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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Haarkortisol bei jugendlichen Patientinnen mit Anorexia nervosa

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Manuel Föcker - Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, LVR-Klinikum Essen, Kliniken und Institut der Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • author Triinu Peters - Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, LVR-Klinikum Essen, Kliniken und Institut der Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • author Johannes Hebebrand - Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, LVR-Klinikum Essen, Kliniken und Institut der Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • author Özgür Albayrak - Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess056

doi: 10.3205/16dgess056, urn:nbn:de:0183-16dgess0569

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 Föcker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Messung von Kortisol im Haar scheint unter Berücksichtigung wichtiger konfundierender Variablen wie Alter, Geschlecht, BMI und Rauchen eine zuverlässigere Methode im Vergleich zur Messung in Blut, Urin und Speichel darzustellen, um die Ausschüttung von Kortisol über einen längeren Zeitraum abzubilden. Studien zum Zusammenhang zwischen Haarkortisol und chronischem Stress zeigen erhöhte Haarkortisolwerte im Vergleich zu gesunden Probanden unter verschiedensten Bedingungen wie Life-Events, Arbeitslosigkeit, Schmerz. Wohingegen Studien zum Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Haarkortisol unterschiedliche Befunde bezogen auf unterschiedliche psychiatrische Erkrankungen wie Angsterkrankungen, Posttraumatische Belastungsstörungen und Bipolare Erkrankungen aufzeigen. Auf der Grundlage bereits zahlreich erfolgter Messungen von Kortisol im Blut, Speichel und Urin bei Patientinnnen mit Anorexia nervosa wurden konsistent erhöhte Kortisolspiegel berichtet. Haarkortisolmessungen wurden bei diesen Patientinnen noch nicht durchgeführt. Aufgrund der Vorbefunde und der häufig seit einer längeren Zeit bestehenden katabolen Stoffwechsellage nehmen wir an, dass diese Patientinnen ebenfalls erhöhte Kortisolwerte im Haar aufweisen.

Methoden: Wir haben die Haarkortisolkonzentrationen bei 24 jugendlichen Patientinnen mit Anorexia nervosa und 22 gesunden Kontrollen gemessen und den Unterschied der Mittelwerte der Haarkortisolkonzentrationen untersucht. Zudem haben wir post-hoc potenzielle Zusammenhänge zwischen Haarkortisol und Alter, BMI, Fettmasse und fettfreier Masse in beiden Untersuchungsgruppen überprüft.

Ergebnisse: Die Haarkortisolkonzentrationen der Patientinnen mit Anorexia nervosa sind signifikant niederiger als diejenigen der Kontrollen. Es zeigen sich post-hoc keine signifikanten Zusammenhänge zwischen Haarkortisol und Alter sowie Haarkortisol und anthropometrischen Parametern (BMI-SDS, Fettmasse und fettfreie Masse) innerhalb der beiden Untersuchungsgruppen.

Schlussfolgerung: In der vorliegenden Untersuchung zeigten sich keine erhöhten Kortisolwerte im Haar bei Patientinnen mit Anorexia nervosa im Vergleich zu gesunden Kontrollen. Wir nehmen an, dass die Starvation die Physiologie des Haares erheblich beeinträchtigt (Brüchigkeit der Haare, Haarausfall), was die erniedrigten Kortisolwerte bei den Patientinnen erklären könnte.