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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Stationäre multimodale kognitive Verhaltenstherapie bei männlichen im Vergleich zu weiblichen jugendlichen Patienten mit Anorexia nervosa

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Silke Naab - Schön Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee, Deutschland
  • Sandra Schlegl - Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum München, München, Deutschland
  • Simone Pfeuffer - Schön Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee, Deutschland
  • Markus Fumi - Schön Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee, Deutschland
  • Jörg Heuser - Schön Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee, Deutschland
  • Ulrich Voderholzer - Schön Klinik Rosenbeck, Prien am Chiemsee, Deutschland; Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess103

doi: 10.3205/16dgess103, urn:nbn:de:0183-16dgess1034

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 Naab et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Anorexia nervosa (AN) ist eine schwerwiegende und zu Chronifizierung neigende psychosomatische Erkrankung mit Erhöhung der Prävalenz und Erniedrigung des Ersterkrankungsalters in den letzten Jahrzehnten. Männliche Jugendliche sind deutlich weniger betroffen. Die Effektivität einer stationären kognitiv verhaltenstherapeutischen multimodalen Behandlung auf einer spezialisierten Station für Essstörungen und Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Jugendlichen hinsichtlich des Behandlungserfolgs wurde evaluiert

Methoden: 410 weibliche und 14 männliche Jugendliche mit AN im Alter von 14;0 bis 17;11 Jahren (M = 15,92 Jahre, SD 0,92 vs. W= 16,2 Jahre; SD 0,89), konsekutiv aufgenommen, werden untersucht. Body-Mass-Index (BMI), Selbstbeurteilungsinstrumente zur Erfassung der Essstörungssymptomatik (Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2); Paul & Thiel, 2005), der depressiven Symptomatik (PHQ, Löwe et al., 2004) und der allgemeinen Psychopathologie (Brief Symptom Inventory (BSI); Franke, 2000) werden bei Aufnahme und Entlassung erhoben.

Ergebnisse: Die Gruppen zeigen keine Unterschiede hinsichtlich Alter, Behandlungsdauer, genereller Psychopathologie, BMI bei Aufnahme und essstörungsspezifischen psychometrischen Werten. Der durchschnittliche (BMI) stieg bei den weiblichen Patienten mit 14,6 kg/m² (SD 1,4) bei Aufnahme und 16,8 kg/m² (SD 1,6) bei Entlassung signifikant weniger stark an als bei den männlichen (15,4 kg/m² (SD 1,0) bei Aufnahme auf 17;9 kg/m² (SD 1,3) bei Entlassung). Der Gewichtszuwachs pro Woche war bei den männlichen Jugendlichen deutlich größer als bei den weiblichen (820 g/Woche vs. 530 g/Woche). Die männlichen Jugendlichen erreichten eine höhere Gewichtszunahme (7,6 kg vs. 5,8 kg) in kürzerer Behandlungszeit (58 Tage vs. 75 Tage).

Die Veränderung der generellen Essstörungssymptomatik war in beiden Gruppen gleich hoch und signifikant. Die Reduktion der komorbiden depressiven Symptomatik und der generellen Psychopathologie war in beiden Gruppen in vergleichbar und signifikant.

Schlussfolgerung: Eine stationäre multimodale kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung von Jugendlichen mit Anorexia nervosa auf spezialisierten Stationen für Essstörungen ist effektiv. Die männlichen Jugendlichen profitieren in kürzerer Behandlungsdauer deutlicher hinsichtlich Gewichtszunahme, Veränderung allgemeiner und Essstörungspsychopathologie. Mögliche Gründe für die Unterschiede werden dargelegt. Hauptlimitation der Ergebnisse ist die Ungleichheit der Fallzahlen weiblicher und männlicher Patienten. Im weiteren werden die Ergebnisse mit einer größeren Gruppe männlicher Jugendlicher verglichen.