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Die Rehabilitation des schwerverletzten Sportlers – Start-Ziel-Sieg?
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
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Fragestellung: Neben dem Muster und Schweregrad an Verletzungen sowie der Qualität der medizinischen Versorgung hat die biologische Konstitution eines Unfallopfers maßgeblichen Einfluß auf das klinische Langzeitergebnis nach Polytrauma. Ziel dieser Studie war es, den Einfluß der sportlichen Aktivität zum Unfallzeitpunkt auf das Langzeitergebnis nach Polytrauma zu untersuchen.
Methodik: Wir führten an einem Level 1 Traumazentrum eine prospektive Kohortenstudie mit 637 Patienten (ISS ≥ 16) durch. Die minimale Nachuntersuchungszeit betrug 10 Jahre. Nur Patienten mit vollständigen Angaben über Demographie, Verletzungsmuster und -schwere sowie Angaben über die sportliche Aktivität wurden eingeschlossen. Der Tegner Activity Score (TAS) wurde zur Differenzierung der Population herangezogen (≤4 vs. ≥5). Das klinische Langzeitergebnis wurde mittels einer körperlichen Untersuchung und durch standardisierte Parameter wie dem "short form" (SF)-12, Hannover Score for Polytrauma Outcome (HASPOC) und dem erfolgreichen Abschluß der Rehabilitation charakterisiert. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS Statistics, Chicago, Il.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 465 Patienten eingeschlossen, davon wurden 207 (44.5%) als Sportler eingestuft: n=72 Tegner 5 (15.5%), n=80 Tegner 6 (17.2%), n=52 Tegner 7 (11.2%), n=3 Tegner 8 (0.6%), n=1 Tegner 10 (0.2%). Die Sportler-Gruppe wies ein niedrigeres Durchschnittsalter auf (24.6 vs. 26.9, P<0,001), war häufiger männlich (85% vs. 66.3%; P<0,001) seltener verheiratet (27.1% vs. 35.7%, P<0.03), aber vergleichbar schwer verletzt gemäß Injury Severity Score (ISS): 21.5 ±10 vs. 20.4 ±9.6, P=.843. Die Erfolgsrate der Rehabilitation war beinahe identisch (60.4% vs. 60.1%, NS). In der subjektiven Zufriedenheitsrate waren die Sportler leicht benachteiligt (73.4% vs. 79.1%, NS). In der Lebensqualität gemäß SF12 physisch (43.9 vs. 42.8, P=0.170), SF12 psychisch (50.1 vs. 50.6, P=0.603) sowie dem HASPOC (66.5 vs. 66.9, NS) waren keine signifikanten Unterschiede feststellbar. Einen positiven Einfluss der sportlichen Aktivität zum Unfallzeitpunkt auf das Langzeitergebnis nach Polytrauma konnte in dieser Studie nicht nachgewiesen werden, allerdings ist ein Selektionsbias durch einen potentiellen Überlebensvorteil nicht auszuschließen.