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4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

16.02.2018, Mainz

Interprofessionelle Zusammenarbeit von Hebammen – ein berufswissenschaftliches Forschungsfeld

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Mainz, 16.-16.02.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dghwiP18

doi: 10.3205/18dghwi24, urn:nbn:de:0183-18dghwi247

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2018/18dghwi24.shtml

Veröffentlicht: 13. Februar 2018

© 2018 Kraienhemke.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Die geburtshilfliche Versorgung im klinischen Setting wird von Hebammen, Ärzt/innen und Pflegenden gemeinsam geleistet. Die Zusammenarbeit gehört damit zum klinischen Alltag, gelingt jedoch nicht immer. Die Qualität der Zusammenarbeit beeinflusst jedoch maßgeblich die Qualität der Gesundheitsversorgung [1]. Bisher gibt es wenig empirische Forschung zur Zusammenarbeit in der Geburtshilfe und es existiert noch kein Konzept von Interprofessionalität [2]. Bereits erarbeitete interprofessionelle Kompetenzrahmen sind meist nicht empirisch, sondern auf Expertenebene entstanden. In Deutschland fehlt bisher eine breitere Forschung auf diesem Gebiet. Die berufswissenschaftliche Forschung nimmt die reale Berufspraxis zum Ausgangspunkt für gestellte Anforderungen und kann so Aufschluss über einen Wandel von beruflichen Aufgaben und arbeitsprozessrelevante Aufgaben geben [3].

Ziel, Fragestellung: Im vorgestellten Forschungsprojekt soll die Zusammenarbeit von Hebammen, Ärzt/innen und Pflegenden im klinischen Setting erforscht werden. Dabei wird eine zweifache Forschungsfrage verfolgt: Welche Strukturen prägen die interprofessionelle Arbeitssituation für Hebammen im klinischen Setting? Welche subjektiven Sichtweisen haben Hebammen auf die interprofessionelle Zusammenarbeit mit Ärzt/innen und Pflegenden?

Methodik: Die gewählte Fragestellung erfordert ein qualitatives Studiendesign und die Studie folgt der Grounded Theory Methodologie. Im Rahmen von methodischer Triangulation wird eine Perspektivenvielfalt ermöglicht. Dabei wird das Instrument der Arbeitsprozessanalyse (Arbeitsbeobachtung und Beobachtungs-Interview) der berufswissenschaftlichen Forschung genutzt [3]. Die Daten werden mittels teilnehmender Beobachtung und episodischem Interview erhoben. Die Beobachtungen fokussieren zum einen die Zusammenarbeit von Hebammen und Ärzt/innen im Kreißsaal und zum anderen von Hebammen und Pflegenden auf der Wochenbettstation. Episodische Interviews bieten die Möglichkeit der Kombination von Erzählaufforderungen (narratives Wissen) und immanenten Nachfragen (semantisches Wissen) [4]. Sie werden mit Hebammen aus dem jeweiligen Setting geführt. Gemäß der Grounded Theory Methodologie werden die Beobachtungseinheiten und Interviewpartnerinnen mittels theoretischem Sampling ermittelt [5]. Die Beobachtungen werden in Feldnotizen und anschließenden Beobachtungsprotokollen dokumentiert, die Interviews werden digital aufgezeichnet und danach wörtlich transkribiert. Die erhobenen Daten werden mittels offenem und theoretischem Kodieren ausgewertet [5].

Relevanz: Durch dieses Forschungsprojekt ist es möglich, einen Einblick in die realen Arbeitsbedingungen im klinischen Setting der Geburtshilfe zu erhalten und somit hilfreiche und hinderliche Strukturen und Verhaltensweisen für die Zusammenarbeit zu bestimmen. Eine in den Daten verankerte Theorie zur Zusammenarbeit in der Geburtshilfe in Deutschland könnte eine Lücke zu interprofessioneller Theorie schließen. Ein genaueres Wissen um die Arbeitssituation von Hebammen im klinischen Setting kann die Anforderungen von interprofessioneller Zusammenarbeit hervorheben und die Vorbereitung von Hebammen-Studierenden auf die reale Arbeitssituation verbessern sowie die Ausgestaltung von akademischer Hebammenarbeit befördern.

Ethik und Interessenkonflikt: Die Forschungsarbeit wurde aus folgendem Grund keiner Ethikkommission vorgelegt: Angehörige der Gesundheitsberufe werden in ihrem Arbeitsbereich nicht als vulnerable Gruppe eingeschätzt und Frauen und Familien sind ausdrücklich nicht in die Beobachtungen involviert. Sie wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegt kein Interessenkonflikt vor.


Literatur

1.
Zwarentein M et al. Interprofessional collaboration: Effects of practice-based interventions on professional practice and healthcare outcomes. Cochrane Database of systematic reviews. 2009;3:CD000072.
2.
Hastie C, Fahy K. Interprofessional collaboration in delivery suite: a qualitative study. Women and birth. 2011;24(2):72-9.
3.
Becker M, Spöttl G. Berufswissenschaftliche Forschung: Ein Arbeitsbuch für Studium und Praxis. Frankfurt: Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften; 2008.
4.
Flick U. Qualitative Sozialforschung. Reinbek: Rowohlts Enzyklopädie; 2010.
5.
Glaser B, Strauss A. Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung. Bern: Hans Huber; 2010.