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Kognition, Emotion und Delir beeinflussen den Erfolg der geriatrischen Komplexbehandlung nach proximaler Femurfraktur
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
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Fragestellung: Proximale Femurfrakturen sind trotz verschiedener Rehabilitationsmaßnahmen mit einer hohen Mortalität und Institutionalisierungsrate verbunden. Nicht abschließend geklärt ist, welche Patienten von welcher Weiterbehandlung profitieren. Mit der vorliegenden Studie sollte zunächst der Effekt der geriatrischen Komplexbehandlung auf die Patienten dargestellt werden und anschließend der Einfluss der Kognition, der Emotion und eines möglichen Delirs auf den Erfolg der Rehabilitationsmaßnahme analysiert werden.
Methodik: Patienten über 60 Jahre mit proximaler Femurfraktur wurden in diese prospektive Beobachtungsstudie eingeschlossen, die nach Behandlung in der Unfallchirurgie in einer akutgeriatrischen Klinik weiterbehandelt wurden. Ausschlusskriterien waren Polytrauma und Malignom-assoziierte Frakturen. Zielparameter war die Veränderung der Patientenfunktion (gemessen am Barthel-Index (BI) und am Tinetti-Test) am Ende der geriatrischen Behandlung gegenüber der Aufnahme in die Geriatrie. Zusätzlich wurde der Einfluss die Faktoren Kognition (gemessen mit dem Mini-Mental-Test (MMSE), Emotion (gemessen mit der Geriatrischen Depressions Skala (GDS)) und Delir (gemessen mit der Confusion Assesment Method (CAM)) auf die Veränderung des funktionellen Status während der Rehabilitationsmaßnahme gemessen. Die Analyse erfolgte mit nicht parametrischer Tests. Ein positives Ethikvotum lag vor und alle Patienten gaben ihr schriftliches Einverständnis.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 264 Patienten mit einem Alter von 83 Jahren (± 7,5) eingeschlossen (79% Frauen, 21% Männer), deren Verweildauer in der Klinik 15 Tage (± 3,8) betrug. Die Funktion verbesserte sich bezüglich des BI (32 (± 17) vs. 57 (± 27) und des Tinetti Tests (10 (± 6) vs. 7(±7)) von Aufnahme zur Entlassung signifikant (p< 0,001). Der MMSE bei Aufnahme betrug 22 (± 7,5) Punkte, nur 26% hatten eine normale Kognition. Die GDS betrug 3,2 (± 3,2), 19 % hatten zumindest eine leichte Depression (GDS >5). Nach der CAM hatten 21% ein Delir. Patienten mit normalem MMSE zeigten einen signifikant höheren Anstieg im BI (+34 Punkte) als die dementen Patienten (+8 Punkte, p<0,001). Eine ähnlicher Trend zeigte sich bezüglich des Tinetti Test (+7 vs. +5, p< 0,001). Bei den Patienten mit einer GDS >5 war der funktionelle Gewinn ebenfalls geringer als bei den Patienten ohne Depression (BI +27 vs +22, p< 0,05, Tinetti Test +7 vs. +6, p >0,05). Patienten mit einem Delir konnten ihren BI weniger steigern als Patienten ohne Delir (+12 vs. +30, p<0,001). Auch die Werte des Tinetti Tests stiegen mit Delir signifikant weniger an, als ohne Delir (+6 vs. +7, p<0,05).
Patienten ohne kognitive Einschränkung, depressive Symptome oder Delir konnten funktionell deutlich mehr von der geriatrischen Komplexbehandlung profitierten, als die übrigen Patienten, aber auch die dementen, depressiven und deliranten Patienten steigerten ihre Funktion. Nachuntersuchungen nach 6 und 12 Monate sind zur Evaluation des langfristigen Effektes dieser aufwändigen Behandlung vorgesehen.