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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Interleukin-6 – ein prognostischer Faktor für posttraumatische Komplikationen beim traumatisierten Kind?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Michael Frink - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg, Germany
  • Hagen Andruszkow - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Janika Fischer - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Michael Sasse - Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin, Hannover, Germany
  • Frank Hildebrand - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI50-174

doi: 10.3205/13dkou368, urn:nbn:de:0183-13dkou3681

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Frink et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das kindliche Polytrauma stellt weiterhin die häufigste Todesursache bei Kindern nach dem 1. Lebensjahr dar. Während der letzten Jahrzehnte haben moderne therapeutische Optionen zu einer Senkung der Mortalitätsrate geführt, welche jedoch bei einem manifesten "multiple organ dysfunction syndrome" (MODS) noch immer 50% beträgt. Messbare Mediatoren des Immunsystems nehmen hinsichtlich der Prognostik und chirurgischen Therapie einen entscheidenden Stellenwert ein. Dem proinflammatorischen Zytokin Interleukin (IL)-6 kommt dabei eine bedeutsame Stellung zu, da bei Erwachsenen der Plasmaspiegel mit der Inzidenz von Sepsis, Organversagen und Mortalität korreliert. Zusammenhänge bei Kindern sind diesbezüglich bislang nicht untersucht.

Methodik: Die vorgelegte prospektive Studie evaluierte traumatisierte Kinder mit einem Alter ≤ 17 Jahren und einem ISS ≥ 9 Punkten mit konsekutiver Aufnahme auf die pädiatrische Intensivstation 6 Stunden nach Trauma. Neben demographischen Daten wurden die Verletzungsschwere (ISS) und das Verletzungsmuster (AIS) erfasst. Während der ersten 14 Tage wurden tägliche Blutanalysen zur Bestimmung des IL-6 durchgeführt. Der klinische Verlauf und die Inzidenz eines MODS wurden täglich dokumentiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 59 traumatisierte Kinder mit einem ISS von 23,9 ± 11,9 Punkten, einem Geschlechtsverhältnis von 1,4:1 (männlich:weiblich; p=0,431) und einem Durchschnittsalter von 8,4 ± 4,4 Jahren wurden eingeschlossen. 11,9% (n=7) entwickelten ein MODS mit einer Mortalität von 28,6%; die Gesamtsterblichkeit lag bei 3,4% (n=2). Hinsichtlich der demographischen Parameter, des Verletzungsmusters oder der Gesamtverletzungsschwere ließ sich kein Einfluss auf die Entwicklung eines MODS nachweisen.

Tabelle 1 [Tab. 1]

Während ein erhöhter IL-6 Plasmaspiegel bei stationärer Aufnahme mit der Verletzungsschwere korrelierte, so ließ sich noch keine Korrelation zur Inzidenz des MODS nachweisen. Demgegenüber war ein erhöhter IL-6 Plasmaspiegel an den Tagen 2 und 3 nicht mehr mit der Verletzungsschwere assoziiert, korrelierte jedoch signifikant mit der Ausbildung des MODS.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Der dargelegte Zusammenhang erhöhter Interleukin-6 Werte innerhalb der ersten 3 Tage nach Trauma zur Verletzungsschwere und Entwicklung eines MODS könnten erstmals darauf hinweisen, dass das IL-6 bei der Entwicklung posttraumatischer Komplikationen auch beim Kind eine entscheidende Rolle spielt.