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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Was bringt uns das Ganzkörper-CT in der Schockraumabklärung bei V.a. Schwerverletzung?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Katrin Römer - Kantonsspital Aarau, Aarau, Switzerland
  • Thomas Gross - Kantonsspital Aarau, Aarau, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI50-1358

doi: 10.3205/13dkou369, urn:nbn:de:0183-13dkou3698

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Römer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Trotz begrenzter Evidenzlage etabliert sich das Ganzkörper-Computertomogramm (GK-CT) zunehmend als Standard in der Schockraum (SR)-Versorgung bei V.a. Schwerverletzung. Nach Einführung des GK-CT gemäss SR-Alarmierungskriterien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) in den Notfall-Abklärungsalgorithmus unserer Klinik interessierte uns der tatsächlich resultierende Informationsgewinn im Vergleich zur konventionellen SR-Diagnostik gemäss ATLS.

Methodik: Analyse der ersten in einem Schweizer Traumazentrum (XXX) seit November 2011 standardisiert durchgeführten GK-CT (nach in der Regel vorgängiger Sonographie-FAST sowie Röntgenaufnahmen des Thorax und Beckens) in der SR-Versorgung bei V.a. Schwerverletzung. Traumaschwere gemäss abbreviated injury scale, AIS (range); injury severity score, ISS. Mean±SD; t-test; chi-square; p<0.05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 85 Fällen (50 ±22 Jahre) wurde ein GK-CT durchgeführt: 81x zuvor je eine Sonographie-FAST bzw. ein Thorax-Röntgen und 64x ein Becken-Röntgen. 11x zeigten sich Hinweise für eine Verletzung im FAST (AIS 1-3), 21x im Thorax-Röntgen (AIS 1-4) u. 15x im Becken-Röntgen (AIS 2-3). Im anschliessenden GK-CT fanden sich bei 57% der Verletzten (n=48) zuvor in den SR-Diagnostik nicht erkannte Verletzungen (p<0.001): 40% (n=34) betrafen den Thorax, 36% (n=31) die Wirbelsäule, 21% (n=18) das Abdomen und 13% (n=11) das Becken. Der Schweregrad der im GK-CT gefunden Neubefunde lag im Mittel um 1 AIS höher als in den jeweiligen SR-Voruntersuchungen (je p<0.001). In 21 Fällen (25%) ergab sich durch das GK-CT eine Änderung des Behandlungsregimes und 8x resultierte ein operativer Notfalleingriff. Eine gemäss Klinikabsprache innert 24h nach Unfallereignis durchgeführte definitive Facharzt-CT-Beurteilung erbrachte im Vergleich zu vorgängigen radiologischen Dienstarzt-Notfallbefundung 8x (9%) eine Befunderweiterung sowie 11x (13%) Neubefunde (Klassifikation n. Maurer; p<0.001). Am häufigsten betroffen war die Thoraxregion (9,4%) und in 3 Fällen hatte dies eine Änderung des Procedere zur Folge. Die Verletzungsschwere gemäss definitivem CT war durchschnittlich am grössten im Schädel (AIS 1,8±1,9). Der mittlere Gesamt-ISS der untersuchten Verletzten lag bei 18,5±12,5; in 12 Fällen unter 8. In der Notfall-Befundung der Schockraumphase fanden sich in 9% der Fälle Hinweise für eine unfallunabhängige Pathologie, in der Definitivbeurteilung des CTs in 54% (p<0.001).

Die standardmässige Ganzkörper-CT- Untersuchung lässt in einem hohen Prozentsatz der Fälle Neubefunde und/oder eine schwerwiegendere Verletzungsstärke erkennen als in der Basis-SR-Diagnostik vermutet. Andererseits findet sich eine nicht unerhebliche Rate an unnötigen CTs bei letztlich leichter verletzten Patienten. Da bei fast jedem fünften Verletzten zum Teil relevante CT- Befunde erst in der fachärztlichen Zweitbefundung diagnostiziert wurden, streben wir eine zeitnahere Facharztbeurteilung der SR-Befunde an.