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6. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

28.07. - 29.07.2022, Winterthur, Schweiz

Über diesen Kongress

Editorial

Elke Mattern
 
Liebe Konferenzteilnehmer*innen,

die Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) findet in den 14 Jahren des Bestehens der DGHWi zum 6. Mal statt. 2-tägig und wieder mit simultaner Übersetzung in beide Sprachen für ein unbehindertes Zuhören und Diskutieren auch über Sprachgrenzen hinweg.

Neu ist eine zusätzliche Möglichkeit, online teilzunehmen. Denn auch die ZHAW ist nach gut 2 Jahren Pandemie in ihrem neuen Gebäude digital so eingerichtet, dass die Zuschaltung von Teilnehmer*innen oder Referent*innen technisch gut möglich ist. Und auch Teilnehmenden ist das Einloggen in Kommunikationstools und deren Bedienung bekannt. Das mittlerweile allgemeine Wissen um Chats mit der gesamten Gruppe oder Einzelnen und die Konfiguration des Bildschirms lassen es realistisch erscheinen, dass die Online-Teilnehmenden gut integriert werden können.

Die Konferenz sollte eigentlich im Februar 2022 stattfinden. Allerdings stieg die 7-Tage-Inzidenz Sars-CoV-2-Infizierter im Dezember 2021 so, dass die in Präsenz geplante Konferenz in den Sommer 2022 verlegt wurde. Zu dieser Zeit waren die Abstracts schon zur Publikation vorbereitet und die ersten Grußworte eingeholt.

Der Call for Abstract wurde nicht wiederholt. Alle Texte – auch die Grußworte – wurden unverändert in dieses Supplement aufgenommen. Zum Glück haben nur wenige Referent*innen ihren Vortrag, Workshop oder ihr Poster aufgrund der Verschiebung zurückziehen müssen. Aber auch die Arbeiten derjenigen, die nun nicht kommen können, sind hier zu finden.

Die Abstracts machen den Hauptteil des Supplements aus. Im hinteren Teil des Supplements werden der Review-Prozess transparent dargestellt und biografische Angaben zu den Autor*innen gemacht.

„Chancengleichheit – Equality & Equity in Childbirth“ ist das Motto der Konferenz. Dr. Franka Cadée, Hebamme und Vorsitzende des Internationalen Hebammenverbandes (The International Confederation of Midwives (ICM)) hält dazu den Hauptvortrag (Keynote) mit dem Titel „Implementing Midwife-led Continuity of Care (MLCC), a balancing act between science and politics“. Sie fasst die Evidenz kontinuierlicher hebammengeleiteter Versorgung zusammen und fordert einen Systemwechsel im Gesundheitswesen durch die Politik.

Thematisch passend ist ein Vortrag über Birth Justice zu hören und über die Problematik, die Perspektive geflüchteter Frauen in der perinatalen Gesundheitsversorgung in der Wissenschaft adäquat zu berücksichtigen. Aber auch andere wichtige Themen werden aufgegriffen und erstmals werden Ergebnisse der randomisiert kontrollierten, multizentrischen Studie „Be-Up: Geburt aktiv“ berichtet.

Die Organisation des Kongresses wurde durch einen Teil des ehemaligen Vorstandes, des Präsidiums und anderer Mitglieder der DGHWi durchgeführt. Herzlicher Dank daher an Siegrun Baldes, Kerstin Böhm M.A., Eva Giolbas M.Sc., Friederike Hesse M.A., Maria Jacobi M.Sc., Dr. Astrid Krahl, Gudrun Roemer B.Sc., Heike Saalmann und Julia Steinmann M.Sc.. Bei der Durchführung sind außerdem als Helferinnen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) Isabel Breitenmoser, Ruth Handte, Julia Hartmann, Swantje Jürgensen und Ramina Vogler beteiligt.

Wir danken auch sehr allen Mitarbeiter*innen der ZHAW, die in unterschiedlichen Bereichen die Konferenz für die DGHWi ermöglichen und Technik und Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

Die Begrüßung zu Beginn der Konferenz halten wir bewusst sehr kurz. Aber schriftliche Grußworte finden Sie hier im Supplement von Beatrice Friedli und Dr. Astrid Krahl für die ZHAW, von Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes (DHV), von Barbara Stocker Kalberer, Präsidentin des Schweizerischen Hebammenverbandes (SHV), von Ilona Strache, Vorsitzende des Bundes freiberuflicher Hebammen Deutschlands, von Ursula Jahn-Zöhrens, Co-Vorsitzende der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe (QUAG), von Grit Kretschmar-Zimmer, Vorsitzende der Hebammengemeinschaftshilfe, von Andrea Ramsell, 2. Vorsitzende  des Arbeitskreises Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF), von Professor Anton J. Scharl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), von Professor Rolf Schlösser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für perinatale Medizin (DGPM) und von Professor Wolfgang Lütje, Präsident der Deutschen Gesellschaft für psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG). Zusätzlich werden die Teilnehmer*innen durch Dr. Gertrud M. Ayerle und mich im Namen der Redaktion begrüßt.

Als sich im Februar 2022 auf der Mitgliederversammlung neue Gesichter zur Wahl stellten, stand der Termin der Konferenz schon fest und es war klar, dass nicht jedes neu gewählte Präsidiummitglied an der diesjährigen Internationalen Konferenz teilnehmen kann. Auch unsere Präsidentin Professorin Franziska Rosenlöcher wird nicht dabei sein. Ich bin aber sehr froh, dass sie den Sprung in das Amt gewagt hat und habe gern die Organisation dieser Konferenz zusammen mit Dr. Astrid Krahl weitergeführt.

Ich freue mich auf Sie in Winterthur: in Präsenz oder online! Und viel Freude bei der Nachbearbeitung mit diesem Konferenzband (als Printversion oder online bei GMS (https://www.egms.de/dynamic/de/meetings/dghwi2022/index.htm).

