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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Wie beeinflusst ein protokollbasiertes Hüftfrakturprogram Behandlungsprozess, kurz- und langfristige Behandlungsresultate?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Norbert Suhm - Universitätsspital Basel, Klinik für Traumatologie, Basel, Switzerland
  • Mena Pretto - Universitätsspital Basel, Abteilung für Klinische Pflegewissenschaft, Basel, Switzerland
  • Simone Schreiner - Universitätsspital Basel, Klinik für Traumatologie, Basel, Switzerland
  • Maximilian Burger - Universitätsspital Basel, Klinik für Traumatologie, Basel, Switzerland
  • Sebastian Müller - Universitätsspital Basel, Klinik für Traumatologie, Basel, Switzerland
  • Raphael Kaelin - Universitätsspital Basel, Behandlungszentrum Bewegungsapparat, Basel, Switzerland
  • Marcel Jakob - Universitätsspital Basel, Klinik für Traumatologie, Basel, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI13-880

doi: 10.3205/13dkou043, urn:nbn:de:0183-13dkou0434

Veröffentlicht: 23. Oktober 2013

© 2013 Suhm et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Hüftgelenknahe Frakturen gefährden beim geriatrischen Patienten dessen Mobilität, Unabhängigkeit und das Ueberleben. Um den Behandlungsprozess und die Behandlungsresultate zu verbessern wird in Altersfrakturzentren der Behandlungspfad "Hüftgelenknahe Fraktur" eingerichtet. Naglie (CMAJ 2002) fand allerdings schlechtere Langzeitresultate bei älteren Patienten die in spezielle Hüftfrakturprogramme eingeschlossen wurden. Mittels einer Qualitätssicherungsmassnahme haben wir untersucht, wie sich mit Einrichtung des Behandlungspfads "Hüftgelenknahe Fraktur" in unserem Altersfrakturzentrum der Behandlungsprozess sowie kurz und langfristige Behandlungsresultate verändern.

Methodik: Während 15 Monaten vor (=Gruppe 1) und während 12 Monaten nach (=Gruppe 2) Implementierung des Behandlungspfads wurden alle Patienten erfasst, die zur Behandlung einer hüftgelenknahen Fraktur in unsere Klinik eingewiesen wurden. Ausschlusskriterien waren pathologische-, periprothetische- oder Frakturen als Folge eines Hochenergietraumas. Demographische Daten, Funktions-, Mobilitäts- und Gesundheitszustand vor der Fraktur wurden dokumentiert, um die Vergleichbarkeit der beiden Gruppen zu prüfen. Der Behandlungsprozess wurde anhand der Aufenthaltsdauer bewertet. Zur Beurteilung der kurz- und langfristigen Behandlungsresultate wurden Mortalität, Wiederaufnahme sowie Veränderungen des Mobilitäts- und Funktionszustands prospektiv bis zum telefonischen 1-Jahres Follow-up verfolgt. Gruppenunterschiede wurden bei normalverteilten Daten mit Student's t-Test, bei nicht normalverteilten Daten mit Chiquadrat oder Mann-Whitney-U-Test berechnet (5% Signifikanzniveau).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die demographischen Grunddaten waren in beiden Gruppen gleich. Der Funktions- und Gesundheitszustand war in Gruppe 2 schon vor dem Frakturereignis schlechter als in Gruppe 1: Charlson Komorbiditäts-Index (CCI), Lebenssituation und Funktionszustand bei Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL).

Tabelle 1 [Tab. 1]

Bei den Behandlungsresultaten (Krankenhaus- und 30-Tages Mortalität, 30-Tages- und 1-Jahres-Wiederaufnahmerate) fanden wir keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Auch bei Veränderungen von Mobilität und Wohnsituation im Vergleich zum Vorfrakturzustand fand sich 1 Jahr nach Fraktur kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen. Dabei muss die 1-Jahres-Mortalität in diesem Patientengut eher als Mass für den allgemeinen Gesundheitszustand denn als Qualitätskriterium der Behandlung gewertet werden.

Tabelle 2 [Tab. 2]

Trotz Rekrutierung der Patienten aus der gleichen Region in nur 4 Jahren waren die Patienten in Gruppe 2 schon vor der Fraktur gebrechlicher als die in Gruppe 1. Der Einfluss dieses Bias kann nicht abgeschätzt werden. Die betriebswirtschaftlich gewünschte Optimierung des Behandlungsprozess wird mit dem Behandlungspfad erreicht. Bei einem unselektionierten Patientengut bleibt dies ohne Einfluss auf die Behandlungsresultate.