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60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

08. bis 10. Oktober 2020, Münster

Rekonstruktion des palmaren ulnoradialen Bandes des distalen Radioulnargelenkes mittels freien osteoligamentären Transplantats aus dem Retinaculum extensorum

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 08.-10.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dgh04

doi: 10.3205/20dgh04, urn:nbn:de:0183-20dgh046

Veröffentlicht: 9. Oktober 2020

© 2020 Tünnerhoff.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eine schmerzhafte Instabilität des distalen Radioulnargelenkes (DRUG) wird in manchen Fällen durch Rekonstruktion der ulnoradialen Ligamente (URL) behandelt. Die URL können durch Ersatz des ganzen Komplexes mit freiem Sehnentransplantat wiederhergestellt werden oder – einfacher – durch Rekonstruktion nur des von der Fovea aufsteigenden Teils unter Verflechtung mit den Resten des Bandapparates, die am Radius verblieben sind.

In vielen Fällen ist infolge der Stabilisierung des DRUG durch den distalen Teil der Membrana interossea in Supination ein Ersatz allein des palmaren URL ausreichend.

Alle diese Bandrekonstruktionen sind jedoch mit dem Risiko einer Lockerung der Sehne verbunden.

Eine neue Methode, bei der statt einem freien Sehnenstreifen ein osteoligamentäres Transplantat vom Retinaculum extensorum verwendet wird, wurde entwickelt.

Methodik: Ein corticospongiöses Knochenstück wird vom Radius im Bereich des Septum zwischen dem 2. und 3. Strecksehnenfachgehoben, wobei ein Streifen aus dem mittleren Teil des Retinaculum sowohl nach ulnar wie radial entnommen wird. Das Knochentransplantat wird zu einem Zylinder von 6 mm Durchmesser getrimmt und beide Teile des Retinakulumstreifens mit einer Naht armiert. Über einen palmaren Zugang wird ein Knochenkanal schräg durch die Ulna gebohrt (Durchmesser am Eintritt 6 mm, am Austritt in der Fovea 3,5 mm). In diesen Kanal wird das Transplantat eingezogen, so dass sich der Knochen fest in der Spongiosa des Caput ulnae verkeilt. Der ausgeleitete Bandstreifen wird in Repositionsstellung straff mit dem palmaren URL verflochten. Immobilisierung im Oberarmgips / 6 Wochen.

Ergebnisse: Von 2016–2018 wurden 7 Gelenke bei 6 Patienten nach dieser Technik operiert (5 weiblich, 1 männlich, Altersdurchschnitt 36 J), alle wegen rezidivierender Instabilität nach vorausgegangenen Operationen, Nachbeobachtungszeit mindestens 6 Monate. Bei allen wurde freie Beweglichkeit erreicht und die Stabilität des DRUG wiederhergestellt. Röntgen nach 6 Wochen zeigte bei allen gute Einheilung des Knochens. Komplikationen durch Hebung oder Einsetzen des Transplantates traten nicht auf. In einem Fall erfolgte simultan eine Ulnaverkürzungsosteotomie. 5 Patienten wurden schmerzfrei, bei einem Patienten dauerten die Schmerzen aufgrund einer radiolunären Arthrose an.

Schlussfolgerung: Eine rezidivierende Instabilität des DRUG kann durch Rekonstruktion des ulnaren Teils des palmaren ulnoradialen Bandes mittels osteoligamentären Transplantates vom Retinaculum extensorum behandelt werden.