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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

SCIWORA im Erwachsenenalter: Eine Metaanalyse

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Christoph Boese - Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Philipp Lechler - Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI22-1133

doi: 10.3205/13dkou119, urn:nbn:de:0183-13dkou1190

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Boese et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eine wachsende Zahl von Publikationen deutet darauf hin, dass die Anzahl von Rückenmarksverletzungen ohne radiologische Abnormitäten (eng.: spinal cord injury without radiological abnormalities) (SCIWORA) bei Erwachsenen unterschätzt wird. Insbesondere die zunehmende Verfügbarkeit der spinalen Kernspintomographie (MRI) wirft ein neues Licht auf das Krankheitsbild und ermöglicht tiefere Einblicke in die Ätiologie. Trotzdem bestehen weiterhin erhebliche Unklarheiten bezüglich der Definition von SCIWORA und den diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen. Zudem limitiert das Fehlen eines standardisierten Klassifikationssystems die Vergleichbarkeit der berichteten kernspintomographischen Auffälligkeiten.

Wir berichten über die Ergebnisse einer systematischen Literaturanalyse, mit dem Ziel das Kollektiv der publizierten Fälle von SCIWORA in Erwachsenen zu charakterisieren und eine mögliche Korrelation zwischen Ausmaß des neurologischen Defizits und einem neu-entwickelten MRI-Klassifikationssystem zu bestimmen.

Methodik: Es wurden Datenbankensuchen für Studien von adulten Patienten mit SCIWORA mittels Pubmed und OvidSP durchgeführt. Einflusskriterien waren: (1) traumatische Rückenmarksverletzung mit neurologischem Defizit, (2) dem Fehlen von Frakturen oder Dislokationen der Wirbelsäule und (3) ein erwachsenes Skelett. Die Datenerhebung beinhaltete klinische und radiologische Eigenschaften. Klinischer Verlauf und kernspintomographische Abbildungsmerkmale.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 44 Studien wurden identifiziert, die 1132 Fälle (Durschnittsalter: 45,4 Jahre; männlich: 845, weiblich: 187, unbekannt: 100) mit kernspintomographischen Befunden beschrieben. 29 dieser Studien (567 Patienten) gaben klinische Daten für die ASIA impairment scale (AIS) an. Die Verteilung war bei Aufnahme: 19,1% A, 18,5% B, 39,7% C und 22,8% D; bei der letzten Untersuchung: 6,5% A, 4,8% B, 20,1% C, 44,3% D. In 605 Fällen war eine Eingruppierung in MRT-Typen möglich. 7,1% der Fälle zeigten sich keine kernspintomographische Auffälligkeiten (Typ I), 92,1% zeigten abnormale spinale MRI (Typ II). Von Letzteren zeigten 11,9% extraneurale (Typ IIa), 36,7% intraneurale (Typ IIb) und 44,3% kombinierte Auffälligkeiten (Typ IIc). Das Ausmaß des neurologischen Defizits zeigte sowohl bei Aufnahme (p=0.0002) als auch bei Entlassung (p<0.0001) signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen kernspintomographischen Typen.

Die gegenwärtige Metaanalyse belegt einen prognostischen Wert der spinalen MRI bei erwachsenen Patienten mit SCIWORA. Die Anwendung des MRI Klassifikationssystems wird die Vergleichbarkeit und Interprätierbarkeit zukünftiger Studien erheblich verbessern und könnte dazu beitragen, dass Verständnis um das klinische Phänomen zu vertiefen.