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60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

08. bis 10. Oktober 2020, Münster

Injektionen adrenalinhaltiger Lokalanästhetika können kurzfristige kritische Durchblutungsstörungen der Fingerkuppen verursachen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Philipp Moog - Sektion Handchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Mirko Dozan - Sektion Handchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Ursula Kraneburg - Sektion Handchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Julia Jakobus - Sektion Handchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Kai Megerle - Sektion Handchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 08.-10.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dgh18

doi: 10.3205/20dgh18, urn:nbn:de:0183-20dgh185

Veröffentlicht: 9. Oktober 2020

© 2020 Moog et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Obwohl die Injektion adrenalinhaltiger Lokalanästhetika in Finger im Rahmen der WALANT (wide awake local anesthesia no touniquet) Technik bis auf sehr seltene Einzelfälle langfristig klinisch unbedenklich ist, sind kurzfristige Perfusionsveränderungen bislang kaum untersucht.

Methodik: Bei 17 aufeinanderfolgende Patienten (8 Frauen, 9 Männer, Durchschnittsalter 55 Jahre) wurden im Rahmen von elektiven handchirurgischen Eingriffen 5 bis 7 ml Articain gemischt mit Adrenalin in einer Verdünnung von 1:200 000 an der Fingerbasis injiziert. Durch Kombination einer Laser-Doppler-Spektroskopie und Weißlichtspektrometrie wurden an der Fingerkuppe einmal pro Sekunde die Sauerstoffsättigung im kapillär-venösen Bereich, die relative Hämoglobinmenge sowie der relative Blutfluss gemessen. Die Messungen erfolgten dabei vor, während und durchschnittlich 39 (21 bis 79) Minuten nach der Injektion. Als kritische Werte wurden eine Sauerstoffsättigung unter 10%, ein Blutfluss von weniger als 5 “Arbitrary Units” (AU) sowie eine Hämoglobinkonzentration von weniger als 15 AU festgelegt. Postoperative Komplikation wurden erfasst.

Ergebnisse: Klinisch traten weder anhaltende kritische Perfusionsstörungen noch sonstige postoperative Komplikationen auf. Die kapillär-venöse Sauerstoffsättigung fiel bei 7 Patienten um mehr als 30% ab. Kritische Werte wurden dabei bei 4 Patienten während insgesamt 14 Intervallen beobachtet. Diese Intervalle dauerten im Schnitt 132 Sekunden machten im Schnitt etwa 14% des gesamten Beobachtungszeitraums pro Patienten aus. Bei allen Patienten normalisierte sich die Sauerstoffsättigung bis zum Ende der Messperiode. Der Blutfluss erniedrigte sich um mehr als 30% bei 8 Patienten, ohne dass kritische Werte erreicht wurden. 3 Patienten zeigten eine reaktive Zunahme des Blutflusses von mehr als 30%. Kritische Hämoglobinkonzentrationen konnten nicht gemessen werden.

Schlussfolgerung: Die Injektion adrenalinhaltiger Lokalanästhetika kann kurzfristig zu kritischen Sättigungsabfällen im Bereich der Fingerkuppen führen. Diese sind jedoch sehr kurz, normalisieren sich innerhalb von Minuten und verursachen keine langfristigen Komplikationen. Die WALANT Technik kann nach wie vor als sicher angenommen werden.