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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Weg mit den Snacks, her mit dem Gemüse: Approach-Avoidance-Training (AAT) bei Kindern und Jugendlichen mit Adipositas

Meeting Abstract

  • corresponding author Petra Warschburger - Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • author presenting/speaker Katrin Lieck - Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • Marisa Morawietz - Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • M. Rinck - 2Radboud University Nijmegen, Nijmegen, Niederlande

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess044

doi: 10.3205/16dgess044, urn:nbn:de:0183-16dgess0445

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 Warschburger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Selbstkontrolle ist die Fähigkeit, impulsive Reaktionen zu verhindern (response inhibition) und ist wichtig zur Verfolgung von Langzeitzielen (Baumeister, Vohs, & Tice, 2007). Bei der Gewichtsabnahme ist ein besonderes Maß an Selbstkontrolle nötig, um impulsive Reaktionen (die Annäherung und das Verspeisen) auf allgegenwärtige verführerische (hochkalorische) Lebensmittel zu verhindern. So findet sich ein Zusammenhang zwischen response inhibition und Adipositas (z.B. Nederkoorn, Braet, Van Eijs, Tanghe, & Jansen, 2006). In der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob mit Hilfe eines computerbasierten Trainings die Selbstkontrollfähigkeiten adipöser Kinder gesteigert werden können.

Methoden: In der DRV- geförderten Studie wurde ein computerbasiertes Selbstkontrolltraining entwickelt. Das Training basiert auf dem „Approach-Avoidance Paradigm“ (Wiers, Eberl, Rinck, Becker, & Lindenmeyer, 2011). Die Kinder hatten in 6 Sitzungen à 15 Minuten die Aufgabe Snack-Stimuli mit dem Joystick wegzuschieben und Gemüse-Stimuli zu sich heranzuziehen. Gemessen wurden die Reaktionszeiten der Kinder nach Konfrontation mit den Nahrungsmittelstimuli.

Ergebnisse: Es nahmen 59 übergewichtige und adipöse Kinder und Jugendliche (57, 6 % Mädchen und 42,4 % Jungen) im Alter von 8 bis 16 Jahren (M = 12,83, SD = 1,98) an der Pilotstudie teil. Innerhalb der einzelnen Sitzungen zeigte sich, dass die Kinder zunehmend schneller die entsprechenden Joy-Stickbewegungen ausführen konnten. Erste Ergebnisse bestätigen zudem, dass sich die Kompatibilität (Heranziehen von Gemüse; Wegdrücken von Süßigkeiten) über die Trainingsdauer hinweg erhöhte (Kontrolle von Alter (F( 1, 52) = 5,59, p < 0,05). Im Einzelnen bedeutet dies, dass die Kinder nach dem Training eine verminderte Annäherungstendenz in Bezug auf Snacks und eine höhere Annäherungstendenz in Bezug auf Gemüse hatten.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Annäherungs- und Vermeidungstendenzen der Kinder mit unserem Training verändert werden können. In einer weitergehenden randomisiert-kontrollierten multizentrischen Wirksamkeitsstudie wird derzeit überprüft, ob ein solches Training sich auch positiv auf den längerfristigen Gewichtsverlauf nach einer stationären Rehabilitationsmaßnahme auswirkt. Mit einem solchen Training läge dann eine relativ kostengünstige Unterstützung der multiprofessionellen Therapie der Adipositas vor.