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4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

16.02.2018, Mainz

Mütter ≥ 40 Jahren – eine deskriptive Sekundärdatenanalyse

Meeting Abstract

  • corresponding author Karin Niessen - Hochschule Osnabrück, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo), Osnabrück, Deutschland
  • Isabell Neisenmeier - Hochschule Osnabrück, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo), Osnabrück, Deutschland
  • Sabine Metzing - Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Friederike zu Sayn-Wittgenstein - Hochschule Osnabrück, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo), Osnabrück, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Mainz, 16.-16.02.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dghwiP24

doi: 10.3205/18dghwi30, urn:nbn:de:0183-18dghwi300

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2018/18dghwi30.shtml

Veröffentlicht: 13. Februar 2018

© 2018 Niessen et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Das Verschieben von Mutterschaft in ein höheres Alter ist ein weltweit in den Industrienationen auftretendes Phänomen. In Deutschland hat sich die Zahl der Mütter ≥ 40 Jahren seit 1991 verdreifacht [1]. Während die Mutterschaft dieser Altersgruppe in der Öffentlichkeit aufgrund ansteigender Risiken und einer sozial empfundenen Altersgrenze [2] kontrovers diskutiert wird, ist über die Lebensumstände von Frauen, die sich in diesem Alter für ein (weiteres) Kind entscheiden, wenig bekannt. Ausgangspunkt dieser Analyse waren Ergebnisse eines Literaturreviews zum Erleben vom Übergang zur Mutterschaft dieser Altersgruppe. In den internationalen Studien werden immer auch soziodemografische Merkmale erhoben.

Ziel: Die Beschreibung von soziodemografischen und gesundheitsbezogenen Merkmalen der Gruppe von Frauen, die in Deutschland im Alter von 40 Jahren oder später ein Kind gebären.

Fragestellung: Welche soziodemografischen und gesundheitsbezogenen Erkenntnisse lassen sich aus bestehenden Datensätzen für die Gruppe von Frauen, die im Alter von 40 Jahren und älter Mütter werden, gewinnen?

Methode: Explorative Sekundärdatenanalyse von drei repräsentativen Datensätzen: A. Statistisches Bundesamt, 2015 [1] (n= 25.353); B. Sozioökonomisches Panel – SOEP, gepoolte Stichprobe 2010-2015 [3] (n= 797); C. Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics – pairfam, gepoolte Stichprobe 2010–2015 [4] (n= 196). Einschlusskriterium: Frauen, die im Geburtsjahr des Kindes 40 Jahre alt oder älter waren.

Ergebnisse: A. Auswertung der Daten zur Geburtenfolge nach Alter der Mutter: insgesamt wurden 36.291 Kinder von Frauen dieser Altersgruppe lebend geboren. Der überwiegende Teil von Müttern ist mehrgebärend. Erstgebärende sind nach den Zweitgebärenden die zweitstärkste Gruppe. B. Aus der repräsentativen Wiederholungsbefragung wurden soziodemografische und gesundheitsbezogene Variablen des Mutter-Kind Fragebogens ausgewählt: Erstgebärende sind häufiger ledig, nehmen häufiger reproduktionsmedizinische Hilfe in Anspruch und geben nach der Geburt häufiger (eher) schlechtes seelisches Wohlbefinden an. Kinder von Mehrgebärenden sind häufiger eher ungeplant, Mehrgebärende klagen im letzten Trimenon häufiger über (eher) schlechtes körperliches Befinden. C. Aus dem Beziehungs- und Familienpanel wurden weitere soziodemografische und gesundheitsbezogenen Variablen ausgewählt: eine Kaiserschnittgeburt erleben 40% der Frauen, die außerklinische Geburt wird von Erstgebärenden nicht in Anspruch genommen, von Mehrgebärenden überdurchschnittlich, insbesondere Erstgebärende halten weitere Kinder für realistisch.

Relevanz: Die Gruppe von Frauen, die im Alter ≥ 40 Jahren Mutter werden, kann hier erstmalig näher beschrieben werden. Die Unterschiede zwischen Erst- und Mehrgebärenden geben Hinweise für die Praxis der Versorgung von Frauen und für weitere Forschung.

Diskussion: Die Altersgruppe der Mütter ≥ 40 Jahre ist heterogen. Überraschend ist der hohe Anteil Mehrgebärender sowie die Unterschiede zwischen Erst- und Mehrgebärenden. Wie aus anderen Forschungen bekannt, nehmen die hier analysierten soziodemografischen und gesundheitsbezogenen Aspekte Einfluss auf den Schwangerschafts- und Geburtsverlauf sowie auf das Erleben der Frauen. Neben der geringen Stichprobengöße, insbesondere der Erstgebärenden, in den Datensätzen von SOEP und pairfam begrenzt der Ansatz der Alterskohortenanalyse in pairfam die Stichprobe im Höchstalter auf 48 Jahre.

Ethik und Interessenkonflikt: Die Forschungsarbeit wurde einer Ethikkommission vorgelegt. Sie wurde durch folgende Fremdmittel finanziert: Bundesministerium für Bildung und Forschung FKZ: 01KX1113A, 01KX1113B. Es liegt kein Interessenkonflikt vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.


Literatur

1.
Statistisches Bundesamt. LG_biolgische_Geburtenfolge_Geburtsjahr_2009-_2015_kurz. Wiesbaden: 2016. [Datensatz auf Anforderung erhalten am 17.10.2016].
2.
Billari FC, Goisis A , Liefbroer AC, Settersten R A, Aassve A, Hagestad G, et al. Social age deadlines for the childbearing of women and men. Human Reproduction. 2011; 26(3):616-22.
3.
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), Daten für die Jahre 1984-2015, Version 32, SOEP, 2016.
4.
Bruederl J, Hank K, Huinink J, Nauck B, Neyer FJ, Walper S, et al. The German Family Panel (pairfam). GESIS Data Archive, Cologne. ZA5678 Data file Version 6.0.0; 2015.