Elke Mattern
Ehemalige Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) e.V.

 

 

 

Grußworte 1-11

Beatrice Friedli
Astrid Krahl
#1 2022 ZHAW
Grußwort des Instituts für Hebammen für den DGHWi-Konferenzband

Es freut uns ausserordentlich, dass die Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft bei uns in Winterthur an der Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) stattfindet. Dass wir Sie bei uns willkommen heissen dürfen, zeigt uns, wie gut die grenzübergreifenden Beziehungen sind.

Winterthur ist einer von drei Standorten der ZHAW, die insgesamt rund 14.000 Studierende zählt. Das Departement Gesundheit vereint Studiengänge, Forschung und Dienstleistungen für Ergotherapie, Hebammen, Pflege, Physiotherapie und Public Health unter einem Dach. Seit 2008 studieren angehende Hebammen im Bachelorstudium und seit 2017 können Hebammen ein Masterstudium absolvieren. Diplomierten Hebammen steht ein vielfältiges praxisorientiertes Weiterbildungsangebot offen. In der Forschungsstelle Hebammenwissenschaft werden spezifische Fragestellungen der Geburtshilfe sowie zur Mutterschaft und Familienwerdung interdisziplinär bearbeitet.

Wir begrüssen Sie in unserem neuen Campus, dem Haus Adeline Favre. Es ist benannt nach einer Hebamme aus dem Kanton Wallis, die von 1908 bis 1983 lebte. Sie hat den Übergang von der Haus- zur Spitalgeburt miterlebt sowie die Veränderungen, die sich daraus für den Hebammenberuf ergaben. Sie half rund 8.000 Kindern auf die Welt. Aus ihrem Buch «Ich, Adeline, Hebamme aus dem Val d’Anniviers» wissen wir, dass sie sich schon damals für Chancengleichheit einsetzte.

Seither hat sich vieles verbessert. Aber noch immer starten Kinder unter ungleichen Bedingungen, manche verlieren gar das Leben aufgrund fehlender medizinischer Behandlung. Die UNO schätzt, dass jährlich rund 4,3 Millionen Frauen und Babys gerettet werden könnten, wenn die Betreuungslücken geschlossen würden. Dafür wären weltweit 900.000 zusätzliche Hebammen nötig, vor allem in afrikanischen Ländern. Doch wir müssen gar nicht so weit schauen: Auch in der Schweiz haben Familien im Asylsystem bei Geburten schlechtere Outcomes als der Rest der Bevölkerung. Das darf nicht sein.

Das Thema Chancengleichheit liegt uns hier am Institut für Hebammen der ZHAW sehr am Herzen. Wir behandeln es in der Aus- und Weiterbildung und in Forschungsprojekten, letzteres etwa zu den digitalen Informationsmöglichkeiten für Familien mit Migrationserfahrung. Hebammen haben beim Thema Chancengleichheit einen grossen Einfluss. Wir wissen aber auch, vor welchen Herausforderungen unsere Kolleginnen in der Praxis stehen.
Nun haben Sie die Gelegenheit, diese Themen mit internationalen Referentinnen und Referenten zu diskutieren. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Konferenz und würden uns sehr freuen, wenn wir Sie wieder einmal in Winterthur begrüssen dürften.

Herzliche Grüsse

Beatrice Friedli, Institutsleiterin

Astrid Krahl,
Studiengangleiterin Master of Science (MSc), Hebamme sowie Vizepräsidentin der DGHWi
Institut für Hebammen
Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)

 

 

 

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Ulrike Geppert-Orthofer
#2 2022 DHV
Gerechte Chancen für Frau, Kind, Wissenschaft und Profession

Für mich ist die 6. Internationale Konferenz unserer Wissenschaftlichen Fachgesellschaft DGHWi ein großartiges Ereignis. Wir wissen natürlich, dass wir in der Wissenschaft alle immer auf “den Schultern von Riesen stehen”. Umso spannender ist es, wenn wir in Deutschland mit dem Auf- und Ausbau der eigenständigen Hebammenwissenschaft gleichzeitig Pionierarbeit leisten können! Genau das ist die Stärke und Herausforderung, die bei der Konferenz der DGHWi gefördert und gefordert wird.

Zu lange haben wir in Deutschland mit der Akademisierung unseres Berufsstandes gewartet. Zu lange wurde die Hebammenwissenschaft stiefmütterlich behandelt. Es ist Zeit, neue Wege zu gehen und Großartiges zu schaffen: Mehr Wissen um die Stärken der natürlichen Geburt und das Wohl von Mutter und Kind. Mehr Wissen darüber, was Hebammen noch besser macht und unsere Profession im Wandel der Zeit voranbringt. Mehr Wissen dazu, wie eine gerechte und bestmögliche Versorgung unabhängig von sozialen Faktoren oder kulturellen Hintergründen geschaffen werden kann. Chancengerechtigkeit ist ein wichtiger Anspruch – und dieser gilt sowohl für die Betreuung von Mutter und Kind als auch für die Wissenschaft.

Wir sind als Berufsstand und in der Wissenschaft international vernetzt und haben einen intensiven Austausch auf allen Ebenen. Da sind wir alle, egal ob mit Schwerpunkt Wissenschaft oder mit Schwerpunkt praktische Hebammenarbeit, unersetzlich. Hebammenwissenschaft lebt vom engen Austausch mit der Praxis - mit den Kolleginnen in den Kreißsälen, den Geburtshäusern und denjenigen, die in vielfältiger Art und Weise die Betreuung und Beratung über den gesamten Betreuungsbogen hinweg übernehmen. Was für ein Schatz an Wissen, was für eine Goldgrube für die wissenschaftliche Arbeit! Bislang wurde sehr vieles rund um die Geburt und Schwangerschaft nur aus medizinischer und stark pathologisierender Perspektive untersucht. Da haben Mediziner*innen und Gynäkolog*innen in unserem Gesundheitssystem eine schlichtweg andere Rolle als wir Hebammen, die zwar wichtig, aber nicht allein zielführend ist. So wurden vielfach Schwächen und Risiken für Mutter und Kind analysiert, Stärken und Chancen jedoch oftmals vernachlässigt.

