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4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

16.02.2018, Mainz

Übersetzung und kulturelle Adaptation eines Fragebogens: inhaltliche Validierung am Beispiel des Wijma Delivery Expectancy Questionnaire (W-DEQ)

Meeting Abstract

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  • corresponding author Elke Mattern - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- u. Pflegewissenschaft, Halle (Saale), Deutschland
  • Sabine Striebich - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- u. Pflegewissenschaft, Halle (Saale), Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Mainz, 16.-16.02.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dghwiP21

doi: 10.3205/18dghwi27, urn:nbn:de:0183-18dghwi270

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2018/18dghwi27.shtml

Veröffentlicht: 13. Februar 2018

© 2018 Mattern et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Angst vor der Geburt ist bei etwa 20% aller schwangeren Frauen so stark ausgeprägt, dass eine subjektive Belastung und Beeinträchtigung mit erhöhtem Risiko für Mutter und Kind bestehen. Ein systematisches Vorgehen zur Unterstützung dieser Frauen ist in Deutschland bisher nicht vorgesehen. Ein Testverfahren zur Beurteilung des Schweregrads der Angst fehlt. International wird der Wijma Delivery Expectancy Questionnaire (W-DEQ) verwendet, der allerdings nicht in deutscher Sprache vorliegt. Eine Recherche zu aktuellen Standards der WHO [1], von PROMIS [2], ISPOR [3] und weiterführende Literatur zeigen, dass eine geplante, dokumentierte, von Expert/innen mit unterschiedlichem professionellen und kulturellen Hintergrund durchgeführte und in mehreren Schritten kontrollierte Vorgehensweise zu einem dem Original entsprechenden Fragebogen mit vergleichbaren Gütekriterien führen kann.

Fragestellung: Erzielen die Übersetzung in die deutsche Sprache und kulturelle Adaptation des englischsprachigen Fragebogens W-DEQ eine ausreichend hohe inhaltliche Validität (Content Validity Index [CVI] von über 0,78)?

Methodik: Übersetzung und kulturelle Adaptation wurden in drei Abschnitten durchgeführt, die sich an den „Prinzipien Guter Praxis“ (ISPOR) [3] und den „Richtlinien zur Erlangung kultureller Äquivalenz“ von Ohrbach et al. [4] orientierten. Die Erlaubnis zur Übersetzung des W-DEQ wurde vom Autor Klaas Wijma eingeholt.

In einem ersten Abschnitt wurden in einem Team die teilnehmenden Personen anhand bestimmter Merkmale ausgewählt sowie die Prozesse und Dokumentation geplant. Der zweite Abschnitt bestand aus einem zyklischen Vorgehen, d.h. Übersetzung ins Deutsche, Rückübersetzung ins Englische und eine vergleichende Begutachtung der Rückübersetzung mit dem Original, bis ein Konsens zur Übersetzung vorlag. Die Übersetzerinnen sollten muttersprachlich die Sprache sprechen, in die sie übersetzten, und mit der jeweiligen Kultur vertraut sein. In einem dritten Abschnitt wurde die kulturelle Äquivalenz zwischen Original und Übersetzung bestimmt. Die in Abschnitt 3 involvierten Expert/innen sollten professionell mit Sprache oder mit schwangeren Frauen zu tun haben, hatten Kenntnis zur Fragebogenkonstruktion, kannten das Konstrukt Angst oder waren selbst Mutter.

Ergebnisse: Ausfüllanleitung und gliedernde Fragen wurden übereinstimmend übersetzt. Von insgesamt 33 Items wurden in einer ersten Runde des zyklischen Vorgehens (Abschnitt 2) 4 Items als nicht angemessen übersetzt bewertet; eine verbesserte Übersetzung wurde in einer zweiten Runde erzielt. Der im Abschnitt 3 bestimmte CVI lag mehrheitlich über dem Schwellenwert von 0,78; bei 6 Items wurde er unterschritten (0,57 – 0,71). Nach Revision und erneuter Bewertung erreichten alle Items einen Wert zwischen 0,86 und 1,0.

Diskussion und Empfehlung: Methodisch konnten die „Prinzipen Guter Praxis“ [3] erfüllt werden. Sie sind – in Kombination mit den verwendeten Dokumentationsvorlagen [4] – gut geeignet, die Übersetzung eines psychometrischen Tests zu planen und transparent zu beschreiben.

Mit einer größeren Anzahl an Beteiligten wäre der Fragebogen zuverlässiger, es erhöhten sich aber Arbeits- und Zeitaufwand. In diesem Fall reichte die Anzahl der Expert/innen für eine inhaltlich valide Übersetzung aus. Die Ermittlung des CVI gilt als sichere Methode der Interrater-Reliabilität bei einer Expertenanzahl zwischen 8 und 12 [5].

Ethik und Interessenkonflikt: Die Forschungsarbeit wurde einer Ethikkommission vorgelegt. Sie wurde durch folgende Fremdmittel finanziert: Forschungsförderung der Hebammengemeinschaftshilfe (HGH), Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG). Es liegt kein Interessenkonflikt vor.


Literatur

1.
World Health Organization. Process of translation and adaptation of instruments. 2010. [Zugriff/cited Oct 2017]. Verfügbar unter/available from: http://www.who.int/substance_abuse/research_tools/translation/en/ Externer Link
2.
PROMIS. Instrument Development and Validation Scientific Standards (Version 2.0). 2012. [Zugriff/cited Oct 2017]. Verfügbar unter/available from:http://www.healthmeasures.net/images/PROMIS/PROMISStandards_Vers2.0_Final.pdf Externer Link
3.
Wild D, Grove A, Martin M, Eremenco S, McElroy S, Verjee-Lorenz A, Erikson P. Principles of Good Practice for the Translation and Cultural Adaptation Process for Patient-Reported Outcomes (PRO) Measures: report of the ISPOR Task Force for Translation and Cultural Adaptation. Value in Health. 2005;8(2):94-104.
4.
Ohrbach R, Bjorner J, Jezewski M, John MT, Lobbezoo F. Guidelines for Establishing Cultural Equivalency of Instruments. 2013. [Zugriff/cited Oct 2017]. Verfügbar unter/available from: http://www.cost-td1005.net/fileadmin/user_upload/Dokumente/Guidelines_for_Translation_and_Cultural_Equivalency_of_Instruments_-_2013_05_11.pdf Externer Link
5.
Polit DF, Beck CT. The content validity index: are you sure you know what's being reported? Critique and recommendations. Research in Nursing and Health. 2006;29(5):489-97. DOI: 10.1002/nur.20147 Externer Link