Artikel
Registrierung einer Veränderung des Richtungshörens durch den ERKI-Test der Schallrichtungswahrnehmung nach Versorgung unilateral schwerhöriger Patienten mit Hörhilfen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 2. November 2020 |
---|
Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Einseitiger Hörverlust vermindert die Fähigkeit, Schallrichtungen zu erkennen (Richtungshören), da die Lokalisation von Schallquellen zum großen Teil auf der Beurteilung der auf beiden Ohren wahrgenommenen Pegelunterschiede beruht. Durch Hörversorgungen werden die Hörschwellen und die Lautheiten auf beiden Ohren wieder angeglichen. Unklar ist jedoch, in welchem Ausmaß dadurch auch das Richtungshören zurückgewonnen wird und welcher Richtungsbereich, d.h. der Bereich der schwerhörigen oder besser hörenden Seite, dabei besonders betroffen ist.
Material und Methoden: Deshalb wurde in der folgenden Studie das Richtungshören von 10 sich konsekutiv vorstellenden, einseitig schwerhörigen und unterschiedlich versorgten Patienten mithilfe des ERKI-Tests untersucht. Hierbei handelte es sich um 3 einseitig hochgradig schwerhörende und mit Cochlea-Implantat versorgte Patienten, 1 Patient mit Knochenleitungsimplantat, 1 Mittelohrimplantat, 3 Hörgeräte und 2 CROS-Hörgeräte. Die Leistungsverbesserung durch eine Versorgung wurde gemessen, indem die entsprechende Hörhilfe bei der Durchführung des ERKI-Tests jeweils einmal aktiviert und einmal deaktiviert wurde.
Ergebnisse: Mithilfe der Entwicklung eines neuen Qualitätsmaßes konnte gezeigt werden, dass Hörversorgungen für Patienten ohne Lateralisationsverlust das Richtungshören um ca. 0.75%/dB verbessern konnten. Die beste Lokalisationsfähigkeit des Schalls betrug 61% bei 26 dB Schwellendifferenz beider Ohren. Zudem konnte gezeigt werden, dass die Lokalisationsfähigkeit sowohl versorgt als auch unversorgt auf der Seite des besser bzw. normal hörenden Ohres im Mittel um 20% geringer war als auf der Seite des erkrankten bzw. schlechter hörenden Ohres.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigten, dass eine auf Schwellenmessungen basierte Vorgehensweise der Anpassung von Hörgeräten und Hörimplantaten das Richtungshören bei einseitigem Hörverlust nicht ausreichend verbessern kann. Die Verwendung von Ergebnissen aus dem ERKI-Verfahren für die Anpassung von Hörsystemen könnte zu einer neuen, sequenziellen Strategie für Hörprogramme führen, bei der zunächst Hörgeräteträgern erleichtert wird die Schallrichtung eines Sprechers zu erkennen, so dass sie den Kopf zur Schallquelle wenden. Anschließend könnten die Hörgeräte durch einen Algorithmus auf ein für Sprachsignale optimiertes Programm umgeschaltet werden.
Text
Hintergrund
Einseitiger Hörverlust vermindert die Fähigkeit, Schallrichtungen zu erkennen (Richtungshören), da die Lokalisation von Schallquellen zum großen Teil auf der Beurteilung der auf beiden Ohren wahrgenommenen Pegelunterschiede beruht. Durch Hörversorgungen werden die Hörschwellen und die Lautheiten auf beiden Ohren wieder angeglichen. Unklar ist jedoch, in welchem Ausmaß dadurch auch das Richtungshören zurückgewonnen wird und welcher Richtungsbereich, d.h. der Bereich der schwerhörigen oder besser hörenden Seite, dabei besonders betroffen ist.
Material und Methoden
Deshalb wurde in der folgenden Studie das Richtungshören von 10 sich konsekutiv vorstellenden, einseitig schwerhörigen und unterschiedlich versorgten Patienten mithilfe des ERKI-Tests untersucht. Hierbei handelte es sich um 3 einseitig hochgradig schwerhörende und mit Cochlea-Implantat versorgte Patienten, 1 Patient mit Knochenleitungsimplantat, 1 Mittelohrimplantat, 3 Hörgeräte und 2 CROS-Hörgeräte. Die Leistungsverbesserung durch eine Versorgung wurde gemessen, indem die entsprechende Hörhilfe bei der Durchführung des ERKI-Tests jeweils einmal aktiviert und einmal deaktiviert wurde.
Ergebnisse
Mithilfe der Entwicklung eines neuen Qualitätsmaßes konnte gezeigt werden, dass Hörversorgungen für Patienten ohne Lateralisationsverlust das Richtungshören um ca. 0.75%/dB verbessern konnten. Die beste Lokalisationsfähigkeit des Schalls betrug 61% bei 26 dB Schwellendifferenz beider Ohren. Zudem konnte gezeigt werden, dass die Lokalisationsfähigkeit sowohl versorgt als auch unversorgt auf der Seite des besser bzw. normal hörenden Ohres im Mittel um 20% geringer war als auf der Seite des erkrankten bzw. schlechter hörenden Ohres.
Diskussion
Die Ergebnisse zeigten, dass eine auf Schwellenmessungen basierte Vorgehensweise der Anpassung von Hörgeräten und Hörimplantaten das Richtungshören bei einseitigem Hörverlust nicht ausreichend verbessern kann. Die Verwendung von Ergebnissen aus dem ERKI-Verfahren für die Anpassung von Hörsystemen könnte zu einer neuen, sequenziellen Strategie für Hörprogramme führen, bei der zunächst Hörgeräteträgern erleichtert wird die Schallrichtung eines Sprechers zu erkennen, so dass sie den Kopf zur Schallquelle wenden. Anschließend könnten die Hörgeräte durch einen Algorithmus auf ein für Sprachsignale optimiertes Programm umgeschaltet werden.