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5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

13. - 14.02.2020, Bochum

Familienorientierte Hebammenarbeit – Entwicklungsschritte für ein Betreuungsmodell

Meeting Abstract

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  • corresponding author Cornelie Wolf - Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Claudia Hellmers - Hochschule Osnabrück, Deutschland
  • Wilfried Schnepp - Universität Witten/Herdecke, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Bochum, 13.-14.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dghwiP30

doi: 10.3205/20dghwi46, urn:nbn:de:0183-20dghwi466

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2020/20dghwi46.shtml

Veröffentlicht: 11. Februar 2020

© 2020 Wolf et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Der Aufgabenbereich, bzw. das Versorgungsangebot von Hebammen in Deutschland umfasst Unterstützungsleistungen für den Zeitraum der reproduktiven Phase von Frauen und Familien [1]. Familie steht im gesellschaftlichen Wandel und ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern muss zunehmend hergestellt werden [2]. Die Pluralität familiärer Lebensentwürfe und Familienformen bringt Veränderungen für die Hebammentätigkeit mit sich. Folglich werden Betreuungssituationen komplexer und fordern veränderte Betreuungsansätze sowie eine qualitative Anpassung der Leistungen an die neuen Begebenheiten [3]. Dabei sind kulturelle Unterschiede, unterschiedliche Werte und Normen, Rollen- und Aufgabenverteilungen in den Familien zu berücksichtigen. Der intensive Kontakt und die Betreuung und Beratung von Hebammen in den unterschiedlichsten Familien bietet die Möglichkeit, familienorientiert tätig zu sein.

Ziel/Fragestellung: Im Rahmen dieser Dissertation wird Familienorientierung in der Hebammentätigkeit systematisch untersucht, um einen Beitrag zu liefern, die Familiengesundheit zu fördern und Familienneubildung zu unterstützen.

Folgende Forschungsfragen werden beantwortet:

  • Welche Bedeutung hat Familienorientierung in der Hebammentätigkeit?
  • Wie sollte ein Betreuungsmodell aussehen, das Hebammentätigkeit und Familienorientierung verbindet?

Methodik: Zur Erstellung eines Betreuungsmodells wurde ein exploratives Vorgehen gewählt. Zunächst wurden Fragen zu einer familienorientierten Arbeitsweise von Hebammen aus der Literatur und Praxis identifiziert, im Rahmen von zwei Workshops konkretisiert und in drei Wellen einer Delphi Befragung [4] eingeschätzt. Die hierbei erhaltenen Ergebnisse werden als Bausteine genutzt und unter wissenschaftlichen Aspekten zu einem Betreuungsmodell [5] konzeptualisiert.

Ergebnisse: Zentrale Ergebnisse der Forschung sind:

  • Familienorientierung in der Hebammenarbeit hat einen großen Nutzen, jedoch sind die Schwerpunkte im klinischen und freiberuflichen Setting unterschiedlich.
  • Definitionen von Familie für die Hebammenarbeit orientieren sich an Definitionen, die die Familienneufindung und die Persönlichkeitsbildung beschreiben.
  • Merkmale von Familie, wie Netzwerk, Herkunft & Kultur und Sozialer Status dienen zur Darstellung eines „Ist-Zustandes“ von Familie und sollten als Grundlage für jede Betreuung durch Hebammen erfasst werden.
  • Die Handlungsebene von Hebammen zeigt sich in Form von grundlegenden familienbezogenen Tätigkeiten, die entsprechend der Ressourcen und Bedürfnisse von Familien eingesetzt werden.
  • Aktuell besteht eine Lücke in der Ausbildung, die die Notwendigkeit für die Entwicklung eines Betreuungsmodells unterstreicht.

Relevanz: Dieses Betreuungsmodell soll einen Mehrwert für Familien und Hebammen schaffen. Es soll dazu dienen, den Forderungen nach theoretischer Fundierung und erweiterten Handlungskompetenzen für Hebammen gerecht zu werden und Chancen bieten, familiäre Ressourcen besser zu erschließen, Bedürfnisse von Familien zu erkennen und diese in die Hebammentätigkeit einzubinden.

Empfehlungen/Schlussfolgerung: Das Betreuungsmodell stellt ein wissenschaftlich fundiertes Angebot dar, welches die gesundheitliche Versorgung und Betreuung strukturiert und um die Perspektive der Familienorientierung erweitert und damit verbessert.

Ethik und Interessenkonflikte: Es wurde ein Ethikvotum eingeholt. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.


Literatur

1.
zu Sayn-Wittgenstein F, Hrsg. Geburtshilfe neu denken: Bericht zur Situation und Zukunft des Hebammenwesens in Deutschland. 1. Aufl. Bern: Huber; 2007.
2.
Jurczyk K, Hrsg. Doing family: Warum Familienleben heute nicht mehr selbstverständlich ist. Weinheim u.a.: Beltz Juventa; 2014.
3.
Hellmers C, Bauer NH. Stellungnahme zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen. Zeitschrift für Hebammenwissenschaft. 2014;2(01):17-20. Verfügbar unter: https://www.dghwi.de/images/zeitschrift/zeitung/Fachzeitschrift_für_Hebammenwissenschaft_3._Ausgabe.pdf Externer Link
4.
Häder M. Delphi-Befragungen: Ein Arbeitsbuch. 3. Aufl. Wiesbaden: Springer VS; 2014.
5.
Neumann-Ponesch S. Modelle und Theorien in der Pflege. 4., aktualisierte und ergänzte Aufl. Wien: Facultas; 2017.