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5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

13. - 14.02.2020, Bochum

Curricularer Einbezug von Sprach- und Integrationsmittlerinnen in Lehreinheiten des Studiums der Hebammenkunde im Rahmen des Projektes RundUm – Transkulturelles Netzwerk zur Begleitung bei Schwangerschaft und Geburt

Meeting Abstract

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  • corresponding author Angela Rocholl - Hochschule für Gesundheit Bochum, Deutschland
  • Ute Lange - Hochschule für Gesundheit Bochum, Deutschland
  • Ute Galonski - Bildungsinstitut im Gesundheitswesen, Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 5. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Bochum, 13.-14.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dghwiV08

doi: 10.3205/20dghwi09, urn:nbn:de:0183-20dghwi095

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2020/20dghwi09.shtml

Veröffentlicht: 11. Februar 2020

© 2020 Rocholl et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: In 2018 hatten 31% aller Neugeborenen in Deutschland Mütter mit ausländischer Staatsangehörigkeit [1].

Hindernisse im Zugang zur gesundheitlichen Regelversorgung liegen an unterschiedlichen Krankheitsvorstellungen und mangelnden Sprachkenntnissen [2]. Die professionellen Sprach- und Integrationsmittlerinnen (SprInt) unterstützen Fachkräfte im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen in der Kommunikation zwischen Fachkräften, Schwangeren und jungen Müttern [3]. Die Sprachvermittlung wird durch fehlende Fachkenntnisse und Vorgehensweisen innerhalb der Themen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett jedoch häufig eingeschränkt [4]. Zudem benötigen Hebammenstudierende interkulturelle Kompetenzen für ihr späteres Berufsleben [5]. Das Projekt RundUm will die Versorgung von Migrantinnen aus Drittländern mit Sprachbarrieren durch die Hinzuziehung von Sprachmittlerinnen während der Schwangerschaft, Geburt und in der Zeit danach verbessern und in Essen ein transkulturelles Netzwerk aufbauen.

Ziel: Durch den regelmäßigen Austausch zwischen den Mitarbeiterinnen von Sprint und den Studierenden der Hebammenkunde sollen die Sprachmittlerinnen ihre fachlichen Kompetenzen für die Übersetzung und den Umgang mit Situationen innerhalb der peripartalen Versorgung verbessern. Die Studierenden sollen dabei ihr Fachwissen einbringen und Kompetenzen zu Transkulturalität, Möglichkeiten und Umgang von Sprachmittlung und der Diversität im Verständnis von Schwangerschaft und Geburt entwickeln, um diese in der Praxis anwenden zu können.

Methodik: Im Rahmen einer Informationsveranstaltung innerhalb des Moduls „Frauengesundheit“ wurden die Studierenden über die Arbeit der SprInt Mitarbeiterinnen und über das Projekt RundUm informiert. Die SprIntmitarbeiterinnen wurden zu den Themenbereichen Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Deutsches Gesundheitssystem geschult. In einem gemeinsamen Workshop arbeiteten die Studierenden und die Sprachmittlerinnen an Fragestellungen zur Arbeit mit Schwangeren/jungen Müttern mit Sprachbarriere wegen Migrationshintergrund und den Herausforderungen in der Arbeit der Sprachmittlerinnen. Ein gemeinsames Simulationstraining von Situationen aus der peripartalen Versorgung ist für das nächste Sommersemester im Skills Lab geplant. Die Evaluation der gemeinsamen Lehrveranstaltungen erfolgt über Interviews und Fragebögen und steht noch aus.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der Interviews und Fragebögen gab ein einhelliges Interesse der beiden Berufsgruppen aneinander wieder und den Wunsch an weiterem Austausch. Die Sprachmittlerinnen hoben dabei die fachlichen Kompetenzen der Studierenden und ihren gemeinsamen Fokus die begleitete Frau betreffend hervor. Wohingegen offensichtlich wurde, dass die Hebammenstudierenden in ihrer Praxis kein Wissen über die Hinzuziehung von Sprachmittlerinnen erhalten hatten und kein Kontakt zu denselben bis dahin entstanden war.

Schlussfolgerung: Die Überwindung von Sprachbarrieren ist eine bleibende Herausforderung für das Sozial- und Gesundheitswesen. Den interprofessionellen Austausch zu Sprachmittlung schon in die Ausbildung von Studierenden zu integrieren, kann die gegenseitige Toleranz und Wertschätzung fördern und die Qualität der gemeinsamen Arbeit zum Nutzen der zu betreuenden Frauen verbessern. Die gemeinsamen Lehrveranstaltungen fest curricular zu verankern sollte deshalb das Ziel sein.

Ethik und Interessenkonflikte: Es wurde ein Ethikvotum eingeholt. Die Forschung wurde durch Fremdmittel unterstützt. Das Projekt ist finanziert worden durch den Europäischen Asyl-, Migrations- und Integrationsfond. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.


Literatur

1.
Bundeszentrale für politische Bildung. Zahlen und Fakten: Die soziale Situation. Bevölkerung mit Migrationshintergrund I. 2018 [Zugriff Sep 2019]. Verfügbar unter: http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61646/migrationshintergrund-i Externer Link
2.
Razum O, Spallek J. Migration und Gesundheit. Public Health Forum. 2015;23(2):54-7. DOI: 10.1515/pubhef-2015-0021 Externer Link
3.
SprInt Essen. SprInt buchen. RundUm. 2019 [Zugriff 10.09.2019]. Verfügbar unter: https://www.sprint-essen.de/index.php/rundum Externer Link
4.
Paulus M, Kühner A. Frühe Hilfen für geflüchtete Familien. Impulse für Fachkräfte. Köln: Nationales Zentrum frühe Hilfen; 2018.
5.
Kaufmann ME. Migration und reproduktive Gesundheit. Zur Betreuungs- und Beratungssituation in Bremen. In: Falge C, Zimmermann G, Hrsg. Interkulturelle Öffnung des Gesundheitswesens. Baden Baden: Nomos Verlagsgesellschaft; 2009. (Schriftenreihe des Zentrums für europäische Rechtspolitik (ZERP); 51). S. 133-44.