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Der Coracoidversatz als geeignetes Verfahren zur Stabilisierung des chronisch instabilen Schultergelenkes
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Die arthroskopische Bankart-Operation ermöglicht derzeit die schonenste Refixation des Kapselbandapparates nach traumatisch bedingter Schulterinstabilität. Sie versagt jedoch bei chronischer Instabilität auf Grund ossärer Defekte des Glenoids sowie des posterolateralen Humeruskopfes und Zerreißung des Labrums. Ist der nicht-anatomische Coracoidversatz in dieser Situation nicht nur stabilisierend, sondern genügt er auch dem Bewegungsanspruch des Schultergelenkes in der heutigen Zeit?
Methodik: 01.01.2006 bis 30.10.2007 wurden in unserer Klinik 6 Patienten mit chronisch antero-inferiorer Schulterinstabilität vorgestellt. Zuvor waren jeweils 2-3 operative Eingriffe zur Stabilisation erfolgt. Die Anamnese der Erstluxationen zeigte in 2 Fällen eine habituelle rezidivierende, in 4 Fällen eine traumatische Genese. Bei allen Patienten war eine erneute Refixation des Kapselbandapparates nicht möglich, weil entweder das Labrum aufgebraucht und/oder begleitend eine größere knöcherne Schädigung des Glenoids bzw. des Humeruskopfes vorlag. Als operatives Stabilisationverfahren wurde der Coracoidversatz nach Patte durchgeführt. Die Patienten wurden klinisch (Constant- und DASH-Score) und radiologisch nach 18 Monaten nachuntersucht.
Ergebnisse: Das mittlere Alter der Patienten betrug 35 Jahre (Spanne: 19-43), Geschlechtsverteilung männlich (n=4), weiblich (n=2). Die radiologischen Verlaufskontrollen zeigten in allen Fällen eine knöcherne Konsolidierung nach 6 Monaten, in keinem Fall trat eine erneute Luxation auf. Die klinische Untersuchung erbrachte gute bis sehr gute Ergebnisse. Die Außenrotation des operierten Armes war im Vergleich zur Gegenseite gering gemindert (10°).
Schlussfolgerungen: Der Coracoidversatzes nach Patte ermöglicht die Wiederherstellung eines stabilen und funktionellen Schultergelenkes bei chronischer Instabilität. Es stellt jedoch kein Alternativverfahren zur arthroskopischen Stabilisation des instabilen Schultergelenkes dar. Es sollte den Fällen vorbehalten bleiben, bei denen die Standardverfahren wegen struktureller Defekte, z.B. am Glenoid, Labrum und Humeruskopf (Hill-Sachs), keine anatomische Rekonstruktion ermöglichen und daher entsprechend hohe Rezidivraten zur Folge haben.