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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Einfluss der präklinischen Volumentherapie beim schwerverletzten alten Menschen – Ist die Anwendung einer restriktiven präklinischen Volumentherapie eine sichere Methode zur Vermeidung der frühen Dilutionskoagulopathie?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Michael Leenen - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • Rolf Lefering - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Joachim Windolf - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • Sascha Flohé - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI50-1301

doi: 10.3205/13dkou365, urn:nbn:de:0183-13dkou3656

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Leenen et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die permissive Hypotension hat einen zunehmenden Stellenwert in der Behandlung des schwerverletzten Patienten. Die Anwendung der permissiven Hypotension beinhaltet eine zurückhaltende präklinische Volumentherapie. Es gibt jedoch Bedenken bei der Anwendung dieses Verfahrens beim alten Patienten aufgrund des erhöhten cardiovasculären Risikoprofils und einer höheren Inzidenz der Hypertension unter normalen Bedingungen. Ziel der Untersuchung war es daher zu prüfen, ob die restriktive präklinische Volumentherapie auch beim alten Patienten sicher anwendbar ist.

Methodik: Es wurde eine retrospektiven Matched-Pair-Analyse des TraumaRegister DGU ® durchgeführt. Grundlage war der Datensatz des Traumaregisters von 1993 bis 2011 mit 67.000 Patienten. Eingeschlossen wurden 908 Patienten. Einschlußkriterien waren: Patienten ≥ 60 Jahre, ISS ≥ 16, AIS Schädel < 4, präklinischer Blutdruck RR 60 -100mmHg, erfasste präklinische Volumengabe. Die Patienten wurden in zwei Gruppen geteilt (präklinische Volumengabe ≤ 1000ml (=low volume) vs. >1000ml (high volume)) und nach nachfolgenden Kriterien im Sinne einer Matched-Pair-Analyse gepaart: Altersgruppe, Geschlecht, Datum des Unfalls ±5 Jahre, ISS, initaler GCS, präklinische Intubation, Boden-/Luftgestützter Transport, präklinischer Blutdruck. So konnten 176 Paare gebildet werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die präklinische Volumenbelastung bei den gebildeten Gruppen zeigten im Mittel eine Differenz von etwa 1000ml. Die innerklinische Volumentherapie im Schockraum unterschied sich im Mittel um weitere 700ml. Die "low volume" Gruppe zeigte einen 9% höheren Quickwert. Die Beatmungsdauer war in der "low volume" Gruppe 2 Tage kürzer, obwohl die Anzahl der Patienten mit schwerem Thoraxtrauma in dieser Gruppe größer war. Die Liegedauer auf der Intensivstation unterschied sich im Mittel um 3 Tage zugunsten der "low volume" Gruppe. Entsprechend war der Aufenthalt im Krankenhaus kürzer. Die Gesamtletalität im Rahmen des Krankenhausaufenthaltes war in beiden Gruppen nahezu gleich. Die Frühletalität innerhalb der ersten 24h unterschied sich um ca. 5% zugunsten der "low volume" Gruppe.

Aufgrund dieser Datenlage kann angenommen werden, dass die geringere präklinische Volumengabe einen positiven Effekt auf den initialen Gerinnungstatus und die Lunge hat. Eine Limitierung finden die Ergebnisse durch eine relativ geringe Fallzahl der gematchten Datensätze trotz großem Register und der allgemeinen Limitierung einer retrospektiven Datenbank-Analyse. Aktuell reicht die Datenlage nicht aus um eine allgemeine Empfehlung auszusprechen. Jedoch konnte gezeigt werden, dass die Anwendung einer restriktiven präklinischen Volumentherapie beim alten Patienten keine generelle Kontraindikation darstellt.