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5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

13. - 14.02.2020, Bochum

Handlungsorientierung von Hebammen in Kliniken der Studie „Be-Up: Geburt aktiv“ – Studienskizze zur Promotionsarbeit

Meeting Abstract

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  • corresponding author Karolina Luegmair - Berufsbildungszentrum Ingolstadt, Deutschland; Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Gertrud M. Ayerle - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Bochum, 13.-14.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dghwiP15

doi: 10.3205/20dghwi31, urn:nbn:de:0183-20dghwi310

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2020/20dghwi31.shtml

Veröffentlicht: 11. Februar 2020

© 2020 Luegmair et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Üblicherweise betreuen Hebammen in deutschen Kreißsälen mehrere Frauen in verschiedenen Stadien der Geburt gleichzeitig und versuchen dabei dennoch, den Wünschen der Gebärenden gerecht zu werden. Hier helfen häufig Routinen und verinnerlichte Handlungen, das sogenannte „Tacit Knowledge“ [1]. Die im Raum befindlichen Gegenstände besitzen des Weiteren eine immanente Bedeutung, welche die Handlungen der dort agierenden Menschen beeinflusst ([2], S. 4-9).

Im Rahmen der Studie „Be-Up: Geburt aktiv“ wird in den Jahren 2018–2020 im Rahmen einer multizentrischen randomisiert kontrollierten Untersuchung erforscht, ob eine zum deutschen „Durchschnitts-Kreißsaal“ alternative Gebärumgebung Einfluss auf den Geburtsmodus und das Wohlbefinden der Gebärenden hat [3].

Ziel/Fragestellung: Das qualitative Promotionsvorhaben will vor allem erfassen, wie sich die Handlungsorientierungen der im alternativen und üblichen Gebärraum arbeitenden Hebammen gestalten, womit die Fragestellung lautet: Welche Handlungsorientierung zeigen Hebammen bei der Begleitung einer Geburt im alternativ gestalteten Gebärraum verglichen mit ihrer Handlungsorientierung in einem üblichen Gebärraum von Kliniken der Studie „Be-Up: Geburt aktiv“?

Methodik: Durch das überwiegende Unbewusstsein impliziten Wissens bedarf dessen Erhebung gezielter Methoden, wie hier der Dokumentarischen Methode [4]. Dieses implizite Wissen der Hebammen wird mit problemzentrierten Interviews erhoben, digital aufgezeichnet und transkribiert. In der Analyse werden die Erfahrungen der Hebammen kontrastiert: alternativer Gebärraum versus üblicher Gebärraum.

Die Anzahl der Interviews an Kliniken mit üblichem und neu gestaltetem Gebärraum wird bestimmt durch das Erreichen einer theoretischen Sättigung [5] im zirkulären Ablauf von Erhebung, Auswertung und Integration. Dabei werden durch konkrete Schritte der formulierenden und reflektierenden Interpretation die Handlungsorientierungen detailreich erfasst sowie eventuelle Typen identifiziert.

Ergebnisse: Es wird angenommen, dass ein alternativ gestalteter Gebärraum ein Umdenken und Hinterfragen bezüglich eingeschliffener Verhaltensweisen während der täglichen Geburtsbegleitung erfordert. Innewohnende Routinen können im alternativen Raumkonzept vermutlich nicht eins-zu-eins durchgeführt werden. In der vorliegenden Arbeit sollen die Handlungsorientierungen von Hebammen während der Geburt im Kontext der jeweiligen Gebärumgebung (alternativer Gebärraum versus üblicher Gebärraum) beschrieben und gegenübergestellt werden.

Relevanz: Das Promotionsvorhaben leistet einen relevanten Beitrag zur Reflexion der Handlungsorientierungen von Hebammen sowie zu einem tieferen Verständnis des Hebammenhandelns in unterschiedlichen klinischen Geburtsumgebungen.

Empfehlungen/Schlussfolgerung: Hebammen haben einen großen Einfluss auf den Verlauf der Geburten, welche sie begleiten. Dieser Einfluss spielt sich in verschiedensten Umgebungen möglicherweise unterschiedlich ab. An die geplante Arbeit können sich weitere in die Tiefe gehende Untersuchungen der Handlungsorientierung anschließen, welche im Rahmen des nationalen Gesundheitsziels zur Stärkung der physiologischen Geburt beitragen können.

Ethik und Interessenkonflikte: Die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität zu Halle prüft derzeit den Antrag (Stand 12.9.2019). Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.


Literatur

1.
Polanyi M. Implizites Wissen. Berlin: Suhrkamp; 1985.
2.
Blumer H. Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus. In: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen, Hrsg. Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit. Bd. 1. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt; 1973. S. 80-101.
3.
Ayerle GM, Schäfers R, Seliger G. Effekt der Geburtsumgebung auf den Geburtsmodus und das Wohlbefinden von Frauen am Geburtstermin. Eine randomisiert kontrollierte Studie (RCT). Studienprotokoll. 2018.
4.
Bohnsack R. Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in die Methodologie und Praxis qualitativer Forschung. Opladen: UTB/Leske + Burdich; 2003.
5.
Mason M. Sample Size and Saturation in PhD Studies – Using Qualitative Interviews. Forum Qualitative Social Researching. 2010; 11:1-19.