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Medikamentenadhärenz bei Patienten mit rheumatoider Arthritis: Untersuchung zu Einflussfaktoren
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Veröffentlicht: | 9. September 2020 |
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Einleitung: Eine konsequente immunsuppressive Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) mit Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs (DMARDs) ist entscheidend für eine verminderte Progression und ein verbessertes Langzeit-Outcome der Erkrankung. Voraussetzung hierfür ist eine gute Medikamentenadhärenz, die aber nach Literaturangaben häufig unzureichend ist.
Methoden: Die Untersuchung umfasste 137 RA-Patienten (102 weiblich, 35 männlich; Alter zwischen 28 und 86 Jahren, Æ 64.8 ± 12.6 J.). Die Beurteilung der Medikamentenadhärenz erfolgte mit dem Compliance-Questionnaire-Rheumatology (CQR). Dies ist ein Selbstbeurteilungsfragebogen mit 19 Fragen (jeweils 4 Antwortmöglichkeiten). Der Summen-Score wird auf eine Skala von 0 bis 100 % abgebildet (CQR%), wobei 100 % einer optimalen Adhärenz entspricht. Begleitend wurden die Krankheitsaktivität (SDAI; VAS Patient/Arzt), die Funktionsfähigkeit (HAQ-DI) und die mittlere Schmerzintensität der letzten 4 Wochen (VAS 0 bis 10) erfasst.
Ergebnisse: Der CQR% als Maß für die Adhärenz lag im Median bei 84.2 % (Werte zwischen 57.9 und 100 %). Wählt man 80 % als Mindestwert für eine ausreichende Adhärenz, so erfüllten 32.1 % der Patienten dieses Kriterium nicht. Der CQR% zeigte eine Korrelation mit dem Alter (r =0.30; p <0.001). Die RA-Patienten < 60 J. hatten signifikant niedrigere CQR%-Werte als die älteren RA-Patienten (p <0.01). Geschlechtsspezifische Unterschiede (p =0.27) oder ein Zusammenhang mit der Erkrankungsdauer (p =0.29) fanden sich nicht. Mit niedrigeren CQR%-Werten waren eine geringere Funktionseinschränkung (HAQ <1.2 vs ≥1.2; p =0.01) sowie eine niedrigere Krankheitsaktivität (SDAI ≤11 vs >11; p =0.02) assoziiert. Gleiches galt für eine niedrigere Schmerzintensität (VAS <5 vs ≥5; p =0.02) sowie eine geringere Krankheitsaktivität bei Einschätzung des Patienten (VAS <4 vs ≥4; p <0.01), nicht hingegen für die Einschätzung der Krankheitsaktivität durch den Arzt (p =0.66). Der Anteil jener RA-Patienten mit einer CQR% < 80 % und gleichzeitig hoher Krankheitsaktivität (SDAI >11) betrug 8.8 %.
Schlussfolgerung: Anhand der erhobenen CQR%-Daten ist einzuschätzen, dass bei ca. einem Drittel der RA-Patienten die Medikamentenadhärenz unzureichend bzw. verbesserungsbedürftig ist. Für die Prognose der Erkrankung besonders bedenklich ist, dass dies auch RA-Patienten mit höherer Krankheitsaktivität betrifft. Dies betont die Notwendigkeit, in der klinischen Routine immer mit an die Adhärenz zu denken und diese mit dem Patienten regelmäßig zu thematisieren.
Disclosures: None declared