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Gewalt unter der Geburt: Eine Befragung klinisch tätiger Hebammen
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Veröffentlicht: | 13. Februar 2018 |
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Hintergrund: In Deutschland werden Gewalterfahrungen unter der Geburt durch Geburtsberichte auf Nutzerinnenblogs und zivilgesellschaftlichen Aktionen wie der Roses Revolution Day zunehmend öffentlich thematisiert. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit geburtshilflicher Gewalt erfolgten jedoch bisher vor allem in Lateinamerika. Hier werden insbesondere die Erfahrungen der betroffenen Frauen untersucht.
Ziel und Fragestellungen: Das Ziel der Untersuchung ist, geburtshilfliche Gewalt in norddeutschen Krankenhäusern aus der Sicht klinisch tätiger Hebammen zu beschreiben und deren Erleben zu dokumentieren. Die Fragestellungen lauten: Wie funktioniert geburtshilhliche Gewalt aus der Sicht angestellter Hebammen? Wie empfinden Hebammen Gewalt in der klinischen Geburtshilfle in Deutschland?
Methodik: Es wurde ein qualitatives Forschungsdesign gewählt. Sechs Expertinneninterviews [1] wurden von Oktober bis Dezember 2016 mit angestellten Hebammen aus fünf verschiedenen Krankenhäusern in Norddeutschland mithilfe eines teilstrukturierten Leitfadens durchgeführt. Die Rekrutierung von Teilnehmerinnen erfolgte durch Multiplikatorinnen. Die Daten wurden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring [2] ausgewertet.
Ergebnisse: Die befragten Hebammen betrachten geburtshilfliche Gewalt aus unterschiedlichen Perspektiven: 1) der professionellen, 2) des selbst Frauseins und 3) einer grundsätzlich empathischen. Als Ursachen für die Entstehung von geburtshilflichen Gewalt wurden verfrühte oder unnötige geburtshilflichen Interventionen, Zeitmangel, die Erwartungen der Frauen an der Geburtshilfe und die Gegenüberstellung von Gesundheit und Wohlbefinden der Gebärenden einerseits und des Kindes andererseits dargelegt. Die Hierarchie innerhalb des geburtshilflichen Teams und das angepasste Verhalten sowohl der Hebammen als auch der Gebärenden an das klinische Umfeld begünstigen das Entstehen geburtshilflicher Gewalt, so die Hebammen. Sie geben außerdem an, von der geburthilflicher Gewalt ebenso wie die Gebärenden als Opfer betroffen und davon traumatisiert zu sein. Die Befragten beschreiben zwar spezifische Handlungsmöglichkeiten, die sie entwickelt haben, um die Gebärenden vor Gewalterfahrungen zu schützen, jedoch fehlen ihnen Handlungsstrategien zum Selbstschutz.
Empfehlungen und Schlussfolgerungen: Um geburtshilfliche Gewalt zu vermeiden, müssen sämtliche AkteurInnen der gesamten geburtshilflichen Versorgungsorganisation sowie der konkreten Betreuungssituationen beteiligt werden. Innerhalb des geburtshilflichen Teams könnten flachere Hierarchien im Rahmen der interdisziplinären Zusammenarbeit sowie die Partizipation der Hebammen an stukturellen Entscheidungen das Auftreten geburtshilflicher Gewalt vorbeugen. Außerdem sind weitere Forschungsarbeiten notwendig, um dem komplexen Phänomen der geburtshilflichen Gewalt effektiv vorbeugen zu können.
Ethik und Interessenkonflikt: Die Forschungsarbeit wurde einer Ethikkommission vorgelegt. Sie wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegt kein Interessenkonflikt vor.