Hier anzusetzen und neue Evidenzen zu schaffen oder zu festigen, ist ein wunderbares Privileg der Hebammenwissenschaft. Evidenzen, auf die wir Praktikerinnen dann wiederum täglich bei unserer Arbeit mit Frau und Kind aufbauen können. Dafür wünsche ich uns allen einen inspirierenden, erfolgreichen Austausch!

Ulrike Geppert-Orthofer,
Präsidentin Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV)

 

 

 

Barbara Stocker Kalberer
#3 2022 SHV
Sicherstellung der flächendeckenden Hebammenversorgung

Liebe Konferenzteilnehmende, liebe Forschende, liebe werdende Hebammen,

die sechste Internationale Konferenz der DGHWi findet in der Schweiz statt – herzlich willkommen!

Der Krieg in der Ukraine hat die europäischen Länder, auch wenn sie nicht alle in der EU vertreten sind, aufgeschreckt und näher zusammenrücken lassen. Was wäre, wenn der Krieg auch auf unsere Länder überschwappen würde, oder wir tatsächlich von einer nuklearen Katastrophe betroffen wären? Fest steht: Geburten finden immer statt – ob bei Umweltkatastrophen, Erdbeben oder Krieg. Hebammen in Deutschland, Österreich und der Schweiz machten sich darum über die Versorgungslage Gedanken, denn die Frage stand und steht noch immer im Raum, wer sich um Schwangere, Gebärende, Wöchnerinnen und deren Säuglinge kümmern würde und ob es Pläne zur perinatalen Versorgung in ausserordentlichen Lagen gäbe.

Zu Beginn der Corona-Pandemie zeigte sich sehr deutlich, dass Hebammen in der Schweiz in Krisenplänen nicht vorkamen und dass die ambulante perinatale Versorgung, zum Beispiel beim Bezug von Schutzmaterial und Desinfektionsmittel, nicht gesichert war. Der SHV hat aus der kritischen Situation während der Pandemie gelernt und in der Schweiz den Kontakt mit den Verantwortlichen des Militärs und der Krisenstäbe gesucht. Die erhaltene Antwort, dass die perinatale Versorgung in keinen Katastrophenplänen vorkommt und die Aufgabe der Hebamme nicht geklärt sei, erstaunt keineswegs. Es zeigt sich ein weiteres Mal sehr deutlich: Frauen und Kinder gehen gerne vergessen und haben sowohl in der Politik als auch bei den Entscheidungsträgern keine starke Lobby. Nicht alle Frauen und werdende Eltern haben gleichermassen Zugang zu den verschiedensten Angeboten des Gesundheitswesens. Sprachliche Barrieren, fehlende Kenntnisse des Gesundheitssystems, begrenzte finanzielle Ressourcen und frauen- respektive familienfeindliche gesetzliche Bestimmungen stehen einer Chancengleichheit häufig im Wege.

Die diesjährige Konferenz der DGHWi mit dem fachlichen Schwerpunkt zur Chancengleichheit ist besonders wichtig, denn es besteht viel Handlungsbedarf. Die Vorträge von Forschenden aus verschiedenen Ländern geben uns wichtige Impulse für unsere berufspolitische Arbeit, stärken unsere Bemühungen und helfen uns beim Argumentieren, wenn wir die Anliegen der von uns betreuten Menschen, aber auch die Bedürfnisse von Hebammen, gegen außen vertreten.

Ich wünsche allen Teilnehmenden bereichernde Referate und Workshops und einen fruchtbaren Austausch.

Herzliche Grüsse

Ihre Barbara Stocker Kalberer,
Präsidentin des Schweizerischen Hebammenverbandes (SHV)

 

 

 

Ilona Strache
#4 2022 BfHD

Das Jahr 2022 wird eine große Herausforderung für Hebammen: Die seit nun 2 Jahren andauernde weltweite Corona-Pandemie hat deutliche Spuren hinterlassen, und vieles, was für uns sicher schien, wird zum „vielleicht“. Dennoch freuen wir uns, dass wir uns unter dem Motto „Chancengleichheit – Equality & Equity in Childbirth“ in Winterthur treffen werden.

Equality und Equity, Gleichheit und Gerechtigkeit, hören sich fast identisch an, doch kann die Umsetzung des einen im Vergleich zum anderen zu dramatisch unterschiedlichen Ergebnissen in der Geburtsarbeit führen.

Equality – Gleichheit bedeutet, dass jede gebärende Person die gleichen Ressourcen oder Möglichkeiten erhält. Gleichheit erkennt an, dass Gebärende und Hebammen unterschiedlichen Umständen unterliegen, und weist die Ressourcen und Chancen zu, die erforderlich sind, um ein gleiches Ergebnis zu erzielen. In der Geburtshilfe haben Gebärende weltweit einen allerdings absolut ungleichen Zugang zur Geburtshilfe, in Form von Hebammenhilfe, räumlichen Ressourcen und medizinischer Notfallversorgung. Gleichheit würde dazu führen, dass alle Gebärenden dieselben Möglichkeiten hätten, an einem funktionierenden Gesundheitssystem teilzuhaben. Diese angestrebte Gleichheit würde aber nur funktionieren, wenn die zu verteilenden Ressourcen auch gerecht verteilt würden. Hier kommt Equity, die Gerechtigkeit ins Spiel. Gerecht verteilte Ressourcen, also Hebammenbetreuung, Zugänge zur Notfallversorgung, fundiertes wissenschaftliches Arbeiten als Basis für unser Handeln schaffen erst wirkliche Gerechtigkeit in der Geburtshilfe. Für die Gebärenden und auch für uns Hebammen.

