gms | German Medical Science

25. Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V.

Deutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V.

22.06. - 24.06.2017, Köln

Die Respiratorische Intensivstation RICU. Werden die intensivmedizinischen Erkenntnisse umgesetzt?

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Kerstin Krause - Ev. Klinikum Niederrhein, Medizinische Klinik II, Bronchial- und Lungenerkrankungen, Oberhausen, Deutschland
  • G. Laier-Groeneveld - Ev. Klinikum Niederrhein, Medizinische Klinik II, Bronchial- und Lungenerkrankungen, Oberhausen, Deutschland

Deutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V.. 25. Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V.. Köln, 22.-24.06.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17digab01

doi: 10.3205/17digab01, urn:nbn:de:0183-17digab016

Veröffentlicht: 7. Juni 2017

© 2017 Krause et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass mit Beatmung eine funktionelle Verbesserung der Atmungsfunktion erreicht werden kann, dass Beatmung ohne Sedation möglich ist, Intubation vermieden, Mobilität erhalten und verbessert werden muss und dass ernste Komplikationen vermieden werden können durch eine nichtinvasive Beatmung und durch Vermeidung invasiver Maßnahmen, haben sich die Anforderungen an eine moderne Intensivstation geändert. Auch das Ziel ist nicht mehr nur lebenserhaltend, sondern der Patient sollte die Intensivstation in allen Bereichen besser verlassen, als er sie betreten hat. Die Umsetzung dieser Ziele auf der RICU sollte für die Jahre 2014 und 2015 untersucht werden.

Methode: Die respiratorische Intensivstation (RICU) besteht aus 10 Betten in farbigen Räumen mit Nasszelle zur alltagsorientierten Mobilisation. Alle Patienten, die vom 1.1.2014 bis 31.12.2015 dort behandelt wurden, wurden retrospektiv untersucht bezüglich Aufnahmegrund, Grunderkrankung, Schweregrad, Therapieerfolg und Outcome.

Ergebnisse: 577 Intensivpatienten wurden vom 1.1.2014 bis 31.12.2015 in der RICU behandelt über im Mittel 11±14 Tage.

45% wurden wegen hyperkapnischer Insuffizienz (HI), 14% zum Weaning von invasiver Beatmung und 8,5% mit Sekretverhalt bei neuromuskulären Erkrankung (NME) aufgenommen.

Die Patienten waren mit Druck- oder Volumenvorgabe beatmet mit niedrigem oder ohne PEEP und dem Ziel der passiven atmungsentlastenden Beatmung und Normokapnie. 77,6% wurden vollständig normokapnisch unter Spontanatmung entlassen. Eine lungenprotektive Beatmung war in keinem Fall erforderlich.

Alle Sedative wurden unmittelbar bei Aufnahme abgesetzt. Auf der RICU waren Sedative zur Beatmung nicht notwendig. Die Intensivtherapie bestand in Diuretika, antiobstruktiver Therapie, therapeutischer Beatmung, Sekretdrainage einschließlich Bronchoskopie, Schlucktraining und Mobilisation.

Die Gesamtletalität betrug 19%, in der Weaninggruppe 27% und bei den NME nur 2% (1 Patient mit ALS).

91% der Tracheotomien wurden verschlossen, alle nach Downsizing spontan ohne Operation. 82% wurden über NIV entwöhnt, davon 33% mit NIV entlassen.

Schlussfolgerungen: Die respiratorische Intensivstation RICU unterscheidet sich in Ausstattung, Therapiezielen und den Leistungen erheblich von den bisherigen Intensivstationen.

Entweder die primäre nichtinvasive Beatmung statt Intubation oder der Transfer von der Tracheotomie an die Maskenbeatmung, jeweils mit dem atmungsentastenden Beatmungsziel (passive kontrollierte Beatmung und Normokapnie) war das Behandlungsziel. COPD war das dominierende Krankheitsbild.

Die Sterblichkeit trotz der Schwere der Grunderkrankungen lag bei 19%. Patienten mit NME versterben nicht auf der RICU. Die Überlebenden verlassen die RICU in Atmungsfunktion, Mobilität und Symptomatik besser, als sie sie betreten haben.