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5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

13. - 14.02.2020, Bochum

Präferenzen von Erstgebärenden bei der Entscheidungsfindung eines innerklinischen Betreuungsmodells

Meeting Abstract

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  • corresponding author Victoria Herrmann - Florence-Nightingale-Krankenhaus Düsseldorf, Deutschland
  • Mirjam Peters - Hochschule für Gesundheit Bochum, Deutschland
  • Nicola H. Bauer - Hochschule für Gesundheit Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Bochum, 13.-14.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dghwiP08

doi: 10.3205/20dghwi24, urn:nbn:de:0183-20dghwi245

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2020/20dghwi24.shtml

Veröffentlicht: 11. Februar 2020

© 2020 Herrmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: 98,7% aller Geburten in Deutschland finden in einem klinischen Setting statt [1] obwohl die Mehrheit dieser Schwangerschaften keine risikoassoziiert-spezialisierte Betreuung bedarf. Das Konzept des Hebammenkreißsaals [2] bietet gesunden Frauen, neben dem in der Klinik üblichen (ärztlich geleiteten) Betreuungsmodell, eine zusätzliche innerklinische Betreuungsmöglichkeit.

Ziel: Im Rahmen einer Masterarbeit wurden Präferenzen von low-risk Erstgebärenden bezüglich ihrer Entscheidungskriterien eines innerklinischen Betreuungsmodells erhoben.

Methodik: Die Studie wurde in einem Methodenmix konzipiert. Zunächst wurden zwei homogene Fokusgruppen mit Schwangeren, die sich für eine Geburt im Hebammenkreißsaal oder dem üblichen Betreuungsmodell angemeldet hatten, durchgeführt. Die aus der Literatur gewonnenen Entscheidungskriterien wurden mit den in den Fokusgruppen gewonnenen Inhalten abgeglichen. Darauf aufbauend erfolgte eine Befragung mittels des Analytic Hierarchy Process [3], der eine Form der quantitativen Präferenzmessung darstellt. Diese Befragung von Frauen beider Betreuungsoptionen fand anhand von Telefoninterviews statt, in denen die Teilnehmerinnen die Wichtigkeit der Entscheidungskriterien beurteilten. Ein positives Ethikvotum der Ethikkommission der hsg Bochum lag der Studie zugrunde.

Ergebnisse: In die Auswertung wurden 33 Fragebögen eingeschlossen. Die Ergebnisse wurden in Gewichten ausgedrückt. Unter Berücksichtigung der Gesamtstichprobe präferieren Frauen das Kriterium Vertrauen in ihren Körper bezüglich der eigenen Kraft des Gebärens (wlokal: 0,543). In absteigender Rangordnung folgen eine intensive Betreuung durch die Hebamme (wlokal: 0,407) und das Kriterium einer intimen Atmosphäre während der Geburt (wlokal: 0,377). Eine geringere Wichtigkeit weisen folgende Aspekte auf: die interventionsfreie Geburt (wlokal: 0,271), kein Wechsel des Betreuungsmodells für weiterführende Schmerzmittel (wlokal: 0,186), die Anwesenheit einer Ärzt/in bei der Geburt (wlokal: 0,126) sowie der Verlust der eigenen Entscheidungsfreiheit (wlokal: 0,089). Die modellspezifische Analyse deckt divergierende Präferenzen zwischen den betrachteten Gruppen auf, die maßgeblich den uneingeschränkten Zugang zu Schmerzmitteln betreffen.

Relevanz: Entscheidungskriterien für ein innerklinisches Betreuungsmodell aus Sicht der Nutzerinnen sind aktuell nicht hinreichend bekannt. Das Wissen um die Wünsche ist jedoch essenziell, um modellspezifisch eine bedarfs- und bedürfnisgerechte Betreuung zu gewährleisten.

Schlussfolgerungen: Gruppenübergreifend zeigt sich vor allem der Wunsch nach einer intensiven Betreuung. Die Einstellung bezüglich einer Geburt ist abhängig von dem individuellen Verständnis. Daraus resultieren abweichende Bedarfe und Bedürfnisse hinsichtlich der weiteren Begleitung während der Geburt, welche die zukünftige Existenz beider Betreuungsmodelle bekräftigt.

Ethik und Interessenkonflikte: Es wurde ein Ethikvotum eingeholt. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.


Literatur

1.
Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe. Geburtenzahlen in Deutschland. In Deutschland geborene Kinder klinisch und außerklinisch 2019. [Zugriff Sep 2019]. Verfügbar unter: http://www.quag.de/quag/geburtenzahlen.htm Externer Link
2.
Verbund Hebammenforschung, editor. Handbuch Hebammenkreißsaal. Von der Idee zur Umsetzung. Osnabrück: Eigenverlag; 2007.
3.
Danner M, Hummel JM, Volz F, van Manen JG, Wiegard B, Dintsios CM, et al. Integrating patients’ views into health technology assessment: Analytic hierarchy process (AHP) as a method to elicit patient preferences. International Journal of Technology Assessment in Health Care. 2011; 27(4):369-75. DOI: 10.1017/S026646231100052 Externer Link