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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Schockraumversorgung: Behandeln wir ältere Patienten anders? – Erfahrungen eines Schweizer Traumazentrums

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Katrin Römer - Kantonsspital Aarau, Aarau, Switzerland
  • Thomas Gross - Kantonsspital Aarau, Aarau, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI17-1314

doi: 10.3205/13dkou072, urn:nbn:de:0183-13dkou0726

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Römer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung nimmt stetig zu, zugleich sind die Folgerisiken einer Verletzung für diese Altersgruppe besonders hoch. Unser Interesse bestand darin, ob Unterschiede in der Notfallversorgung jüngerer vs. älterer erwachsener Schwerverletzten bestehen.

Methodik: Vergleichende retrospektive Analyse aller 2010- 2011 mit V.a. Schwerverletzung (new ISS, NISS>8) im Schockraum (SR) eines Schweizer Traumazentrums (XXX) behandelten Patienten >18 Jahre. Abbreviated injury scale, AIS; Injury severity score, ISS; Glasgow Coma Scale, GCS; Simplified Acute Physiology Score, SAPS II; Revised Injury Severity Classification (RISC)- Score. Mean±SD; t-test, chi-square, Mann-Whitney; p<0.05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der Beobachtungsperiode wurden insgesamt n=501 Patienten entspr. Einschlusskriterien versorgt, davon waren 305 Verletzte (61%) 18-65 Jahre (42,6±14,4) alt vs. 196 Verletzte (39%) >65 Jahre (76,6±7,8). In der Gruppe der älteren Verletzten (Ä) fand sich ein höherer Anteil weiblicher Patienten (44% vs. 28%; p<0.001) als bei den Jüngeren (J). Die Rate an Monotraumata oder Sekundärverlegungen divergierte zw. den Gruppen nicht, ebenso nicht die Traumaschwere gemäss ISS (J: 14,6±8,3 vs. Ä: 15,2±9,4), der GCS oder die betroffenen Verletzungsregionen n. AIS. Der SAPS II bei Eintritt auf der Intensivstation lag bei älteren Verletzten höher als bei jüngeren (Ä, n=108: 40,2±16,5 vs. J, n=158: 27,6±14,1; p<0.001). Bei den Älteren fand sich eine höhere Letalitätsrate als bei den Jüngeren (15,3% vs. 4,3%; p<0.001), wobei diese in beiden Gruppen tiefer war als gemäss RISC erwartet (Ä, n=164: 20,5%±20,3 vs. J, n=258: 4,7%±9,8). Vom Unfallzeitpunkt bis zum Eintreffen im SR verging bei älteren Patienten mehr Zeit als bei Jüngeren (162±159 vs. 118±123 Min.; p=0.018). Ebenso dauerte es bei Älteren im Mittel länger bis zur jeweiligen SR-Diagnostik (z.B. 28,4±36,1 vs. 16,0±22,5 Min. bis zur ersten Diagnostik Sono-FAST, Rx-Thorax od. -Becken; p<0.001). Der Zeitunterschied bis zur Durchführung der Computertomographie (46,7±44,6 vs. 40,7±46,6 Min.; p=0.13) oder bis zur Verlegung auf die Intensivstation (IPS, p=0.297) war in beiden Gruppen nicht signifikant und bzgl. IPS- bzw. Hospitalisationszeit nicht mehr nachweisbar. Ein völliger Verzicht auf eine radiologische SR-Bildgebung fand sich bei älteren Verletzten seltener (4,6% vs. 9,5%; p=0.043), hingegen wurde häufiger auf eine Sono-FAST verzichtet(54% vs. 41%; p=0.004).

Mehr als ein Drittel unserer notfallmässig versorgten Patienten mit V.a. Schwerverletzung war über 65 Jahre alt. Nicht unerwartet wiesen ältere Verletzte trotz vergleichbare Traumaschwere eine höhere Sterblichkeit auf. Das Notfallmanagement älterer Patienten dauerte länger als bei jüngeren, obwohl erstaunlicherweise teilweise weniger Diagnostik bei den Älteren durchgeführt wurde. Mit dem Ziel einer Outcome-Verbesserung nach Schwerverletzung werden die beobachteten Prozesse im Rahmen eines Qualitätssicherungsprojektes nun weiter analysiert und möglichst optimiert.