Geburtshilfe findet in sozialen Systemen statt, diese sind nicht von Natur aus ungleich – sie wurden so lange absichtlich so gestaltet, dass sie bestimmte Bevölkerungsgruppen belohnen. Die Ergebnisse des Systems mögen zwar unbeabsichtigt erscheinen, beruhen aber in Wirklichkeit auf diskriminierenden Praktiken und Überzeugungen. Es liegt in unserer Hand, dieses zu ändern, um über die Equality zu einer Equity zu gelangen. Zuerst müssen unausgewogene soziale Systeme erkannt und beseitigt werden, um sie dann so zu ändern, dass ein langfristiger, nachhaltiger und gerechter Zugang zu einer guten Geburtshilfe für künftige Generationen gewährleistet ist. Auch innerhalb des Bund der freiberuflichen Hebammen BfHD e.V. engagieren wir uns weiterhin unermüdlich für eine gute, den Frauen zugewandte, gerechte und gleichberechtigte sichere Geburtshilfe.

Dass dies noch ein langer Weg ist, ist uns allen klar, dennoch kommen wir hier zum Internationalen Kongress der DGHWi zusammen, um diesen Weg gemeinsam zu gehen.

In diesem Sinne wünschen ich Ihnen im Namen des BfHD e.V. einen fruchtbaren Austausch, anregende Vorträge und Diskussionen für eine gute, gerechte und gleichberechtigte Zukunft der Geburtshilfe.

Ilona Strache
Vorsitzende des BfHD
Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands e.V.

 

 

 

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Ursula Jahn-Zöhrens
#5 2022 QUAG

Liebe Kolleginnen und Werdende Hebammen,

sehr freue ich mich, dass ich als eine der Vorsitzenden der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe QUAG einige Worte der Veranstaltung voranstellen darf.

Die Geburtshilfe in Deutschland erfährt derzeit auf verschiedenen Ebenen einen großen Wandel: die Politik hat sich darauf festgelegt die Eins-zu-Eins Betreuung in der aktiven Geburtsphase einzuführen und das Nationale Gesundheitsziel „Rund um die Geburt“ mit Hilfe eines Aktionsplans umzusetzen. Damit geht eine lang geforderte strukturelle Anpassung in der Landschaft der Geburtshilfe in Deutschland einher. Die Präsidentin der internationalen Hebammengemeinschaft ICM Franka Cadée nimmt eben dieses Thema in ihrem Eingangsvortrags auf. Parallel ist die Ausbildung zur Hebamme in Mitten ihres Akademisierungsprozesses. Das heißt, sowohl die praktische Arbeit als auch die innerberuflichen Abläufe müssen geändert werden. Dabei haben wir alle den Anspruch, die Frauen, Neugeborenen und ihre Familien kontinuierlich gut zu begleiten. Nehmen wir uns zu viel vor?

Nein, denn das eine bedingt das andere: gute Bedingungen für die Schwangeren, Gebärenden, Wöchnerinnen und deren Neugeborenen bedeuten gleichzeitig verbesserte Arbeitsbedingungen für Hebammen. Wie Zahnrädchen fassen diese Prozesse in einander. Und wie Zahnrädchen muss hier auch die Praxis mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen ineinandergreifen. Die freie Wahl des Geburtsortes ist nach wie vor Angriffen ausgesetzt, die nicht mit evidenzbasierten Erkenntnissen erklärt werden können. Die Zahlen, die unter anderem durch QuAG gesammelt werden, zeigen die hohe Qualität der außerklinischen Geburtshilfe in Deutschland. Außerklinisch tätige Hebammen brauchen die Rückenstärkung der forschenden Expertinnen um sich zu behaupten und weiterentwickeln zu können. Ohne Daten keine Forschung, ohne Forschung keine Weiterentwicklungen, keine Stärkung der Hebammenarbeit.

Vielen Vortragenden dieser Veranstaltung steht ein reicher Erfahrungsschatz aus ihrer persönlichen praktischen Tätigkeit zur Verfügung. Beispielhaft sei hier die Vorträge zur Versorgung vulnerabler Familien, psychische Auswirkung von Migration auf das Geburtserleben oder Abbau von Stressfaktoren in der Geburtsvorbereitung erwähnt.

Die Internationale Konferenz der DGHWi bietet den unschätzbaren Wert, sich zu all diesen Themen über die Landesgrenzen hinweg zu besprechen, zu lernen und zu unterstützen. Die Verantwortlichen der Fachgesellschaft gestalten diese Tagung unter dem Fokus Praxis und Forschung zu verzahnen, dafür gebührt der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaften (DGHWi) Hochachtung.

Die Vorträge und Präsentationen verhelfen uns zu einem Verständnis was Hebammen sektorenübergreifend leisten können und auch sollten.

Praxis und Forschung zum Wohle der begleitenden Frauen zu verknüpfen, muss unser stetes Bestreben sein und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine Konferenz, die Ihren Wissensdurst stillt, gute Gespräche und Diskussionen rund um die Vorträge und bedanke mich sehr beim Vorstand der DGHWi und allen Verantwortlichen für das sehr umfangreich und vielfältige Programm.

Ursula Jahn-Zöhrens (DHV),
CO-Vorsitzende der Gesellschaft für Qualität in der Außerklinischen Geburtshilfe (QuAG) e.V.

 

 

 

Grit Kretschmar-Zimmer
#6 2022 HGH

Sehr geehrte Frau Mattern,
liebe Kolleg*innen und werdende Hebammen,

zum 6. Mal richtet die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft eine Internationale Konferenz aus. Erst 2008 gegründet – endlich! – war bereits 2011 die erste Tagung dieser Art organisiert, mit dem Titel „Wissenschaft – eine Säule der Hebammenarbeit“.

