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4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

16.02.2018, Mainz

Bestandsaufnahme zur Berufssituation der Hebammen in einem Schweizer Kanton

Meeting Abstract

  • corresponding author Susanne Grylka-Bäschlin - Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Winterthur, Schweiz
  • Jessica Pehlke-Milde - Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Winterthur, Schweiz
  • Barbara Borner - Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Winterthur, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Mainz, 16.-16.02.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dghwiP09

doi: 10.3205/18dghwi15, urn:nbn:de:0183-18dghwi159

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2018/18dghwi15.shtml

Veröffentlicht: 13. Februar 2018

© 2018 Grylka-Bäschlin et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Hebammen sind befähigt, Frauen und Kinder während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett eigenständig zu betreuen, haben jedoch häufig eingeschränkte Möglichkeiten ihre erworbenen Qualifikationen und Kompetenzen im Klinikalltag umzusetzen. Diese Situation kann die Berufszufriedenheit der Hebammen beeinträchtigen [1]. Hebammengeleitete Betreuungsmodelle gehen mit vergleichbar guten geburtshilflichen Outcomes, niedrigeren Interventionsraten, niedrigeren Kosten, einer erhöhten Zufriedenheit der betreuten Frauen und einer erhöhten Berufszufriedenheit der Hebammen einher [2], [3]. Die Berufssituation der Hebammen in Schweizer Geburtenabteilungen wurde bisher wenig erforscht.

Ziel: Diese Erhebung, die Teil einer Studie zur Erforschung der Berufszufriedenheit im Zusammenhang mit einem innovativen, hebammengeleiteten Betreuungsmodell ist, bezweckte eine Übersicht über die Berufssituation der Hebammen in den Geburtenabteilungen eines Schweizer Kantons zu erlangen.

Methodik: Es wurde eine Online-Umfrage durchgeführt, die basierend auf einer Literatursuche, der Definition der hebammengeleiteten Geburtshilfe, der IST-Analyse des Handbuchs Hebammenkreißsaal und dem Expertinnenstandard zur Förderung der physiologischen Geburt entwickelt wurde [4], [3], [5]. Teilnahmeberechtigt waren alle 17 Institutionen des Kantons Zürich in der Schweiz, die über eine Geburtenabteilungen verfügen. Die deskriptiven Analysen wurden mit Stata 13 durchgeführt.

Ergebnisse: 16 von 17 Geburtenabteilungen (94.1%) nahmen an der Umfrage teil: eine Universitätsklinik, elf öffentliche Kliniken, zwei Privatkliniken und zwei Geburtshäuser. Die Geburtenabteilungen hatten in 2016 zwischen 203 und 2.962 Geburten und die Sectioraten lagen bei 0% bis 56.9%. Insgesamt 25.0% (n=4) der Geburtenabteilungen führen einen Hebammenkreißsaal oder sind Geburtshäuser mit 46 bis 302 hebammengeleiteten Geburten und in n=1 (6.3%) Klinik ist dieser in Planung. Eine räumliche oder personelle Trennung zum herkömmlichen Kreißsaal, falls vorhanden, gab es in keiner Klinik. In n=3 Institutionen (18.8%) bieten Hebammen eine Poolbetreuung an, in der gebärende Frauen von einer Hebamme aus einem ihr bekannten Team betreut werden und in n=4 (25.0%) der Institutionen trifft es größtenteils zu, dass gebärenden Frauen das betreuende Hebammenteam schon vor der Aufnahme zur Geburt kennen. In den anderen Geburtenabteilungen (n=12, 75.0%) war dies nur selten oder nie der Fall. Folgende Tätigkeiten werden von den Hebammen immer oder meistens eigenverantwortlich und selbständig durchgeführt: Anamnese bei der Aufnahme zur Geburt in 81.3% (n=13), klinisches Assessment bei Eintritt in 81.3% (n=13), Verabreichung von Alternativmedizin in 100% (n=16), Amniotomie in 87.5% (n=14), Dammschutz in 93.8% (n=15), Episiotomie in 43.8% (n=7), Dammnaht in 6.3% (n=1), Apgar-Score erheben in 100% (n=16) und Status des Neugeborenen in 56.3% (n=9) der Institutionen.

Relevanz: Diese Studie bietet erstmals einen Überblick über die Berufssituation der Hebammen in einem Schweizer Kanton und damit eine gute Grundlage für die zukünftige Entwicklung von hebammengeleiteten Projekten.

Diskission: Hebammenkreißsäle und Betreuungsmodelle, welche die Kontinuität in der Betreuung durch die Hebammen fördern, sind im Kanton Zürich wenig verbreitet. Es werden große Unterschiede zwischen den einzelnen Geburtenabteilungen in den Tätigkeiten, welche die Hebammen eigenverantwortlich und selbständig durchführen, beobachtet. Es gibt einen Bedarf für die Entwicklung von hebammengeleiteten Betreuungsmodellen, was sich positiv auf die Berufssituation und die Berufszufriedenheit der Hebammen auswirken könnte.

Ethik und Interessenkonflikt: Die Forschungsarbeit wurde einer Ethikkommission vorgelegt. Sie wurde durch folgende Fremdmittel finanziert: Schweizerisches Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. Es liegt kein Interessenkonflikt vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.


Literatur

1.
Eissler A, Jerg-Bretzke L. Der Arbeitsort beeinflusst die Belastungsfaktoren teilweise signifikant. Hebamme.ch. 2015;9:4-7.
2.
Cummins AM, Denney-Wilson E, Homer CS. The experiences of new graduate midwives working in midwifery continuity of care models in Australia. Midwifery. 2015;31(4):438-44.
3.
Sandall J, Soltani H, Gates S, Shennan A, Devane D. Midwife-led continuity models versus other models of care for childbearing women. Cochrane Database Syst Rev. 2016;4:CD004667.
4.
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege und Verbund Hebammenforschung. Expertinnenstandard "Förderung der physiologischen Geburt". Osnabrück: Schriftenreihe des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege; 2015.
5.
Verbund Hebammenforschung. Handbuch Hebammenkreißsaal. 2007. [Zugriff/cited Oct 2017]. Verfügbar unter/available from: https://www.hebammenforschung.de/fileadmin/HSOS/Homepages/Hebammenforschung/Handbuch_Hebammenkreisssaal.pdf Externer Link