assoziiert. Hierbei dominierten offene Frakturen (n=10) vor geschlossenen Frakturen mit gedecktem Weichteiltrauma (n=2).

In 2 Fällen fand sich eine schwere Weichteilverletzung der Hand ohne Fraktur und in einem Fall kam es zu einer allergischen Reaktion nach einem Schlangenbiss ohne Weichteiltrauma bzw. Knochenverletzung.

Die Diagnose wurde klinisch gestellt. In 5 Fällen wurde zusätzlich eine Druckmessung realisiert. Die Latenz zwischen Trauma und Auftreten der Symptome lag im Durchschnitt bei 17,7 Stunden (1,5-48 Stunden). In allen Fällen wurde eine Kompartmentspaltung durchgeführt. Am Unterarm von der Ellenbeuge bis in die Hohlhand sowie 2 Inzisionen am Handrücken. An der Hand wurde nach proximal immer der Karpalkanal eröffnet. Zwischen Diagnosestellung und Spaltung lagen weniger als 2 Stunden. Es waren 4 Operationen (Spanne 1-8) bis zum sekundären Wundverschluss nötig. Das Outcome war bei allen Patienten sehr gut und gut. Ein Patient zeigte eine reversible Hyposensibilität des N. Medianus.

Das akute Kompartmentsyndrom der oberen Extremität im Kindes- und Jugendalter ist eine Rarität. Latenzen von bis zu 48 Stunden bis zur Manifestation sind möglich, Knochenbrüche häufig assoziiert. Die Diagnose basiert in erster Linie auf einer sorgfältigen klinischen Untersuchung durch einen erfahrenen Chirurgen. Druckmessungen sind sekundär. Das Hauptsymptom ist der therapieresistente Schmerz. Langfristige Spätfolgen und persistierende Funktionsdefizite sind bei zeitgerechter chirurgischer Intervention vermeidbar. Die Inzisionen müssen alle Kompartments erreichen.