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6. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

28.07. - 29.07.2022, Winterthur, Schweiz

Wohlbefinden von Begleitpersonen während einer physiologischen Geburt innerhalb der Studie „Be-Up: Geburt aktiv“

Meeting Abstract

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  • corresponding author Nadine Schmitt - Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle (Saale), Deutschland
  • Gertrud M. Ayerle - Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle (Saale), Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 6. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Winterthur, Schweiz, 28.-29.07.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dghwiV06

doi: 10.3205/22dghwi07, urn:nbn:de:0183-22dghwi071

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2022/22dghwi07.shtml

Veröffentlicht: 28. Juli 2022

© 2022 Schmitt et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Bis in die 1970er Jahre herrschten der Sicherheit dienende, übertriebene Hygienevorschriften in der Geburtshilfe in Deutschland, zu denen auch der Ausschluss von Begleitpersonen gehörte. Die Geburt galt zudem als „Frauensache“. Erst in den 1980er Jahren wurde die Begleitung der gebärenden Frau durch ihren Partner als engste Vertrauensperson Teil des Konzepts der familienorientierten Geburt. Heutzutage ist die Anwesenheit des Partners oder der Partnerin während der Geburt etabliert. Die positiven Auswirkungen der Präsenz einer Bezugsperson auf den Geburtsprozess sind inzwischen vielfach belegt. Untersuchungen zum Befinden der Begleitpersonen selbst sind jedoch rar. Väter möchten die Geburt begleiten, sie möchten anerkannt werden in ihrem Status als Vater und Teil des gebärenden Paares sein. Sie möchten involviert werden, sich nützlich fühlen und adäquate Informationen erhalten. Demgegenüber stehen Berichte, dass sie häufig um Anerkennung ihres Daseins im Kreißsaal kämpfen müssen und sich ignoriert und nicht zugehörig fühlen. Sie berichten über Gefühle von Unsicherheit und Angst, Hilflosigkeit, Frustration, Wut und Verzweiflung.

Ziel: Das Ziel des vorliegenden Promotionsvorhabens ist die Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung des subjektiven Wohlbefindens von Begleitpersonen während einer physiologischen Geburt. Das Vorhaben wird im Rahmen der klinischen Studie „Be-Up: Geburt aktiv“ realisiert.

Methodik: Mithilfe einer systematischen Literaturrecherche und parallel durchgeführten Interviews mit Begleitpersonen wird ein Online-Fragebogen entwickelt. Nach einem kognitiven und einem klassischen Pretest sowie einem Expert*innen-Rating sollen je n=300 Begleitpersonen anonym befragt werden. Nach einer anschließenden Revision des Fragebogens werden in einer zweiten Erhebungswelle erneut n=300 Begleitpersonen anonym befragt.

Ergebnisse: Literaturrecherche und Interviews zeigen konkrete Themenbereiche, die das subjektive Wohlbefinden von Begleitpersonen während einer physiologischen Geburt abbilden. Es wird davon ausgegangen, dass ein valides und reliables Messinstrument konstruiert werden kann, welches Personen mit hohem subjektiven Wohlbefinden von Personen mit niedrigem subjektiven Wohlbefinden während der Geburt zuverlässig unterscheidet. Weitere Erwartungen sind, dass Zusammenhänge zwischen subjektivem Wohlbefinden der Begleitpersonen, Gebärraum und Interventionen identifiziert werden können sowie Gruppenunterschiede hinsichtlich des Designs der Gebärraume vorliegen.

Relevanz: Der Großteil der Väter in Deutschland möchte eine aktive Vaterschaft übernehmen. Auch gleichgeschlechtliche Partnerinnen möchten aktiv eingebunden werden. Die Geburt des Kindes stellt den Übergang von der Partnerschaft zur Elternschaft dar und die Geburtserfahrung des nicht-gebärenden Elternteils hat Auswirkungen auf den Beginn der Elternschaft, auf die Beziehung zur Frau und den Empfindungen gegenüber dem Neugeborenen. Vor dem Hintergrund der familienorientierten Geburt und der Förderung moderner Elternschaft ist es somit notwendig, das Befinden der Begleitpersonen zu beleuchten und potentiell zu verbessern.

Schlussfolgerung: Das genannte Forschungsvorhaben kann dazu beitragen, die Lücke in der aktuellen Datenlage zu schließen und wertvolle Ergebnisse zur Förderung der physiologischen Geburt hervorbringen. Es kann einen Teil dazu beitragen, moderne Elternschaft zu fördern und die Etablierung gleichberechtigter Strukturen zu unterstützen.

Ethik und Interessenkonflikte: Die zuständige Ethikkommission erteilte ein positives Votum. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.