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Indirekt zum Ziel: Lupenlaryngoskopische Eingriffe
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Veröffentlicht: | 7. September 2009 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Einleitung: Indirekt laryngoskopische Operationen dienen der histologischen Befundsicherung und der Funktionsbesserung in der Phonochirurgie [1]. Die Verlässlichkeit des Verfahrens sollte geprüft werden.
Material und Methoden: Bei 52 Patienten (24 Frauen, 28 Männer) wurden benigne Stimmlippenbefunde indirekt laryngoskopisch in Oberflächenanaesthesie (Tetracain) abgetragen. Die prä- und postoperativen Befunderhebungen erfolgten videostroboskopisch sowie mit Hilfe des Göttinger Heiserkeits-Diagramms (GHD) und durch den Voice Handicap Index (VHI).
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter lag bei 49 Jahren (Minimum 23 Jahre, Maximum 82 Jahre). Bei einzelnen Patienten war die direkte Mikrolaryngoskopie wegen erschwerter Exposition abgebrochen oder eine Operation in Vollnarkose wegen erhöhter Risiken infrage gestellt worden. Bei postoperativ optimierten videostroboskopischen Befunden waren die im GHD gemessenen Stimmqualitäten signifikant (p<0,05) gebessert: Irregularität 4,81(±1,15) vs. 4,02(±1,18) und Rauschkomponente 1,91(±0,74) vs. 1,60(±0,77). Auch die Ergebnisse des VHI waren postoperativ signifikant (p<0,05) besser: 35(±21) vs. 7(±8). Komplikationen traten nicht auf, Nachoperationen waren nicht erforderlich.
Diskussion: Die indirekt laryngoskopischen Operationen stellten bei unserem Patientengut ein sicheres Verfahren mit guten funktionellen Ergebnissen dar. Gerade bei Patienten mit schwieriger Exposition bei direkten Laryngoskopien oder erhöhten Narkoserisiken war das indirekte Vorgehen eine wertvolle Option.
Text
Einleitung
Durch die Verfügbarkeit von immer sicherer und verträglicher werdenden Voll-Narkoseverfahren (ITN) und die mögliche Verwendung kurzwirksamer Relaxanzien wurde die direkte Laryngoskopie zum Standardverfahren in der Kehlkopfchirurgie.
In der Phonochirurgie behielt das indirekt laryngoskopische Operieren in Lokalanaesthesie (LA) seinen Stellenwert und wurde sowohl unter mikroskopischer als auch lupenendoskopischer Kontrolle von Phoniatern praktiziert [1], [2].
Neben der sicheren Befundabgrenzung zum gesunden Gewebe waren die im Einzelfall bessere Befundexposition, ein vermiedenes Narkoserisiko und der Service einer kostengünstigen, ambulanten Operation positive Aspekte, die für das indirekte Verfahren sprachen.
In der nachfolgend dargestellten Studie sollten die organischen und funktionellen Ergebnisse nach indirekt lupenlaryngoskopischer Abtragung gutartiger Stimmlippenbefunde in LA geprüft werden.
Material und Methoden
Hierfür wurden bei 52 Patienten (24 Frauen, 28 Männer) die prä- und postoperativen Befunde videostroboskopisch, die Stimmqualitäten mit Hilfe des Göttinger Heiserkeits-Diagramms (GHD) und die subjektiven Einschätzungen der Patienten durch den Voice Handicap Index (VHI-30) erfasst. Die Evaluation der videostroboskopischen Befunde erfolgte anhand eines hierfür neu entwickelten Punktescores. Das GHD wurde anhand der Irregularität und Rauschkomponente und der VHI-30 anhand des Konsensuspapiers der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) bewertet.
Die Abtragung der benignen Stimmlippenbefunde fand indirekt laryngoskopisch unter Verwendung eines speziellen Doppellöffelchens (Storz, Tuttlingen) statt und wurde immer von dem selben Operateur durchgeführt. Alle Operationen erfolgten ambulant und unter Oberflächenanaesthesie mit Tetracain ohne zusätzliche medikamentöse Sedierung der Patienten.
Für statistische Analysen der verbundenen Stichproben kam der Wilcoxon-Test und für Korrelationsanalysen der Spearman-Test zur Anwendung. Das Signifikanzniveau lag bei p<0,05.
Ergebnisse
Das Durchschnittsalter betrug 49 Jahren (der jüngste Patient war 23 und der älteste 82 Jahre alt). Bei einzelnen Patienten war die direkte Mikrolaryngoskopie wegen erschwerter Exposition abgebrochen oder eine Operation in Vollnarkose wegen erhöhter Risiken von der Anaesthesie infrage gestellt worden.
Bei postoperativ signifikant optimierten Befunden in der Videostroboskopie (VS) waren die im GHD gemessenen Stimmqualitäten ebenfalls signifikant gebessert: Irregularität 4,81(±1,15) vs. 4,02(±1,18) und Rauschkomponente 1,91(±0,74) vs. 1,60(±0,77) (p<0,05, Wilcoxon). Auch die Ergebnisse des VHI waren postoperativ signifikant besser: 35(±21) vs. 7(±8) (p<0,05, Wilcoxon). Die Korrelationen zwischen den einzelnen Methoden (VS vs. GHD, VS vs. VHI) waren ebenfalls signifikant (p<0,05, Spearman). Allein die Ergebnisse des GHD und des VHI korrelierten nicht signifikant. Hier zeigte sich eine enorm große postoperative Zufriedenheit der Patienten im VHI bei vergleichsweise geringgradig messbaren Besserungen der Stimmqualität im GHD. Komplikationen (Blutungen, Schwellungen, Funktionsverschlechterungen, Rezidive) traten in dem Beobachtungszeitraum (mind. 12 Wochen) nicht auf. Ein Befund ist als Beispiel in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellt.
Diskussion
Die indirekt laryngoskopische Operation stellte bei unserem Patientengut ein chirurgisch sicheres Verfahren mit guten funktionellen Ergebnissen dar. Gerade bei Patienten mit schwieriger Exposition bei direkten Laryngoskopien oder erhöhten Narkoserisiken war das indirekte Vorgehen eine wertvolle Option. Die Möglichkeit eines kurzen ambulanten Eingriffes in LA wurde von vielen Patienten einer Operation in ITN vorgezogen. Sobald die Vergütung des ambulanten Operierens (AOP) eine Refinanzierung der Aufwände erlaubt, könnte dieses, für den Patienten bereits jetzt sehr attraktive Angebot ausgeweitet werden.