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Vom Online- ins Face-to-Face-Setting – Eine Einzelfallstudie aus dem Internet-basierten Programm „ProYouth“ zur Prävention und frühen Intervention bei Essstörungen
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Veröffentlicht: | 18. Februar 2016 |
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Hintergrund: Viele Betroffene mit Essstörungssymptomen nehmen aus Gründen wie mangelndem Wissen, Unsicherheit, Schamgefühlen und Angst vor Stigmatisierung keine (zeitnahe) professionelle Hilfe in Anspruch. Internet-basierte Programme haben das Potenzial eine Verbindung zwischen universeller Prävention (Aufklärung und Information großer Zielpopulationen), indizierter Prävention (Früherkennung gefährdeter Personen) und Frühintervention (Abbau von Barrieren, Vermittlung in die Regelversorgung) herzustellen. Die EU-geförderte Online-Plattform „ProYouth“ wurde mit diesem Ziel entwickelt und beinhaltet sowohl automatisierte (Screening, supportives Monitoring, Psychoedukation über einen Informations- und News-Bereich) als auch personalisierte Module (Peer Support über ein moderiertes Forum, psychologische Beratung in Gruppen- und Einzelchats). Teilnehmende können entsprechend ihres individuellen Unterstützungsbedarfs frei wählen, in welchem Umfang sie ProYouth nutzen.
Methoden: In der vorliegenden Einzelfallstudie wurden die Nutzungsdaten einer 18-jährigen Frau analysiert, die ProYouth über einen Zeitraum von 1,5 Jahren nutzte. Es wurden Screening- und Monitoring-Daten zur Soziodemographie und Essstörungssymptomen sowie das Nutzungsverhalten der Teilnehmerin in Bezug auf Umfang und Häufigkeit untersucht. Zudem erfolgte eine inhaltliche Auswertung der Chatprotokolle.
Ergebnisse: Die Einzelfallstudie veranschaulicht wie eine stark belastete Teilnehmerin im Rahmen von ProYouth schrittweise dazu motiviert und ermutigt werden konnte, die auf der Plattform angebotene psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen, wie dadurch Barrieren im Hilfesuchverhalten reduziert und auf die Vermittlung in die reguläre Versorgung fokussiert werden können.
Schlussfolgerung: ProYouth stellt neben dem Angebot der Primärprävention und Frühintervention auch für Teilnehmende mit bestehender Essstörungssymptomatik eine (erste) Anlaufstelle dar. Wie durch den Einzelfall illustriert, ermöglicht es der ProYouth zugrunde liegende flexible Ansatz 1.) bestehende Risiken und Symptome frühzeitig zu identifizieren, 2.) individuell auf einen höheren Bedarf an Unterstützung einzugehen und 3.) den Zugang zur Regelversorgung durch den Abbau von Barrieren im Hilfesuchprozess zu erleichtern. Abschließend werden Potenzial und Grenzen dieses Angebots diskutiert.