gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Traumata im Breitenreitsport: Verletzungsmuster und Outcome bei Reitunfällen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian Schröter - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Annika Schulte-Sutum - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Christian Zeckey - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Frank Hildebrand - UK Aachen, Aachen, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Philipp Mommsen - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI44-299

doi: 10.3205/13dkou315, urn:nbn:de:0183-13dkou3153

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Schröter et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Fragestellung: Trotz ihrer Häufigkeit ist die Datenlage zu Unfällen im deutschen Laienreitsport bisher unbefriedigend. In der vorliegenden Studie sollten Inzidenz, Demographie, Verletzungsmuster und Verletzungsschwere sowie Outcome nach Reitunfällen im Breitensport analysiert werden.

Methodik: In einer retrospektiven Studie (2006-2011) wurden alle, in unserer Klinik primär behandelten Patienten mit einem Reitunfall erfasst. Reitunfälle im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit wurden ausgeschlossen. Hinsichtlich des Unfallmechanismus wurde zwischen zwischen Stürzen vom Pferd und Unfällen im Umgang mit Pferden unterschieden. Neben demographischen Daten wurden das Verletzungsmuster und die Verletzungsschwere analysiert. Die Verletzungsschwere wurde dabei anhand der Abbreviated Injury Scale (AIS) und des Injury Severity Score (ISS) klassifiziert. Als besonders gefährdete Körperregionen wurde die Verletzungsschwere von Mittelgesicht, Hand und Fuß gesondert berücksichtigt. Patienten mit einem ISS>=16 wurden als Polytrauma definiert. Zusätzlich wurden die Behandlungsart (ambulant vs. stationär), Beatmungsdauer und Dauer der intensivmedizinischen Behandlung sowie das Auftreten eines posttraumatischen Multiorganversagens und die Mortalität erfasst. Die statistische Vergleich der Subgruppen erfolgte mittels chi2- und t-Test. Statistische Signifikanz wurde angenommen bei p<0,05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bezogen auf das Gesamtkollektiv (n=503) zeigte sich mit 89,5% eine deutliche Mehrheit weiblicher Patienten. Nach Pferdestürzen bestand eine höhere Verletzungsschwere (ISS 10,03) als bei Patienten mit Unfällen nach Umgang mit dem Pferd (ISS 9,12). Pferdestürze traten besonders häufig in der Altersgruppe bis 19 Jahre auf, während Verletzungen beim Umgang mit Pferden zwei Altersgipfel (20-39 Jahre und 60-79 Jahre) aufwiesen. Bei Patienten nach einem Pferdesturz konnten vor allem Kopfverletzungen verzeichnet werden, gefolgt von Verletzungen der oberen Extremität und der Wirbelsäule, dabei besonders häufig Verletzungen der HWS mit 9,6%. Bedingt durch Huftritte auf den Fuß stellten Fußverletzungen die häufigste Verletzungsfolge bei Unfällen im Umgang mit Pferden dar gefolgt von Kopf- und Mittelgesichtsverletzungen. Keiner der stationär behandelten Patienten nach Trauma mit dem Pferd starben oder erlitten ein Multiorganversagen. Von allen verunfallten Reitern wiesen 18,1% (91 Patienten) einen ISS>=16. Im Altersintervall 80-99 Jahre fanden sich 100% Polytraumata, im Altersintervall 60-79 Jahre 29,4%, im Altersintervall 40-59 Jahre 30,5% und 13,6% im Altersintervall 0-19.In Bezug auf Demographie und Verletzungsmuster konnten grundsätzliche Unterschiede zwischen Pferdestürzen und Unfällen im Umgang mit Pferden nachgewiesen werden. Insbesondere das Überwiegen von Schädel-Hirn-Traumata nach Pferdestürzen im Gegensatz zu Fußverletzungen bei Unfällen im Umgang mit Pferden stellt einen potentiellen Ansatz für die Verbesserung von Prävention und Therapie bei Reitunfällen dar.