Zu diesem Zeitpunkt noch in den Anfängen, so hat uns doch inzwischen eine schwer erarbeitete Realität eingeholt. Hebammen* studieren mit Selbstverständlichkeit ihr eigenes Fach und können damit im Alltag eine Augenhöhe erreichen, wie sie vorher unmöglich erschien.

Der Kampf ist aber noch nicht gewonnen, wir müssen uns noch immer jeden Studienplatz erarbeiten, die Finanzierungen in den Bundesländern sind schleppend und politisch schwer zu erstreiten. Wissenschaftliches Arbeiten jedoch wird immer normaler und glücklicherweise auch weiblicher. Nachlassen in den Bemühungen können wir demzufolge nicht – hier steht der Deutsche Hebammenverband e.V. im Schulterschluss mit der DGHWi. Ich freue mich, dass ich im Namen der Hebammengemeinschaftshilfe e.V. für die diesjährige Konferenz einige Worte sagen darf. Ich habe im September 2021 den Vorsitz übernommen, nach 16 Jahren Vorstandsarbeit im Sächsischen Hebammenverband.

Ein ungewohntes, spannendes Arbeitsfeld breitet sich hier aus. Auf den ersten Blick nicht sehr politisch, auf den zweiten und dritten sehr wohl!

Die Hebammengemeinschaftshilfe (HGH) ist der gemeinnützige Kern des Deutschen Hebammenverbandes. Im Hauptaugenmerk liegt – wie es der Name schon in sich trägt – die Hilfe der Kolleg*innen untereinander in besonderen Notsituationen. Die Flutkatastrophe im letzten Jahr hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass Menschen zueinanderstehen. Hilfe hat hier stattfinden können in scheinbar aussichtslosen Situationen, weil Hebammen* für Hebammen* da waren.

An diesem Ziel möchte ich weiterarbeiten. Die Fachgesellschaft DGHWi hat gezeigt, dass nur wir selbst unseren Beruf beforschen und vorantreiben können. Das gleiche gilt für Fort- und Weiterbildungen, für Nothilfen und Angebote, die nur wir selbst auf uns zuschneiden können.
Hier unterstützt die HGH gern.

Der Hebammenverband hat in Zusammenarbeit mit dem Thieme-Verlag schon einige Bücher herausgebracht, die uns im Hebammenalltag eine Stütze sind. Ich bin mir sicher, dass unter den anwesenden Gästen einige Autor*innen sind! Und das ist es, was den Kreis schließt. Jede an ihrem Platz, mit ihrem Wissen und ihrer Expertise bereichert unseren Berufsstand und macht ihn standfest. Die DGHWi ist nicht mehr wegzudenken an den Runden Tischen, bei Entscheidungen politischer Art und Belangen rund um den Hebammenberuf. Es wird nicht mehr über uns, sondern mit uns entschieden. Das macht Mut.

Und dies ist eine Form der Gleichheit, wie sie selbstverständlich sein muss. Noch müssen wir um die Anerkennung ringen, gibt es Hürden überall.

Wir Hebammen haben bewiesen, dass wir derlei Hürden meistern – wir haben einfach den längeren Atem und die nötige Geduld, so wie man sie für eine Geburt braucht.

Das Programm der Fachtagung ist ein Spektrum, das keine Wünsche offenlässt. Die Themen machen dem Titel alle Ehre. Ich wünsche der Konferenz einen guten Verlauf, allen Teilnehmenden maximalen Wissenserwerb und vor allem gute Begegnungen, und zwar auf Augenhöhe.
Vielen Dank!

Grit Kretschmar-Zimmer
Vorsitzende der Hebammengemeinschaftshilfe (HGH)

 

 

 

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Andrea Ramsell
#7 2022 AKF

Sehr geehrtes Präsidium der DGHWi, liebe Kolleginnen,

wie wollen Frauen in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett versorgt werden? Welche Gesundheitsangebote brauchen Sie, um gesund und umfassend informiert durch diese prägende Lebensphase zu gehen?

In Bezug auf Hebammenversorgung stellt sich besonders die Frage nach bedarfsgerechter Versorgung von vulnerablen und von ressourcenstarken Gruppen. Wir haben es mit einer eklatanten Unter- Über- und Fehlversorgung zu tun.  Wir wissen um die großen Schwierigkeiten, mit denen Frauen konfrontiert sind, wenn sie informierte Entscheidungen zu ihrer Schwangerschaft treffen wollen.

Der Zugang zu Hebammenversorgung ist generell nicht niedrigschwellig. Aber noch verstörender ist es zu hören, dass es gerade jenen Frauen unmöglich wird, eine Hebamme zu finden, die sie am dringlichsten bräuchten, nämlich den Frauen aus den sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Wir wissen, dass es Frauen mit akademischem Hintergrund und gesicherten sozioökonomischen Verhältnissen leichter fällt eine Hebamme zu finden, aber diese Gruppe hat wiederum ein hohes Risiko für eine Überversorgung.

Das ist Ausdruck großen politischen Versagens in der Steuerung des Gesundheitssystems. Unsere Vision ist ein Gesundheitssystem, das die Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen in den Mittelpunkt stellt und nicht die monetäre Gewinnmaximierung oder die Interessen der einzelnen Berufsgruppen.

Es müsste ein vorrangiges Ziel für uns alle sein, das weitere Auseinanderdriften von privilegierten und benachteiligten Frauen und Familien in unserer Gesellschaft zu verhindern und umzukehren.

Die Aufklärung der Frauen als Grundlage für informierte Entscheidungen ist jedoch allein mit der Bereitstellung von Informationsmaterial nicht getan. Es braucht für fast alle Entscheidungssituationen auch das persönliche Gespräch. Die Anwendung auf die persönliche Situation muss geklärt werden. Offene Fragen müssen angesprochen werden. Hebammen sind prädestiniert, hier eine viel bedeutsamere Rolle zu spielen: im Aufklärungsprozess der Frauen während der Schwangerschaft und in Vorbereitung auf die Geburt ebenso wie nach der Geburt.

