gms | German Medical Science

6. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

28.07. - 29.07.2022, Winterthur, Schweiz

Die simulationsbasierte praktische Abschlussprüfung (Geburt) in Zusammenhang mit der Novellierung des Hebammengesetzes – fair oder realitätsfern?

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author Hannah Buschmann - Hochschule für Gesundheit Bochum, Deutschland
  • Nicola H. Bauer - Hochschule für Gesundheit Bochum, Deutschland
  • Tim Peters - Hochschule für Gesundheit Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 6. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Winterthur, Schweiz, 28.-29.07.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dghwiP03

doi: 10.3205/22dghwi19, urn:nbn:de:0183-22dghwi196

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2022/22dghwi19.shtml

Veröffentlicht: 28. Juli 2022

© 2022 Buschmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Durch die Novellierung des Hebammengesetzes (HebG) werden neue Anforderungen an die theoretische und praktische hochschulische Ausbildung von werdenden Hebammen gestellt. Das betrifft auch die staatliche praktische Abschlussprüfung zum Kompetenzbereich Geburt.

Der Prüfungsort wurde im Zuge der Gesetzesnovelle an die Hochschulen verlegt und soll dort mit Modellen und Simulationspersonen erfolgen. Dieses simulationsbasierte Prüfungsformat ist in Form einer staatlichen Abschlussprüfung für die Hebammenausbildung in Deutschland gänzlich neu. Bislang lassen sich vergleichbare Formate dafür nur im internationalen Raum sowie in verwandten Gesundheitsprofessionen finden.

Ziel/Fragestellung: Ziel des Forschungsprojekts ist es, zu ermitteln, welche Anforderungen Lehrende der Hebammenwissenschaft und Praxisanleiter*innen an die staatliche praktische Abschlussprüfung (Geburt) in Zusammenhang mit der Novellierung des Hebammengesetzes stellen. Dies soll Anhaltspunkte für die Konzipierung des simulierten Prüfungsformates geben.

Methodik: Im Rahmen eines qualitativen Studiendesigns wurden zwischen Juni bis Juli 2021 vier Fokusgruppen-Gespräche mit insgesamt 24 Lehrenden der Hebammenwissenschaft sowie Praxisanleiter*innen durchgeführt. Die Auswahl erfolgte im Sinne des zielgerichteten Samplings anhand vorab festgelegter Kriterien. Das Datenmaterial wurde transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet. Das Projekt wird im Rahmen einer Masterthesis durchgeführt.

Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Teilnehmer*innen das veränderte Prüfungsformat zwar als fairer und planbarer einstufen, jedoch auch Sorgen und Unsicherheiten bezüglich der Simulationsprüfung äußern. Diese beziehen sich primär auf die Vergleichbarkeit beider Prüfungsformate und die Realitätsnähe der simulationsbasierten Prüfung.

Rahmenbedingungen wie die Ausgestaltung der Räumlichkeiten sowie der Einsatz von Modellen und der Anspruch an die Simulationspersonen werden diskutiert. Stark hervorgehoben wird auch die Transparenz der Prüfungskriterien gegenüber den werdenden Hebammen. Ferner zeigt sich, dass Praxisanleiter*innen in die Konzipierung und Durchführung der Prüfungen miteinbezogen werden möchten. Generell deutet sich der Wunsch nach Fortbildungen bezüglich des Umgangs mit geburtshilflichen Modellen, dem Entwickeln von Fallszenarien sowie der Rekrutierung von Simulationspersonen auf Seiten der Praxisanleiter*innen als auch der Lehrenden an.

Relevanz: Als ein Teil der staatlichen praktischen Abschlussprüfung überprüft diese High-Stakes-Prüfung die Berufsfähigkeit von werdenden Hebammen und steht somit auch im Zusammenhang mit der Sicherheit von (werdenden) Familien. Dies stellt hohe Anforderungen an die Konzipierung der Prüfung. Die Hochschulen, die sich mit der Planung des simulationsbasierten Prüfungsformates beschäftigen, können die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes nutzen.

Empfehlungen/Schlussfolgerungen: Deutlich wird, dass die staatliche praktische Abschlussprüfung (Geburt) einen besonders hohen Stellenwert für die teilnehmenden Hebammen hat. Daher sollten bei der Konzipierung von Studiengängen nach HebG 2019 frühzeitig Überlegungen zu diesem Prüfungsformat getätigt werden. Mit Einbezug von Praxiseinrichtungen in die Planung und Durchführung der Prüfung kann außerdem die Lernortkooperation gestärkt werden. Hilfreich kann dabei der Einbezug von Erfahrungen mit ähnlichen Prüfungsformen aus anderen Professionen sein.

Ethik und Interessenkonflikte: Das Forschungsprojekt erhielt am 20.05.2021 ein positives Votum der Ethik-Kommission der Hochschule für Gesundheit Bochum. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.