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5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

13. - 14.02.2020, Bochum

Lern- und Unterstützungsbedürfnisse von Hebammen aus dem Nicht-EU-Ausland für den Berufseinstieg in Deutschland

Meeting Abstract

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  • corresponding author Rebecca Behrendt - Berlin, Deutschland
  • Melita Grieshop - Evangelische Hochschule Berlin, Deutschland
  • Jana Herzberg - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Gesundheits- und Pflegwissenschaft (IGPW), Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Bochum, 13.-14.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dghwiP02

doi: 10.3205/20dghwi18, urn:nbn:de:0183-20dghwi180

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2020/20dghwi18.shtml

Veröffentlicht: 11. Februar 2020

© 2020 Behrendt et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland wurden im Jahr 2017 insgesamt 321 Anträge auf Anerkennung des Berufes „Hebamme“ gestellt [1]. Um in Deutschland arbeiten zu können, müssen diese Hebammen zunächst einen Anpassungslehrgang besuchen. Weitestgehend unbekannt ist bislang, wie viele Hebammen aus Ländern stammen, die nicht zu den EU-Ländern zählen. Aber auch über Unterstützungsbedürfnisse der Hebammen, die einen Anpassungslehrgang absolvieren, ist wenig bekannt. Aufgabe der Anbieter von Anpassungslehrgängen ist es, unter Berücksichtigung der Ressourcen und Bedürfnisse der Hebammen aus Nicht-EU-Ländern, didaktische Konzepte zur zielgerichteten Förderung der individuellen Lernprozesse dieser Zielgruppe zu entwickeln.

Ziel/Fragestellung: Die zentralen Fragen beinhalten die Bedürfnisse, die Anforderungen und das Erleben von Hebammen aus Nicht-EU-Ländern. Außerdem wird nach den Kompetenzen der Hebammen und der Lehrenden gefragt. Zusätzlich wird nach der benötigten Unterstützung in den Lernprozessen gefragt. Ziel der Untersuchung ist es die Bedürfnisse der Hebammen aus Nicht-EU-Ländern zu ermitteln.

Methodik: Im Rahmen der qualitativen Untersuchung erfolgte die Datenerhebung in Form von vier leitfadengestützten fokussierten Interviews. Interviewt wurden Hebammen aus Nicht-EU-Ländern, die einen Anpassungslehrgang bereits absolviert haben. Die Ergebnisse wurden mittels zusammenfassender Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert und ausgewertet.

Ergebnisse: In sieben Kategorien zeigen sich unterschiedliche Erlebnisse und eine Vielfalt daraus resultierender Bedürfnisse der befragten Hebammen. Diese beziehen sich auf den Prozess der Migration, die Anerkennung, den Anpassungslehrgang und den Berufseinstieg. Die Befragten nennen Bedürfnisse wie das Erlernen der Sprache, das Auffinden von Informationen, die Unterstützung und Vereinfachung im Anerkennungsprozess, die Berücksichtigung von Qualifikationen, fachliche Inhalte und Vorbereitung auf die Freiberuflichkeit während des Anpassungslehrgangs, die Begleitung und Unterstützung im Praktikum und die Flexibilisierung der Anpassungslehrgänge. Zusätzlich beschreiben sie Leistungsunterschiede zwischen ihren Heimatländern und Deutschland und die Gründe für ihren Berufswunsch.

Relevanz: Bei steigenden Geburtenraten [2] und kaum veränderter Zahlen beruflich tätiger Hebammen [3] sind alternative Modelle gefragt, um die geburtshilfliche Versorgung von Familien in Deutschland abzusichern. Dabei gewinnt die Anwerbung von Hebammen aus anderen Ländern zunehmend an Bedeutung. Um gelungene Inklusionsprozesse für zugewanderte Hebammen zu ermöglichen, sind passgenaue Unterstützungsmaßnahmen und didaktische Konzepte für gelingende soziale und berufliche Inklusionsprozesse erforderlich. Bisher existieren wenig relevante Forschungsergebnisse zu den Fragestellungen dieser Untersuchung.

Schlussfolgerung: Die Erlebnisse und Erfahrungen der befragten Hebammen während der einzelnen Prozessabschnitte sind sehr unterschiedlich, ebenso wie die Bedürfnisse nach Unterstützung. Aus den Ergebnissen dieser Arbeit können erste Empfehlungen für die Ausbildung und die berufliche Praxis abgeleitet werden. Anpassungslehrgänge sollten auf der Basis didaktischer Konzepte entwickelt werden, in denen Bedürfnisse und Ressourcen der Hebammen aus Nicht-EU-Ländern als situative Lernvoraussetzungen berücksichtigt werden.

Ethik und Interessenkonflikte: Es wurde kein Ethikvotum eingeholt. Da es sich bei der vorliegenden Arbeit nicht um eine klinische Studie handelt und die Befragten unabhängig von einer Institution befragt wurden und es sich um eine Qualifikationsarbeit handelt, ist ein Ethikvotum laut der Ethikkommission der Charité nicht notwendig. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.


Literatur

1.
Schmitz N. Auswertung der amtlichen Statistik zum Anerkennungsgesetz des Bundes für 2017. 2018 [Zugriff Jul 2019]. Verfügbar unter: https://www.anerkennung-in-deutschland.de/html/de/statistik_zum_bundesgesetz.php Externer Link
2.
Statistisches Bundesamt. Veränderung der Zahl der Lebendgeborenen zum jeweiligen Vorjahr. 2019 [Zugriff Aug 2019]. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/Tabellen/lebendgeborene-differenz.html;jsessionid=A926D88E94EB87628C6146C4E56134A0.internet711 Externer Link
3.
Statistisches Bundesamt. Hebammen und Entbindungspfleger: Pressemitteilungen 2016-2018. 2019 [Zugriff Aug 2019]. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Servicesuche_Formular.html?documentType_=pressrelease&templateQueryString=hebamme Externer Link