Sie sind enge Weg-Begleiter*innen der Frauen. Sie sind Partner*innen des Vertrauens. Sie sollten die Quellen vertrauenswürdiger Informationen sein. Dazu braucht es umfassendes Wissen und Beratungskompetenz auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse. Hebammen können in der Praxis und durch entsprechende Forschung einen großen Beitrag zur Chancengleichheit leisten.

Das Motto der 6. Internationalen Konferenz der DGHWi e.V. steht unter dem Motto Equality & Equity in Childbirth. Chancengleichheit.

Um Chancengleichheit zu erreichen, brauchen wir konkrete Ziele und Visionen.

Der AKF e.V. unterstützt ausdrücklich das Motto dieser Konferenz. Unsere Forderungen nach evidenzbasierten Standards für den gesamten Betreuungsbogen, S4- Leitlinien und Aufklärung und Beratung für informierte Entscheidungen erheben wir, um den Zugang zu Gesundheitsversorgung für alle gleichermaßen zu ermöglichen.

Im Namen des Vorstands des AKF wünsche ich Ihnen und uns eine inspirierende und erfolgreiche Konferenz, die uns dem Ziel von Chancengleichheit in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett ein Stückchen näher bringt.

Andrea Ramsell
2. Vorsitzende  
Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF)

 

 

 

Anton J. Scharl
#8 2022 DGGG
Grußwort der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)

Ein gesundes Kind einer gesunden Mutter nach einer möglichst natürlichen und stressarmen Geburt – das ist das gemeinsame Ziel von Hebammen, ärztlichen Geburtshelferinnen und Geburtshelfern. Dieses Ziel wurde in der SARS-CoV-2-Pandemie vor enorme Herausforderungen gestellt.

Werdende Mütter waren durch die von SARS-CoV-2/COVID-19 ausgehenden Gefahren verunsichert. Offene Fragen hatten aber auch die Hebammen, Ärztinnen und Ärzte. Die DGGG hat in Kooperation mit anderen Fachgesellschaften und auch mit den Organisationen der Hebammen in zahlreichen Stellungnahmen Einfluss genommen. So wurden Empfehlungen zu COVID-19 in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett publiziert und kontinuierlich aktualisiert.

Mit Beginn der Pandemie haben die deutschen geburtshilflichen und pädiatrischen Fachgesellschaften im März 2020 Empfehlungen zur Versorgung infizierter Schwangerer und deren Neugeborener sowie auch zu notwendigen Schutzmaßnahmen für das Personal veröffentlicht. Festgestellt wurde unter anderem, dass weder eine SARS-CoV-2-Infektion noch die COVID-19-Erkrankung allein eine Entbindungsindikation darstellen. Es wurde erreicht, dass die Begleitung der Gebärenden durch eine gesunde Vertrauensperson weiterhin möglich ist und in den Vorschriften der Kliniken umgesetzt wird.

Frühzeitig haben wir darauf hingewiesen, dass Schwangere ein erhöhtes COVID-19-Krankheitsrisiko haben und geschützt werden müssen.  Als zu Beginn der Impfkampagne die Impfung für werdende Mütter wegen fehlender Daten noch nicht zugelassen war, haben der Deutsche Hebammenverband und die DGGG sich dafür eingesetzt, dass die Mitarbeiter*innen in der ambulanten und stationären Geburtshilfe, die freiberuflich tätigen Hebammen und niedergelassene Gynäkolog*innen in die Liste der Berufsgruppen der mit hoher Priorität zu impfenden Personen aufgenommen wurden.

Um den Schutz von Schwangeren und Neugeborenen sicherzustellen, haben die geburtshilflichen und pädiatrischen Fachgesellschaften im Lauf des vergangenen Jahres (2021) unermüdlich darauf gedrängt, dass die STIKO die COVID-19-Schutzimpfung auch für Schwangere empfiehlt. Diesem Drängen auf Basis der wissenschaftlichen Studien ist die STIKO schließlich im September 2021 nachgekommen und hat die Empfehlung für mRNA-basierte Impfstoffe auf Schwangere ab 2. Trimenon sowie stillende Frauen ausgeweitet.

Der außergewöhnlichen Belastungssituation durch die SARS-CoV-2-Pandemie sind Hebammen sowie ärztliche Geburtshelferinnen und Geburtshelfer gemeinsam entgegengetreten. Sie konnten sich dabei auf ihre historisch gewachsene Zusammenarbeit verlassen, die besonders in Deutschland eine lange Tradition hat und in vielen Kreißsälen und Praxen in Deutschland hervorragend funktioniert.

Gute Kommunikation, gegenseitiger Respekt, abgestimmtes Handeln und Austausch zwischen den Berufsgruppen sind für die Geburtshilfe unabdingbar. Ich wünsche allen Teilnehmer*innen einen ertragreichen und inspirierenden Kongress.

Prof. Anton J. Scharl,
Präsident
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)

 

 

 

Rolf Schlößer
#9 2022 DGPM

Sehr geehrte Hebammen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin möchte ich Ihnen für die 6. Internationale Konferenz Glück und ein gutes Gelingen wünschen. Glück wäre es schon, wenn Sie sich in diesen Pandemiezeiten persönlich treffen und austauschen könnten. Die persönliche Begegnung fehlt uns sehr; und wir brauchen sie dringend, um neue Ideen, neue Erkenntnisse und neue Konsequenzen für die Wissenschaft zu finden. Die Hebammenwissenschaft ist sicherlich eine junge, der Beruf der Hebamme eine der ältesten. Wissenschaft führt zu gesicherten Erkenntnissen und die brauchen wir zusammen mit der Erfahrung und der Intuition, um die bestmögliche Betreuung von Mutter und Kind sicherzustellen.

