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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Multizentrischer, randomisierter Vergleich zwischen Internet-basierter Selbsthilfe und kognitiver Verhaltenstherapie in der Behandlung der Binge-Eating-Störung (INTERBED)

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess052

doi: 10.3205/16dgess052, urn:nbn:de:0183-16dgess0521

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 de Zwaan et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Binge-Eating-Störung hat eine Lebenszeitprävalenz von etwa 1,9%. Sie geht mit erhöhter psychischer Komorbidität und mit Adipositas einher. Die BES wurde in das DSM-5 als eigenständige Essstörungs-Diagnose aufgenommen. Mehrere randomisiert-kontrollierte Studien haben die Wirksamkeit buchbasierter, angeleiteter Selbsthilfe-Ansätze in der Behandlung der BES zeigen können. Die Wirksamkeit internetbasierter Selbsthilfe-Ansätze, v.a. im Vergleich zu der als Standardbehandlung geltenden kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) bleibt jedoch weitgehend unklar.

Methoden: Ziel der vorliegenden Studie war ein Vergleich der Wirksamkeit eines internetbasierten, angeleiteten Selbsthilfeprogramms (GSH-I) mit KVT, im Rahmen einer multizentrischen randomisierten Studie. In 7 Zentren in Deutschland und der Schweiz wurden Personen mit BES und subsyndromaler BES und einem BMI zwischen 27 und 40 kg/m² für die vom BMBF geförderte Nichtunterlegenheitsstudie rekrutiert. Beide Behandlungen dauerten 4 Monate. Die GSH-I umfasste neben dem interaktiven Selbsthilfeprogramm eine Anleitung durch einen Coach mit bis zu 20 E-Mail-Kontakten sowie einem Eingangs- und einem Abschussgespräch. Die KVT umfasste 20 individuelle Therapiesitzungen. Das primäre Therapieziel war die Reduktion die Anzahl der Essanfälle. Als sekundäre Outcomekriterien wurden die essstörungsspezifische und allgemeine Psychopathologie, die Lebensqualität, der Selbstwert und das Körpergewicht durch klinische Interviews, Selbstbeurteilungsbögen und objektive Messungen erfasst. Die Messzeitpunkte umfassten neben der Erhebung zu Baseline die Behandlungsmitte und das Behandlungsende, sowie Katamneseuntersuchungen 6 und 18 Monate nach Therapieende.

Ergebnisse: Von n=586 telefonisch gescreenten Personen, wurden n=178 Patienten randomisiert, in jeden Therapiearm n=89. Erste Auswertungen zeigen eine hohe Adhärenz in beiden Behandlungsarmen und einen Behandlungsabbruch bei 14,7% der GSH-I-Patienten und 5,6% der KVT-Patienten. In beiden Therapiearmen kam es zu einer signifikanten Reduktion der objektiven Essanfälle. Dennoch konnte die Nichtunterlegenheit der internetbasierten Selbsthilfe nicht nachgewiesen werden. Vor allem in der Anzahl der remittierten Patienten, die keine Essanfälle während der letzten 4 Wochen berichteten, war die KVT (61%) zu Therapieende der internetbasierten Selbsthilfe (35%) signifikant überlegen. Eine Gewichtsveränderung konnte in beiden Gruppen nicht beobachtet werden.