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5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

13. - 14.02.2020, Bochum

Die Gestaltung der geburtshiflichen Betreuung von Frauen mit Fluchterfahrung

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Bochum, 13.-14.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dghwiP12

doi: 10.3205/20dghwi28, urn:nbn:de:0183-20dghwi284

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2020/20dghwi28.shtml

Veröffentlicht: 11. Februar 2020

© 2020 Kasper.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: In der jüngsten Vergangenheit häufen sich weltweit und in Deutschland die Zahlen der Menschen auf der Flucht [1]. Etwa ein Drittel der Menschen mit Fluchterfahrung in Deutschland sind weiblich. Etwa die Hälfte der Frauen mit Fluchterfahrung befindet sich im gebärfähigen Alter bzw. der reproduktiven Phase ihres Frauenlebens (16–45 Jahre) [2]. Zur Anzahl von Frauen, die sich während der Phase des Mutterwerdens (Schwangerschaft – Geburt – Wochenbett) auf der Flucht befinden, existieren keine genauen Angaben. Beobachtungen und Einschätzungen berichten von einer hohen Anzahl an schwangeren Frauen, darunter bereits weit fortgeschrittene Schwangerschaften sowie stillende Mütter, die den schwierigen und gefährlichen Weg auf sich nehmen [3].

Relevanz: Eine Schwangerschaft und die Zeit mit dem Kind danach erfordern eine gezielte Versorgung und Begleitung. Darüber hinaus weisen geflüchtete Frauen aufgrund ihrer Erfahrungen und Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Fluchtprozess eine besondere körperliche sowie psychosoziale Belastung auf [4]. Die AkteurInnen der geburtshilflichen Versorgung unterstützen und beobachten die physiologischen Prozesse des Mutterwerdens, um einen komplikationslosen Übergang zur Mutterschaft zu ermöglichen. Die geburtshilfliche Versorgung umfasst dabei die körperliche sowie medizinische Betreuung und berücksichtigt die psychosozialen sowie emotionalen Bedürfnisse der Frauen.

Ziel/Fragestellung: Wie gestalten geburtshilfliche AkteurInnen die Betreuung von Frauen mit Fluchterfahrung? Ziel des Forschungsprojekts ist es, die maternale und geburtshilfliche Versorgung geflüchteter Frauen in Deutschland abzubilden. Dabei sollen Herausforderungen und Lösungsansätze, die sich für geburtshilfliche AkteurInnen in der Begleitung geflüchteter Frauen unter Berücksichtigung ihrer besonderen Problemkonstellation ergeben, beleuchtet werden.

Methoden: Mit Hilfe leitfadengestützter Interviews werden geburtshilfliche AkteurInnen (FrauenärztInnen, Hebammen und Familienhebammen) im ambulanten und stationären Setting befragt. Dem qualitativen Studienansatz folgend werden die transkribierten, problemzentrierten Interviews mittels strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse: Geburtshilfliche AkteurInnen entwickeln in der Betreuung von Frauen mit Fluchterfahrung neue Strategien in der Betreuung. Denn sie stehen vor Herausforderungen bei der Umsetzung und Durchführung bestimmter Maßnahmen wie z.B. bei der Anamnese, bei der keine Kommunikation möglich ist oder bei der Durchführung von intimen Untersuchungen, ohne bzw. unter wenig Privatsphäre (in Gemeinschaftsunterkünften). Hinzu kommen Veränderungen im Aufgabenspektrum, wie z.B. die Organisation von Übersetzungen und Transporten. Darüber hinaus sind geburtshilfliche AkteurInnen mit einem Mangel an Ressourcen (z.B. ÜbersetzerInnen, Zeit) konfrontiert, der sie zwingt, Lösungen auf individueller Ebene zu finden.

Schlussfolgerungen: Einblicke in die geburtshilfliche Betreuung von Frauen mit Fluchterfahrung und in diesem Kontext entwickelte Strategien ermöglichen es Lösungsansätze für existierende Problemkonstellationen zu erarbeiten bzw. bewährte Strategien weiter zu entwickeln, um die Versorgung und Gesundheit von Frauen mit Fluchterfahrung zu verbessern.

Ethik und Interessenkonflikte: Es liegt ein positives Ethikvotum der Ethikkommission der Universität Bielefeld vor. Die Forschung wurde durch Fremdmittel unterstützt. Bei dem Forschungsprojekt handelt es sich um ein Teilprojekt des NRW Forschungskolleg „FlüGe – Herausforderungen und Chancen globaler Flüchtlingsmigration für die Gesundheitsversorgung in Deutschland“, welches vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft finanziell gefördert wird. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.


Literatur

1.
United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR). Global Trends. Forced Displacement in 2018. 2019 [Zugriff Dez 2019]. Verfügbar unter: https://www.unhcr.org/5d08d7ee7.pdf Externer Link
2.
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Aktuelle Zahlen zu Asyl. Ausgabe Dezember 2018. 2019 [Zugriff Dez 2019]. Verfügbar unter: https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Statistik/AsylinZahlen/aktuelle-zahlen-zu-asyl-dezember-2018.pdf?__blob=publicationFile&v=6 Externer Link
3.
United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR); United Nations Population Fund (UNFPA); Women’s Refugee Commission (WRC). Initial Assessment Report: Protection Risks for Women and Girls in the Europe Refugee and Migrant Crisis. 2015 [Zugriff Dez 2019] Verfügbar unter: https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/569f8f419.pdf Externer Link
4.
Schouler-Ocak M, Kurmeyer C. Study on Female Refugees. Abschlussbericht. 2017 [Zugriff Dez 2019]. Verfügbar unter: https://female-refugee-study.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/sonstige/mentoring/Abschlussbericht_Final_-1.pdf Externer Link