„Equality & Equity“ ist das große Thema Ihrer Tagung. Gerechtigkeit ist eines der Prinzipien der medizinischen Ethik nach Beauchamps und Childress. Gerade jetzt in diesen Zeiten ist uns ihre Bedeutung sehr deutlich und klargeworden, sogar in den so genannten industrialisierten Ländern, in denen Priorisierung in der Medizin eigentlich nie ein Thema war. Unsere Aufgabe ist es, gerade in schwierigen Zeiten für die gerechte Behandlung der uns anvertrauten Menschen, Mutter und Kind, zu sorgen.

Mit den besten Grüßen und Wünschen
Prof. Dr. Rolf Schlößer
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM)

 

 

 

Wolf Lütje
#10 2022 DGPFG

Lieber Tagungsteilnehmer*innen!

Bei Durchsicht des Tagungsprogramms liegt es nahe, die DGPFG um ein Grußwort zu bitten. Es gibt keinen Lebensabschnitt, der so tief durchdrungen ist von biopsychosozialen Aspekten wie die Elternschaft. Und es gibt nichts, was auch diesbezüglich so schlecht beforscht wurde wie die Geburt. Hebammenwissenschaft versucht hier offensichtlich erfolgreich ein große Lücke zu schließen. Und die DGPFG als Wissenschaftsgesellschaft sieht sich hier auch in der Pflicht, insbesondere durch die z.T. enge Kooperation bei Forschungsvorhaben.

Das Tagungsthema „Chancengleichheit“ ist mehr als zeitgemäß und spiegelt das internationale aber nationale Ungleichgewicht, welches die globalen Krisen katalysiert haben und werden.

Exemplarisch sei hier nur die Hebammenbetreuung unter der Geburt im Kontinuum von 2:1-Betreuung versus 1:5 und mehr erwähnt.

Strukturdefizite und -wandel haben gerade in Deutschland in Anbetracht der Bedürfnisse zu dramatischer regionaler Unterversorgung geführt, auf die es weder Fragen noch Antworten gibt, geschweige denn eine politische Strategie, welche auch nur annähernd dem Nationalen Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ entspricht.

Hebammenwissenschaft kann hier Veränderung begleiten, indem sie schrittweise auch in einem ethisch problematischen Forschungsbereich wie der Geburt Evidenzen schafft – das potenteste Mittel der Überzeugung.

Die Hebammenakademisierung birgt ebenfalls die Chance noch mehr Fragen zu stellen und Antworten zu generieren.

Hier werden allerdings aus psychosomatischer Sicht Chancen vertan, weil die Curricula im Gegensatz zur Facharztausbildung die Schulung der psychosomatischen Grundversorgung kaum berücksichtigen.

Da wünsche ich mir eine neue Weichenstellung, welche die DGPFG mit ihrer breiten Expertise im Bereich der Fort- und Weiterbildung begleiten könnte.

Geburt nicht nur als Füllung und Leerung eines Hohlorgans zu verstehen, sondern als Schlüssel zu Liebes- Bindungs- und Beziehungsfähigkeit ist eine wichtige Grundannahme.

Somit braucht die friedliche Gesellschaft die friedliche Geburt – ein Thema von Versorgung – und Forschung.

Und die traumatische Geburt braucht Befriedung. Auch hier gibt es noch zu wenig Antworten.

Namens der DGPFG wünsche ich dieser Konferenz in bekannt schweren Zeiten hybrides Gelingen. Gleichheit ist wohl schwer herzustellen aber ein Ringen um Angleichung. Möge diese Konferenz dazu beitragen.

Mit herzlichem Gruß
Wolf Lütje
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG)

 

 

 

Gertrud M. Ayerle
Elke Mattern
#11 2022 Redaktion

Liebe Leser*innen,

wir freuen uns, diesen Konferenzband für die 6. Internationale Konferenz der DGHWi e.V. in Winterthur, Schweiz, zur Verfügung zu stellen. Für die Realisierung der Konferenz zeichnen verschiedene Arbeitsgruppen und zahlreiche Mitglieder der DGHWi verantwortlich:

  1. das Organisationsteam, das den Call for Abstract, die Planung und Organisation der Konferenz übernahm;
  2. Mitglieder des Präsidiums der DGHWi, die die Abwicklung des Reviews organisierten und die die zeitliche Verschiebung verantworten mussten,
  3. das Präsidium, welches kontinuierlich in enger Abstimmung mit dem Konferenzteam stand; und
  4. nicht zuletzt Mitarbeiter*innen der ZHAW, die vor Ort alles vorbereiteten.

Für diese Konferenz der DGHWi wurden 32 Abstracts eingereicht, von welchen 12 Vorträge, 2 Workshops, ein Barcamp und 17 Poster die Konferenz gestalten. Wir freuen uns über das rege internationale Interesse von Seiten der Hebammenwissenschaftler*innen sowie der zahlreichen, am Thema interessierten Konferenzteilnehmer*innen. Insgesamt sind es voraussichtlich ca. 150 Teilnehmer*innen, die in die Schweiz nach Winterthur kommen.

In diesem Supplement der Zeitschrift für Hebammenwissenschaft (Journal of Midwifery Science) werden Grußworte befreundeter Verbände, Institutionen und Fachgesellschaften, sämtliche Abstracts der Vorträge, einschließlich des Hauptvortrags (keynote), sowie der Workshops und der Poster in Englisch und Deutsch dokumentiert. Neben der Printausgabe erhalten Sie zweifachen Zugang zu dieser Dokumentation im Online-Format:

a) als pdf-Datei über die Website der DGHWi e. V. und

b) über das GMS online-Portal „German Medical Science“, wo die Grußworte und Abstracts online dauerhaft verfügbar und über https://www.egms.de/ dynamic/de/meetings/dghwi2022/index.htm kostenfrei einsehbar sind. Im Portal sind auch in vielen Fällen die fertig gestellten Poster (je Abstract) als pdf-Datei verlinkt.

