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5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

13. - 14.02.2020, Bochum

Lesbarkeit von Informationsmaterial in der Geburtshilfe

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Bochum, 13.-14.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dghwiP27

doi: 10.3205/20dghwi43, urn:nbn:de:0183-20dghwi436

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2020/20dghwi43.shtml

Veröffentlicht: 11. Februar 2020

© 2020 Tegethoff.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Zeitgemäße Gesundheitsversorgung setzt voraus, dass die Nutzer/innen selbstbestimmte Entscheidungen über diagnostische und therapeutische Maßnahmen treffen können. Dafür müssen sie die fraglichen Interventionen und ihre Folgen verstehen und benötigen Sie verständliches Informationsmaterial. Studien zur Lesekompetenz und Gesundheitskompetenz zeigen allerdings, dass viele Patient/innen Schwierigkeiten haben, medizinische Formulare zu lesen und auszufüllen [1]. Das Internet ist die wichtigste Informationsquelle in Gesundheitsfragen. Viele Patient/innen informieren sich im Internet und ziehen keine anderen Quellen zu Rate [2]. Deshalb ist die Lesbarkeit von Patienteninformation im Internet besonders wichtig.

Ziel/Fragestellung: Das Ziel der Untersuchung war es, die Lesbarkeit von Informationsmaterial in der Geburtshilfe zu prüfen und nützliche Assessment-Instrumente zur Lesbarkeit zu identifizieren.

Methode: Aufklärungsbögen zu den Themen Kaiserschnitt, geburtshilfliche Maßnahmen, Regionalanästhesie und Narkose wurden auf ihre Lesbarkeit geprüft. Als Messinstrumente wurden der G-SMOG (Germen Simple Measurement of Gobbledygook), Flesch-Index, Amstad-Formel und LIX (Lesbarkeitsindex) eingesetzt [3]. Die Messungen wurden sowohl manuell als auch mit Hilfe von Online-Tools durchgeführt. Zusätzlich wurde Vergleichsmaterial zu den gleichen Themen, z. B. aus dem Internet, untersucht.

Ergebnisse: 21 Texte wurden eingeschlossen. Die meisten Texte in diese Untersuchungen waren schwer oder sehr schwer lesbar. Besonders die Aufklärungsbögen Lagen klar über den empfohlenen Lesbarkeitswerten. Auch die Broschüre des Berliner Hebammenverbandes zum Kaiserschnitt erwies sich als schwer lesbar. Etwa ein Drittel der untersuchten Texte aus dem Internet wurden als schwer oder sehr schwer lesbar eingeschätzt. Die Texte, die vom IQWiG publiziert werden, waren durchschnittlich gut lesbar. Daraus kann man schließen, dass auch wissenschaftlicher Inhalt lesbar präsentiert werden kann.

In einigen Fällen wichen die Ergebnisse der Onlinetools erheblich von den manuell errechneten Ergebnissen ab. Insgesamt kann man aber sagen, dass die Messinstrumente, die für die Deutsche Sprache entwickelt wurden, für ein Lesbarkeits-Screening, geeignet sind.

Limitationen: Das Sample dieser Untersuchung war klein und die inhaltliche Qualität der eingeschlossenen Texte wurde nicht untersucht.

Relevanz: Die Bereitstellung von verständlichem Informationsmaterial ist ein interdisziplinäres Anliegen. Hebammen und Geburtshelfer/innen müssen sicherstellen, dass die Frauen Interventionen wie den Kaiserschnitt oder Anästhesiemethoden ausreichend verstehen. Sie müssen auch in der Lage sein, vorhandenes Material auf seine Lesbarkeit zu prüfen.

Empfehlungen: Es sind Anstrengungen erforderlich, um lesbares und hochwertiges Informationsmaterial zur Verfügung zu stellen. Dabei kann das „Hamburger Verständlichkeitsmodell“ hilfreich sein [4]. Darin schlagen Langer et al. Einfachheit, Gliederung, Kürze und anregende Zusätze als Kriterien für gute Lesbarkeit. Nach den Regeln der Leichten Sprache sind außerdem schwierige Konstruktionen wie Passiv und Konjunktiv zu vermeiden [5]. Außerdem können geeignete Typografie und Layout einen Text besser lesbar machen. Unverzichtbare Basisinformationen können durch Informationen mit verschiedenen Lesbarkeitswerten ergänzt werden, um den Bedürfnissen der Patient/innen gerecht zu werden.

Ethik und Interessenkonflikte: Das Einholen eines Ethikvotums war nicht erforderlich. In der Studie wurde ausschließlich bereits publiziertes Informationsmaterial untersucht. Es gab keine Untersuchuchungen an Menschen oder Tieren. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.


Literatur

1.
Schaeffer D, Vogt D, Berens E, et al. Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland. Bielefeld: Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften; 2016.
2.
Madden M, Fox S. Finding answers online in sickness and in health. 2006 [Zugriff Jun 2019]. Verfügbar unter: https://www.pewinternet.org/2006/05/02/finding-answers-online-in-sickness-and-in-health Externer Link
3.
Bamberger R, Vanecek E. Lesen-Verstehen-Lernen-Schreiben: Die Schwierigkeitssstufen von Texten in deutscher Sprache. Wien: Verlag Jugend und Volk; 1984.
4.
Langer I, Schulz von Thun F, Tausch R. Sich verständlich ausdrücken. München: Reinhardt Verlag; 2015.
5.
Maaß C. Leichte Sprache: Das Regelbuch. Berlin: LIT Verlag Dr. W. Hopf; 2015.