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Organ-Specific Self-Assessment (OSSA): Ein Fragebogen zur Patienten-basierten Beschreibung des Gesundheitszustandes bei multisystemischen Entzündungserkrankungen
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Veröffentlicht: | 14. September 2021 |
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Einleitung: Rheumatologische Erkrankungen und andere systemische Entzündungserkrankungen (wie Psoriasis oder chronisch entzündlicher Darmerkrankungen) manifestieren sich häufig an verschiedenen Organsystemen. Eine bestmögliche Behandlung erfordert daher eine diagnostische und therapeutische Koordination unterschiedlicher Behandlergruppen. Patient-Reported Outcome Measures (PROMS) dokumentieren meist nur einzelne Aspekte einer komplexen Entzündungserkrankung. Zur Erfassung der verschiedenen Aspekte des Gesundheitszustandes eines Patienten wurde ein einfacher, auf verankerten visuellen Analogskalen basierter Fragebogen entwickelt, in dem die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes in Bezug auf verschiedene Organsysteme abgefragt wird (Organ-Specific Self-Assessment). Es werden erste Untersuchungen zur Validierung vorgestellt.
Methoden: Es wurde eine Kohorte von 336 Patienten in verschiedenen Kliniken des UKSH Campus Kiel (Rheumatologie, Pulmonologie, Ernährungsmedizin, Gastroenterologie, Kardiologie, Neurologie, Dermatologie, Nephrologie, Ophthalmologie), in internistischen Notaufnahmen sowie einer allgemeinmedizinischen Praxis einmalig untersucht, indem Patient und Arzt den OSSA-Fragebogen beantworteten und Diagnosen der Patienten erfasst wurden.
Zur Untersuchung der Retest-Reliabilität wurde eine Patientengruppe von 49 Patienten aus der Rheumatologie und der Ernährungsmedizin zu Zeitpunkten, an denen eine Änderung des klinischen Zustandes nicht zu erwarten war, wiederholt untersucht.
Darüber hinaus wurden 200 Patienten der rheumatologischen Ambulanz longitudinal mehrfach untersucht und die Ergebnisse mit dem Fragebogen EQ5D-5L korreliert.
Ergebnisse: Die OSSA-Daten der einzelnen Kliniken bildeten das beschwerdeführende Organsystem ab. In der Regel war die Einschätzung des behandelnden Arztes günstiger als die des Patienten (Ausnahme Nephrologie). Vorhersagemodelle basierend auf Methoden des maschinellen Lernens (Support Vector Machine) ergaben mit ROC-AUC von 64–73% die korrekte Erkennung des beschwerdeführenden Organsystems.
Der OSSA zeigte bei wiederholten Untersuchungen mit einer Pearson-Korrelation von r=0,867 (p<0,0001) eine gute Retest-Reliabilität. Belegt durch ein Cronbachsches α=0,87 ergab sich eine gute interne Konsistenz der Untersuchung. Darüber hinaus zeigte sich eine hohe Korrelation der OSSA-Daten mit den Ergebnissen des EQ5D-5L (r=-0,52, p=5,98-21).
Schlussfolgerung: Der OSSA-Fragebogen zeigt in den Erstuntersuchungen an kleinen Patientenzahlen gute Testcharakteristika und bildet die Beschwerden der Patienten plausibel ab. Eine Auswertung der Daten mit Methoden des maschinellen Lernens erscheint vielversprechend.
Disclosures: None declared