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4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

16.02.2018, Mainz

Hebamme: Ein praktischer Beruf-warum studieren? Einschätzungen bayerischer Hebammen und Hebammenschülerinnen zur hochschulischen Qualifikation der Hebammenausbildung – Eine qualitative Studie

Meeting Abstract

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  • corresponding author Andrea Komlew - Katholische Stiftungshochschule München, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Mainz, 16.-16.02.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dghwiP16

doi: 10.3205/18dghwi22, urn:nbn:de:0183-18dghwi221

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2018/18dghwi22.shtml

Veröffentlicht: 13. Februar 2018

© 2018 Komlew.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Die Hebammenausbildung in Deutschland steht vor einem Umbruch. Die bisher dreijährige Ausbildung an Berufsfachschulen für Hebammen (EQR-Niveau 4) soll durch eine hochschulische Qualifikation auf Bachelor-Niveau (EQR-Niveau 6) ersetzt und an Hochschulen in Verbindung mit Praxiseinrichtungen durchgeführt werden [1], [2]. Die ersten Studiengänge für Hebammen sind überwiegend in den nördlichen Bundesländern entstanden. Im Bundesland Bayern gibt es hingegen keinen Studiengang mit hebammenwissenschaftlicher Ausrichtung [3]. Aufgrund zunehmender Reformbestrebungen und Angleichung an internationale Standards werden die bayerischen Hebammen und Hebammenschülerinnen in Zukunft mit der Verwissenschaftlichung des eigenen Berufsfeldes konfrontiert. Unklar ist, wie die Hebammen, die eine klassische Ausbildung absolviert haben, diese Entwicklung bewerten.

Ziel/Fragestellung: Wie schätzen bayerische Hebammen und Hebammenschülerinnen die Akademisierung des Hebammenwesens ein?

Methodik: Bei vorliegender Studie handelt es sich um eine qualitative Sekundaranalyse eines Online-Surveys. Basis der Untersuchung bilden die qualitativen Daten von 534 befragten Hebammen/Hebammenschülerinnen. Die Freitextantworten der Befragten wurden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring [4] ausgewertet.

Ergebnisse: Die Mehrheit der Befragten plädiert für eine hochschulische Qualifikation. Sie versprechen sich Vorteile durch die Reformierung der Ausbildungsstrukturen sowohl für die Profession als auch für die geburtshilfliche Versorgung. Mahnende Stimmen warnen vor einer Theoretisierung des Berufes und erachten den Hebammenberuf als erfahrungsbasiertes Handwerk, das im Studium ausreichend berücksichtigt werden muss. Allerdings verdeutlichte die Befragung, dass ein Teil der Berufsgruppe ungenügend über die Reformierung der Ausbildung informiert ist.

Relevanz: Durch die erfassten Meinungen der Hebammen zur Akademisierung können die Berufsverbände gezielt über die Veränderungen der Ausbildungsstrukturen aufklaren, um einer Zersplitterung der Berufsgruppe vorzubeugen. Darüber hinaus können empirisch erhobene Daten eine Argumentationsgrundlage für den politischen Diskurs zur Reformierung der Ausbildung schaffen.

Empfehlungen/Schlussfolgerungen: Insgesamt sind die befragten Hebammen bereit für die Akademisierung des Berufsfeldes. An manchen Stellen wurde deutlich, dass weitere Aufklärungsarbeit zur Umstrukturierung von Seiten der Berufsverbände zu leisten ist. Den Wünschen der Hebammen nach einer unkomplizierten Nachqualifizierung für bereits examinierte Hebammen sollte Rechnung getragen werden, um eine Spaltung der Berufsgruppe zu vermeiden. Zudem ist es erforderlich, Studienziele, berufliche Handlungskompetenzen und praktischen Fähigkeiten der Absolventinnen genauer zu definieren. Unter dem Druck von Forderungen der Europäischen Union wird vermutlich ab 2020 das Studium die klassische Ausbildung ersetzen. In berufspolitisch schwierigen Zeiten kann die Akademisierung zur Professionsentwicklung des Hebammenberufes beitragen.

Ethik und Interessenkonflikt: Die Forschungsarbeit wurde aus folgendem Grund keiner Ethikkommission vorgelegt: Keine klinische Forschung-Bachelorarbeit. Sie wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegt kein Interessenkonflikt vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.


Literatur

1.
Broek S, Buiskool BJ, van Oploo M, Visser S. State of play of the European Qualifications Framework implementation: Executive summary. Brussels: European Union; 2012. [Zugriff/cited Oct 2017]. Verfügbar unter/available from: http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2009_2014/documents/cult/dv/esstudyeurqualifframewimplem/esstudyeurqualifframewimplemen.pdf Externer Link
2.
Deutscher Bundestag. Bericht über die Ergebnisse der Modellvorhaben zur Einführung einer Modellklausel in die Berufsgesetze der Hebammen, Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten; 2016. [Zugriff/cited Oct 2017]. Verfügbar unter/available from: http://www.bundesrat.de/bv.html?id=0479-16 Externer Link
3.
Deutscher Hebammenverband (DHV). Ausführliche Übersichten über die Studienmöglichkeiten für Hebammen – Bachelor-Studiengänge; 2015. [Zugriff/cited Oct 2017]. Verfügbar unter/available from: URL: https://www.hebammenverband.de/beruf-hebamme/studium/ Externer Link
4.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. 12. überarb. Aufl. Weinheim: Beltz; 2015.