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Augmented Reality gestütztes Lernen in der hochschulischen Hebammenausbildung (Heb@AR) – welche Unterstützung benötigen Lehrende?
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Veröffentlicht: | 28. Juli 2022 |
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Hintergrund: Im Studienbereich Hebammenwissenschaft an der Hochschule für Gesundheit Bochum wird ein digitales Lehr- und Lernkonzept unter Einsatz von ortsunabhängigen, mehrbenutzerfähigen Augmented Reality (AR) Trainingssimulationen entwickelt. Drei Trainingssituationen aus dem Bereich Notfallmanagement „Vorbereitung einer Notfalltokolyse“, „Reanimation eines Neugeborenen“ und „Vorbereitung einer Schwangeren auf eine Sectio caesarea“ werden modellhaft erarbeitet, curricular implementiert und evaluiert. Um eine nachhaltige Verankerung von AR-Lernszenarien als neue Lehr-und Lernform in der Hebammenwissenschaft zu erzielen, werden im Rahmen des Vorhabens für Lehrende wie Studierende Schulungen angeboten, die die Zielgruppen über das Lehr-/Lernangebot informieren und in deren Handhabung und Einsatz schult.
Ziel/Fragestellung: Welche Unterstützung benötigen Lehrende, um AR in der Lehre einsetzen zu können? Welche Aspekte sind besonders wichtig, um die Akzeptanz bei den Lehrenden zu erhöhen?
Methodik: Die Schulungen werden in Kleingruppen mit einem zeitlichen Umfang von drei bis vier Stunden sowohl in Präsenz als auch online geplant. Diese werden mit einem großen praktischen Anteil konzipiert, um sowohl mit der neuen Technik vertraut zu werden als auch Ideen für den Transfer in eigene Lehrveranstaltungen zu generieren. Die Lehrenden werden von Expert*innen der Informatik und Didaktik begleitet, um einerseits den Einsatz der neuen Technologie zu unterstützen und andererseits kontinuierliches Feedback zur Nutzung der AR-App für anschließende Entwicklungsmöglichkeiten zu assimilieren. Die Schulungseinheit und die einzelnen AR-Anwendungen werden im Hinblick auf die Lernzielumsetzung und didaktischen Ausgestaltung evaluiert.
Ergebnisse: Bis Februar 2022 werden vier von sechs Schulungen durchgeführt. Durch den Einbezug der drei AR-Szenarien in die Schulungen konnten technische und didaktische Erkenntnisse aus den Evaluationen für das Re-Design gewonnen werden. Aufgrund des Feedbacks wurde unter anderem die Vermittlung des Expert*innenwissens angepasst. Ferner wurden die Lehrenden hinsichtlich ihrer Einstellung zu digitalen Lern- und Lehrmedien befragt. Dies ergab, dass 9 von 11 Lehrenden bereits sehr gute bis gute digitale Kompetenzen im Bereich E-Learning aufwiesen. Auch die Einstellung zur Verwendung von AR-Lernszenarien für das Notfalltraining war überwiegend positiv (7; n=11) Weiterhin hat die Lehrenden-Evaluation zum Szenario „Vorbereitung einer Notfalltokolyse“ ergeben, dass die AR-App als neues Lernmedium als hilfreich empfunden wird und mit der Schulungskonzeption zufrieden waren (11, n=11).
Relevanz: Die Lehrenden-Schulungen werden als Bestandteil der Transfermaßnahmen im Rahmen des Projektes durchgeführt. Zudem wird aufbauend auf den Ergebnissen ein vereinfachtes Autor*innenwerkzeug für die Erstellung von AR-Szenarien entwickelt, so dass Lehrende ohne Kenntnisse in der Softwareentwicklung die bestehenden AR-Szenarien bearbeiten und neue AR-Szenarien erstellen können.
Schlussfolgerung: AR-Anwendungen zur Unterstützung der hochschulischen Ausbildung von Hebammen bedürfen einer auf die Lehrenden zugeschnittenen Schulung in Technik und Didaktik, um nachhaltig in die Lehre integriert werden zu können. AR-Anwendungen im hochschulischen Kontext sind in der Entwicklung und Nutzung in Deutschland noch kaum wahrnehmbar. Heb@AR liefert wichtige Erkenntnisse zum Einsatz dieser Technologie.
Ethik und Interessenkonflikte: Es handelt sich um eine Evaluation, welche routinemäßige zur Weiterentwicklung der Lehrveranstaltung nach Evaluationsordnung durchgeführt wurde. Die Befragten wurden durch ein Informationsschreiben inkl. Datenschutz (DS-GVO,DSanpUG-EU) und Einwilligungserklärung aufgeklärt. Eine informierte Einwilligung (nach der Deklaration of Helsinki) erfolgte. Die Forschung wurde durch Fremdmittel unterstützt. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung; Förderkennzeichen 16DHB3019) (Projektlaufzeit: 01. November 2019 bis 31. Oktober 2022). Es liegen keine Interessenkonflikte vor.