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6. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

28.07. - 29.07.2022, Winterthur, Schweiz

Führungsverhalten leitender Hebammen – quantitative Befragung klinisch tätiger Hebammen in Deutschland

Meeting Abstract

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  • corresponding author Irina Blissenbach - Hochschule für Gesundheit Bochum, Deutschland
  • Michael Schuler - Hochschule für Gesundheit Bochum, Deutschland
  • Nicola H. Bauer - Hochschule für Gesundheit Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 6. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Winterthur, Schweiz, 28.-29.07.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dghwiP02

doi: 10.3205/22dghwi18, urn:nbn:de:0183-22dghwi187

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2022/22dghwi18.shtml

Veröffentlicht: 28. Juli 2022

© 2022 Blissenbach et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Führung steht mit Arbeitszufriedenheit, Organisationalem Commitment (OC) und Gesundheit von Arbeitnehmenden in Verbindung. Angesichts des Hebammenmangels ist das OC ein relevanter Outcome von Führung. Seit 2008 findet sich in der Qualitätssicherungs-Richtlinie Früh- und Reifgeborene die Vorgabe, dass leitende Hebammen in Perinatalzentren eine Leitungsweiterbildung abgeschlossen haben sollen. Bislang liegen keine Studien vor, die Führung im Kontext von Hebammenarbeit umfassender untersucht haben. Eine Studie zur Arbeitszufriedenheit klinisch tätiger Hebammen schlägt den transformationalen Führungsstil (TF) vor. Transformationale Führung zeichnet sich durch eine vorbildhafte Führungskraft, Vermittlung einer gemeinsamen Vision, Hinterfragen von Annahmen und individualisiertem Mitarbeitendenkontakt aus.

Ziel: Ziel der Studie ist es darzustellen, wie Hebammen das Führungsverhalten und die Fähigkeiten der leitenden Hebamme wahrnehmen und bewerten und wie sie sich ideales Führungsverhalten vorstellen. Außerdem soll auf einen unabhängigen Zusammenhang von TF mit OC multivariat überprüft werden.

Methodik: Es handelt sich um eine quantitative Querschnittsstudie, die im Rahmen einer Masterarbeit durchgeführt wurde. Dafür wurden (ehemals) klinisch tätige Hebammen in Deutschland online befragt (N=111). Zur Erhebung wurden u.a. der validierte „Multifactor Leadership Questionnaire“ und der „Organizational Commitment Questionnaire“ genutzt. Die Daten wurden mittels Korrelationsstatistik, Unterschiedstestungen und multivariater linearer Regressionsanalyse analysiert.

Ergebnisse: Transformationales (0,488<=r<=0,843) und teamorientiertes Führungsverhalten (rτ=0,681) sowie Interessensvertretung (rτ=0,618) korrelieren hoch mit der „Zufriedenheit mit der Führungskraft“ und werden in mittlerem Maße bei den Leitungen wahrgenommen. Laissez-faire, autoritäre und destruktive Führung werden negativ bewertet und von den Führungspersonen selten bis manchmal gezeigt. Kommunikative Fähigkeiten der Leitung sind besonders mit „Effektivität der Führungskraft“ assoziiert (rτ=0,672). Eine ideale leitende Hebamme zeigt aus Sicht der Teilnehmer*innen vor allem „Interessensvertretung“, „Teamorientierung“ und „Wertschätzung.“ TF zeigt keinen unabhängigen Zusammenhang mit OC. Signifikante Prädiktoren für OC sind das „Engagement der Krankenhausleitung für den Bereich“ (β=0,375), „arbeitsbezogener Stress“ (β=-0,210) und „Teamatmosphäre“ (β=0,180).

Relevanz: Die Studie liefert erste Anhaltspunkte dafür, welches Führungsverhalten von leitenden Hebammen im klinischen Kontext gezeigt wird und wie dieses von den Hebammen wahrgenommen und bewertet wird. Es zeigt sich weiterer Bedarf von Längsschnittstudien mit größeren Fallzahlen und einem geeigneten Instrument zur Erhebung des Führungsverhaltens. Eine Forschungslücke offenbart sich zum Thema Führung aus Sicht der leitenden Hebammen, welche, nach Anmerkungen von Teilnehmer*innen im Freitext, verbesserungswürdig ist.

Schlussfolgerung: Verglichen mit Werten aus Studien in Deutschland, unter anderem in der Pflege, fallen TF und das OC der Geführten niedrig aus. Dies zeigt Handlungsbedarf. Hinsichtlich OCs zeigt sich die Bedeutung von Engagement der Krankenhausleitung, der Teamatmosphäre und der Reduktion arbeitsbezogenen Stresses.

Funding: Die Finanzierung der Lizenzen zur Nutzung des Multifactor Leadership Questionnaires erfolgte durch die Hochschule für Gesundheit.

Ethik und Interessenkonflikte: Die Forschungsarbeit wurde einer Ethikkommission vorgelegt. Die Forschung wurde durch Fremdmittel unterstützt. Die Finanzierung der Lizenzen zur Nutzung des Multifactor Leadership Questionnaires erfolgte durch die Hochschule für Gesundheit. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.