Das GMS online-Portal ist das interdisziplinäre Portal der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Es wurde in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) und der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) aufgebaut und bietet einen kostenlosen Zugang zu hochrangigen und qualitätsgeprüften medizinischen und hebammenrelevanten Forschungs- und Fachartikeln, Abstracts und Stellungnahmen.
Jeder einzelne Abstract ist sowohl in der Print- als auch der Online-Version mit einer Zitation am Ende versehen, die eine „DOI-Adresse“ aufweist. Dieser „DOI“, der den Abstract eindeutig identifiziert, garantiert eine individuelle zeitlich unbegrenzte Speicherung. Mit dem DOI wird der Abstract im Internet lokalisiert und kann über die Suchmaske von http://www.doi.org/ oder über einen gewöhnlichen Browser direkt aufgerufen werden.

Wir wünschen Ihnen in Winterthur eine erfreuliche und anregende 6. Internationale Konferenz der DGHWi!

Dr. Gertrud M. Ayerle und Elke Mattern

 

 

 

Keynote

Franka Cadée

Die Keynote wird Dr. Franka Cadée halten.

Dr. Cadée ist Hebamme und Präsidentin der International Confederation of Midwives (ICM). Sie ist darüber hinaus Mitglied im Executive Board of the Partnership for Maternal and Newborn Health (PMNCH), im Nairobi Summit ICPD25 follow-up und Vorstandsmitglied im ICM With Women charity.

In ihrer Forschungstätigkeit widmet sich Franka Cadée den Themen sexuelle und reproduktive Gesundheit sowie Rechten und der Rolle von Hebammen.

Eine Zusammenfassung ihres Vortrages finden Sie hier (22dghwiK01 (01)).

 

 

 

Review-Prozess

Lea Beckmann

Für die 6. Internationale Konferenz „Chancengleichheit – Equality & Equity in Childbirth“ sind wieder zahlreiche nationale wie internationale Abstracts eingereicht worden. Für die Einreichung wie auch für die Begutachtung der Abstracts wurde zum zweiten Mal das Onlinetool Limesurvey genutzt. Alle Abstracts wurden von jeweils zwei Reviewer*innen verblindet begutachtet. Die Reviewer*innen wurden gebeten, in ihrer jeweiligen Begutachtung das Qualifizierungsniveau des eingereichten Abstracts zu berücksichtigen und die Anfrage zur Begutachtung eines Abstracts abzulehnen, sofern Interessenskonflikte bestehen. Die Abstracts wurden in acht Kriterien begutachtet:

  • Greift der Beitrag eine aktuelle Problem- und/oder Fragestellung der Hebammenwissenschaft auf?
  • Sind das Thema klar begründet und die Forschungslücke benannt?
  • Sind Ziel und/oder Forschungsfrage klar formuliert?
  • Gibt es Angaben zum Design und ist dies eine geeignete Methode zur Beantwortung des (Forschungs-) Ziels?
  • Sind Methode und Ergebnisse/Ergebniserwartung klar und kompakt dargestellt?
  • Ist eine Begründung für die Bedeutung der Ergebnisse/ Arbeit diskutiert?
  • Sind Schlussfolgerungen für die Praxis, die Aus-, Fort- und Weiterbildung und/oder zukünftige Forschung formuliert?

In jeder Kategorie konnten zwischen 1 Punkt (niedrigste Bewertung) und 5 Punkte (beste Bewertung) vergeben werden. Konnte ein Kriterium aufgrund fehlender Angaben gar nicht bewertet werden, wurden hierfür 0 Punkte vergeben. So konnten bei jedem Beitrag bei 2 Reviews maximal 80 Punkte erreicht werden.

Die Auswahl der in das Programm aufgenommenen Vorträge erfolgte über einen Score, der insgesamt vier Kriterien beinhaltete:

  • Beitrag thematisiert das Motto der Konferenz   
  • Autor*innen sind bereit, ihren Beitrag durch einen Vortrag zu präsentieren
  • mindestens eine Reviewer*in empfiehlt den Beitrag als Vortrag
  • Beitrag hat über 50 Punkte im Reviewverfahren erreicht

Für jedes dieser Kriterien wurde – falls zutreffend – 1 Punkt vergeben, sodass ein Beitrag einen maximalen Score von 4 Punkten erreichen konnte.
Sofern ein Beitrag mindestens 3 Punkte erreichte, wurde er in das Programm als Vortrag aufgenommen.
Sofern ein Beitrag von den Reviewer*innen nicht grundsätzlich abgelehnt wurde, aber nicht die erforderliche Punktzahl im Score erreichte, wurde den Einreichenden die Möglichkeit einer Posterpräsentation angeboten.

Wurde ein Beitrag von beiden Reviewer*innen abgelehnt, wurde dieser Beitrag weder als Vortrag noch als Poster oder Workshop in das Programm aufgenommen.

An dieser Stelle danken wir sehr herzlich allen Reviewer*innen:

  • Gertrud Ayerle
  • Nicola Bauer
  • Barbara Baumgärtner
  • Eva Cignacco
  • Angelica Ensel
  • Hanna Gehling
  • Claudia Hellmers
  • Gabriele Kaiser
  • Anne Kasper
  • Nina Knape
  • Monika Kraienhemke
  • Ute Lange
  • Christine Loytved
  • Elke Mattern
  • Jessica Pehlke-Milde
  • Beate Ramsayer
  • Rainhild Schäfers
  • Martina Schlüter-Cruse
  • Susanne Simon
  • Sabine Striebich
  • Dorothea Tegethoff
  • Christine Wehrstedt
  • Therese Werner-Bierwisch   


Prof. Dr. Lea Beckmann
Deutscher Hebammenverband (DHV)
Beirätin für den Bildungsbereich